SECHSUNDDREIZIG

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-TOMS SICHT-

So schnell ich kann hüpfe ich von meinem Motorrad. Ich war auf dem Highway unterwegs und als Zeit zum tanken wurde, hab ich Janas SMS gelesen und habe sofort auf den Weg nach Hause gemacht. Sie liebt mich!

Sie beginnt sich zu erinnern und ich bin nicht da! Ich bin so blöd!

Statt sie nach Hause zu bringen, fahre ich planlos die Gegend um meinen Kopf leer zu kriegen und habe mich gerade mal dazu durchgerungen ihr eine... Okay sechs, SMS zu schreiben.

Ich renne nahezu zu unserer Haustüre und stürme in Haus. Es ist still. Vielleicht ist Jana rüber zu Jenny und Bill gegangen, denke ich. Doch als ich das Wohnzimmer betrete, spüre ich das sie hier sein muss, bevor ich sie schlafend auf der Couch erblicke.

Ich atme erleichtert auf. Mit einem leichten Lächeln gehe ich auf sie zu und setzte mich neben sie auf die Couch.

Ihr Atem geht ruhig und gleichmäßig. Es gibt mir eine Innere Ruhe, sie so friedlich schlafend zu sehen. Ich betrachte sie genau und schiebe ihr eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr. Sie ist so wunderschön. Mein Mädchen.

Meine Hand verweilt an ihrer Wange und zu meinem Erstaunen, neigt sie ihr Gesicht in meine Handfläche. Mein Herz schlägt schneller, doch es beruhigt sich wieder, als mir klar wir, dass sie immer noch tief am schlafen ist.

An wie viel wird sie sich erinnern, wenn sie wach wird? Diese Ungewissheit bringt mich um. Der Arzt meinte, dass es wahrscheinlich ist das Jana sich irgendwann mit einem Schlag an alles erinnern kann. Natürlich wird sie sich erst nur an kleine Dinge erinnern können. An kleine Erinnerungen, an Lieder oder sonstiges.

Ich hoffe inständig, dass es keine Tage oder gar noch Wochen dauern wird bis Jana sich erinnern kann. Mein Blick wandert runter zu ihrem Bauch.

Ich betrachte ihn genau in ihrem engen Top, welches sie trägt. Und tatsächlich, man keine eine kleine Wölbung erkennen. Warum ist es mir vor ein paar Tagen noch nicht aufgefallen? Vor dem Unfall?

Automatisch lege ich meine freie Hand vorsichtig auf die leichte Wölbung, welcher sich meine Hand sofort anpasst. Ich sauge scharf Luft ein. Ein unbeschreibliches Gefühl überkommt mich. Ich glaube so glücklich war ich noch nie in meinem Leben! Vorsichtig lasse ich meine Handfläche an ihrem Bauch auf und abgleiten.

Ich spüre wie mein Blick verschwimmt. Freudentränen. Ich schließe die Augen und versuche dieses Gefühl tief in mir aufzusaugen. Ich will mich für immer an dieses Gefühl erinnern können.

Plötzlich spüre ich, wie sich eine Hand um meine Wange legt. Für einen Moment bin ich verwirrt, aber lasse die Augen geschlossen.

Ich habe Angst Jana in die Augen zu sehen. Ich habe Angst davor, was ich darin sehen werde.

Und am aller schlimmsten ist die Tatsache, dass meine Hand immer noch auf ihrem Bauch verweilt. Sie wird denken ich wäre total Krank.

„Tom?!" spricht sie mich erstaunlich sanfter und warmer Stimme.

Ich räuspere mich und öffne langsam die Augen. Jana sieht mich mit einem kleinen Lächeln an. Aber dieses Lächeln, ist anders als die, die ich den letzten Tagen gesehen habe. Es ist vertraut.

„Hmm?" brumme ich, da ich nicht imstande bin nur ein einziges Wort rauszubringen.

Ich nehme meine Hand von ihrer Wange und lege sie auf ihre eigene Hand, welche immer noch auf meiner Wange liegt. Mit dem Daumen streichle ich über ihre Fingerknöchel und lächle unsicher zurück.

Dann beißt sie sich peinlich berührt und etwas traurig auf ihre Unterlippe. Jetzt sehe ich sie fragend an. Es scheint nicht meine Geste zu sein, die sie peinlich berührt...

„Es war kein schlechter Traum oder?!" murmelt sie und klingt als würde sie die richtige Antwort schon kennen.

„Was war kein Traum?" frage ich wispernd.

„Der Unfall... Das ich alles vergessen habe?" sie schluckt. „-Dich- vergessen habe?!"

Ich sehe sie ungläubig und mit aufgerissenen Augen an.

„Es tut mir leid; Tom. Ich wollte das nicht... Aber es ist irgendwie wieder da... als wäre es nie weg gewesen!" entschuldigt sie sich und mir hat es immer noch die Sprache verschlagen.

Sie erinnert sich! An alles? Als wäre es nie weg gewesen?!

Mein Herz scheint Luftsprünge zu machen! Ich würde wahrscheinlich auch welche machen, wenn ich in der Lage wäre aus meiner Starre zu erwachen!

Sie sieht mich immer noch entschuldigend an, doch dann wirkt ihr Ausdruck auf einmal nachdenklich und ihr Blick wandert zu meiner Hand, welche nie ihren Bach verlassen hat. Mist! Ist sie dafür schon bereit? Sie kann sich doch gerade erst wieder erinnern!

Wird sie es überhaupt merken?! Ist diese Geste so offensichtlich?

Ich beobachte Jana genau. Sie zieht ihre Hand langsam unter meiner raus und legt dann ohne ein Wort ihre Hand auf meine, auf ihrem Bauch verweilende Hand.

Ihre Bewegung ist langsam und vorsichtig.

Sie schaut auf unsere Hände... Und auf ihren Bauch.

Dann wandert ihr Blick verstörend langsam zu meinem Gesicht. Ich halte unwillkürlich den Atem an und beiße mir leicht in meine Wange.

Sie blinzelt mich an, als ihr Blick meinen auffängt.

Sie drückt leicht meine Hand und sieht mich nun mit ihren großen blauen an.

Sie atmet tief ein, was mich auch wieder zum atmen bewegt und öffnet den Mund um etwas zu sagen. Doch sie scheint sprachlos.

Ihre Augen fangen an zu glitzern und ihre Wangen beginnen zu glühen.

Mit der ersten Träne, die ihr über die Wange rinnt, breitet sich ein ungläubig Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

Mein Magen zieht sich zusammen. Sie weiß es. Hat sie es wirklich begriffen?! Und sie lächelt?!

„Ich- Du?... Also, wir -....?!" stammelt sie beinahe quiekend, jedoch immer noch etwas zurückhaltend.

Ich lächle breit und nicke langsam.

Nun gibt es für ihre Tränen kein halten mehr und sie springt quiekend auf mich drauf, sodass ich sie rittlings auf mir sitzt und ich flach auf der Couch.

Sie schlingt ihre Arme feste um meinen Nacken und weint.

Ich überlege kurz sie zu trösten? Vielleicht ist es gerade doch etwas zu viel..., denke ich, als sie an meiner Schulter weint.

Doch dann hebt sie ihren Kopf und strahlt mich überglücklich, voller Liebe und Zuneigung an. Ich lächle sie stolz an und kämpfe nun auch mit den Tränen. Fuck!

Ich schlinge meine Arme um sie und drücke sie feste... Und doch vorsichtig, an mich.

Hi, ich bin Tom Kaulitz! - 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt