Kapitel 46

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Mario's Sicht:

Ich drückte auf die Klingel. Wenige Sekunden später öffnete Felix die Tür. "Marioooo!" rief er und fiel mir um den Hals. Ich drückte ihn fest an mich. Nell stand schüchtern hinter mir. Felix, den sie anscheinend schon für sich gewonnen hatte, nahm auch sie kurz in den Arm, was sie sichtlich überrumpelte. Dann lächelte sie. "Na, wie geht's?" fragte sie ihn. "Super!" strahlte er. Jetzt trat auch Fabi dazu. Er grinste mich an. "Lässt du dich also auch mal wieder blicken." Ich nahm auch ihn in den Arm. Nell sah auf den Boden. "Wollt ihr uns vielleicht mal reinlassen?" brach ich die Stille. "Mhhmm..." machte Fabi nur und lief nach drinnen. Ich nahm Nell's Hand und zog sie hinter mir her. "Mario?" ertönte die Stimme meiner Mutter, bevor sie dann gefolgt von meinem Vater aus der Küche trat. Beide nahmen mich gleichzeitig in den Arm. Mein Vater erblickte Nell, die wieder nur schüchtern lächelnd daneben stand. Er streckte ihr seine Hand entgegen. "Hallo, du musst Nell sein." sagte er freundlich. Sie nahm seine Hand. "Ja, richtig. Freut mich, Sie kennenzulernen." erwiderte sie. Mein Vater winkte ab. "Nenn mich Jürgen." meinte er. Sie nickte. Meine Mutter dagegen begrüßte sie nur mit einem einfachen "Hallo." Dazu ein kritischer Blick. "Komm, ich zeig dir unser Haus." sagte Felix und zog Nell an der Hand mit sich. Ich lächelte und sah den Beiden nach. "Das ist also diese Nell." meinte meine Mutter. Mein Lächeln verschwand. "Was soll das heißen?" fragte ich. "Sie scheint nett zu sein." antwortete mein Vater an ihrer Stelle und schob sie mit einem entschuldigenden Blick in meine Richtung in die Küche. Fabi und ich gingen hinterher. Felix war mit Nell auf der Terasse. "Kannst du Fußballspielen?" fragte Felix sie gerade. "Klar!" sagte sie und zog ihre Schuhe aus. Sie kickten ein Bisschen. "Holst du die Zwei bitte rein?" bat mich meine Mutter. Ich ging also nach draußen. Weil Felix und Nell völlig abwesend waren, packte ich Nell an der Hüfte. Felix kam schwer atmend dazu. "Mann, deine Freundin hat's drauf." meinte er anerkennend. "Gutes Spiel." grinste Nell und gab Felix ein High-Five. "Kommt ihr?" unterbrach ich sie. Nell zog ihre Schuhe wieder an und begleitete uns dann nach drinnen. Sie setzte sich neben mich an den Tisch. "Und als was arbeitest du?" fing mein Vater irgendwann das Gespräch an, während meine Mutter Kaffee und Kuchen servierte. "Ich habe Medizin studiert und arbeite beim DFB. Als Mannschaftsärztin." erklärte sie. "Ach, so habt ihr euch also kennengelernt." sprach mein Vater weiter. "Wir kannten uns schon vorher." sagte ich. "Ach wirklich? Du hast uns nie von ihr erzählt." meinte er. Meine Mutter setzte sich jetzt an den Tisch. "Ja, wir... sagen wir mal so, wir hatten unsere Startschwierigkeiten." erklärte ich, weil Nell mich von der Seite ansah. "Und wie kam es dazu, dass ihr jetzt zusammen seid?" wollte meine Mutter von Nell wissen. Nell war verunsichert. "Naja, ..." begann sie. Vermutlich wollte sie vor meinen Eltern nicht sagen, dass wir nur zusammen waren, weil sie mir verziehen und sich auf mich eingelassen hatte. "Ich wollte schon länger was von ihr, aber habe erst später geschafft, sie rumzukriegen." erzählte ich also. "Aber die Hauptsache ist ja, dass wir jetzt zusammen sind." ergänzte ich. "Ich hoffe du meinst es auch ernst mit unserem Mario." sagte meine Mutter. In ihrem Ton lag aber keinerlei Freundlichkeit oder Amüsierung. "Er hat uns ja schon die Ein oder Andere Sache erzählt." fügte sie kalt hinzu. Nell warf einen Blick auf mich. Ich konnte nur entschuldigend mit den Schultern zucken. "Ja, ich meine es definitiv ernst. Er bedeutet mir sehr viel." meinte Nell dann. Von ihren Worten berührt lächelte ich in mich hinein. Doch das hielt nicht lange denn meine Mutter konnte sich einen Kommentar nicht verkneifen. "Das hat man ja gesehen, als Mario sich bei uns ausgeheult hat. Er muss dich wirklich sehr lieben, wenn er dir den Seitensprung verzeiht." Mein Vater Griff nach ihrer Hand. "Astrid..." warnte er. "Mum, das hat sich alles aufgeklärt. Sie hat mich nicht betrogen und das Kind..." rutschte es mir heraus. Meine Eltern starrten geschockt zwischen Nell und mir hin und her. Ich atmete tief durch und nahm Nell's Hand, die auf dem Tisch lag. "Ja, ihr habt richtig gehört. Nell ist schwanger. Und ich..." begann ich, doch meine Mutter unterbrach mich wieder. "Schwanger?! Dieses Mädchen will dir ein Kind unterschieben?! Und du akzeptierst das?!" schrie sie schon fast. Ich erhob mich von meinem Stuhl. "Mum hör auf. Niemand will mir ein Kind unterjubeln." sagte ich. Ich wusste nicht was mit meiner Mutter los war. Sie war sonst ein so herzlicher Mensch. Sie verurteilte meine Freundin und ließ mich einfach nicht erklären, dass das alles gar nicht stimmte. "Ach ja, tut mir Leid mein Sohn, sie kann ja nichts dafür aus solchen Kreisen zu stammen. Der Vater ein Schläger und die Mutter eine psychisch kranke Suizidtäterin." sprach sie weiter. Ich war geschockt. Genauso wie Nell, die meine Mutter entgeistert ansah. Sie erhob sich. "Es reicht! Sie können mich so viel beleidigen, wie Sie wollen, aber meine Familie und vor Allem meine Mutter beleidigen sie nicht!" sagte sie erstaunlich ruhig. Dann wandte sie sich an mich. "Mario, es tut mir leid. Ich gehe wohl besser." meinte sie und schob sich an mir vorbei. "Nein, warte doch." wollte ich sie aufhalten und nahm sie am Handgelenk. Sie schüttelte mich sanft ab. "Ich bin hier nicht erwünscht. Ich wäre gerne allein." Felix erhob sich. "Kommst du wieder?" fragte er Nell. Sie atmete tief ein und aus und schüttelte schließlich den Kopf. Dann drehte sie sich um und ging Richtung Haustür. Ich warf meinen Eltern einen bösen Blick zu und lief ihr hinterher. "Nell es tut mir so leid." flehte ich. "Schon gut, Mario. Ich melde mich." meinte sie nur.
Nell's Sicht:

Liebe stirbt nicht {Mario Götze u.A.}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt