ACHTZEHN

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-TOM'S SICHT-

Ich weiß nicht wie lange ich schon auf dem Boden verharre. Minuten, Stunden!?

Habe ich das eben wirklich getan? Verdammt. Es fühlt sich so gut an! Endlich fühlt sich etwas nach langem wieder richtig an!

Plötzlich merke ich wie sich jemand neben mir niederlässt. Ich spüre sofort, dass es mein Bruder ist. Ich sollte auch ihm endlich die Wahrheit erzählen. Auch wenn sie absurd klingen mag. Nach all den Jahren gab es Momente, da kam selbst mir die Wahrheit surreal vor.

Ich schüttle langsam den Kopf, wische mir die Tränen weg und lehne mich mit meinem Hinterkopf gegen die Wand. Die Augen geschlossen.

Schließlich öffne ich die Augen und sehe Bill an. Ich zwinge mich ihn leicht anzulächeln. Er läche lächelt zurück, presst aber seine Lippen aufeinander. Sein Blick hat etwas von Mitleid, Angst und ... Wut!?

Okay. Hab ich irgendwas falsch gemacht!? Auf die schnelle fällt mir jedenfalls nichts ein. Oder... Vielleicht hat er mitbekommen das ich Kim angeschrien habe und ist jetzt pissig!?

"Wie geht's dir!?" bricht Bill die stille zwischen uns. Ich wende meinen Blick von ihm an und starre auf die graue Wand vor mir.

"Um ehrlich zu sein... Ich fühle mich gut. Verdammt gut und lebendig!" ich seufze erleichtert.

"Ich habe eben Kim gesehen, wie sie völlig aufgelöst aus dem Haus gerannt ist" erklärt er, ich sehe ihn an und nicke leicht.

"Willst du endlich mit mir reden?!" fragt er etwas zickig und trotzdem mitfühlend. Was weiß er? Und woher?

Als Antwort nicke ich und starre wieder an die Wand.

"Komm. Lass uns erstmal von dem harten Boden aufstehen!" schlägt er vor, steht auf und streckt mir eine Hand entgegen. Ich greife sie und Bill zieht mich hoch. Ich atme tief durch und gehe in die Küche. Bill folgt mir.

Wir setzen uns auf die Hocker. Jetzt sitze ich ihm gegenüber. Schweigend. Wo soll ich bloß anfangen?!

"Ich - ich..." stottere ich. Bill verdreht die Augen.

"Tom, rede endlich. Ich werde dich schon nicht verurteilen!" macht er klar. Wird er das wirklich nicht? Er tut so als wüsste er bereits was jetzt kommt.

"Du weißt doch irgendwas!?" ich sehe ihn skeptisch an.

"Und wenn schon. Ich will es von dir hören. Ich will das du mit mir redest Tom!" jetzt klingt er beinahe vorwurfsvoll.

"Okay... Wo soll ich bloß anfangen, Bill. Es ist alles so kompliziert!" Ich fasse mir verzweifelt an die Schläfe.

Bill sagt nichts, sondern sieht mich nur geduldig an. Ich atme tief durch und verschränke meine Finger und lege sie vor mir auf die Marmorplatte.

"Also, ich hatte bei Jana übernachtet und der Morgen fing echt super an. Dann habe ich beschlossen mit dem Hund zu gehen und Frühstück für uns beide zu holen................................................................................................................................................................................................................................................"

Als ich Bill, nach einer gefühlten Stunde, alles erzählt habe, spüre ich schon wieder heiße Tränen in meinen Augen brennen. So langsam dürfte ich eigentlich keine mehr übrig haben, oder!? So viel habe ich in meinem Leben noch nicht geheult!

"Warum hast du mir nie was gesagt!?" flüstert Bill wütend, aber auch die Traurigkeit in seiner Stimme ist nicht zu überhören.

"Es tut mir leid! Ich wusste nicht wie und ich habe gedacht du würdest es nicht verstehen... Mich nicht verstehen!" murmle ich und schäme mich allmählich, dass ich ihm nie was gesagt habe.

"Tom, verdammt! Du bist mein Bruder. Mein Zwilling, habe ich dich jemals, ernsthaft, verurteilt!?" fragt er enttäuscht. Ich schüttle den Kopf. "Nein."

"Oh Tom ich bin so verdammt wütend... Nicht nur auf dich, auch auf mich! Ich habe von all dem nichts mitbekommen! Dir ging es so schlecht, die ganzen Jahre über und ich - Ich habe es nicht gesehen, weil ich mit meinem eigenen Leben beschäftigt war!" schluchzt Bill.

Ich stehe von meinem Hocker auf, umrunde die Kücheninsel und ziehe meinen Bruder in meine Arme.

"Bill, bitte mach dir keine Vorwürfe. Das ist das Letzte was ich will! Ich war einfach nur zu feige um irgendeinem von der Sizuation zu erzählen!" flehe ich und drücke ihn fester an mich.

"Ich bin so wütend auf dich!" schluchzt er.

"Ich weiß!" Bill löst die Umarmung und boxt mich hart auf den Arm.

"Aua! Spinnst du!?" zische ich. Bill lacht und grinst mich an. "Das ist der Tom den ich kenne!"

Ich grinse ihn an.

"So und mach dir jetzt keine Sorgen mehr. Jenny und ich sind für dich da, OK!?" er legt seinen Arm auf meine Schulter.

Ich nicke "Danke..." In diesem Moment bin ich so dankbar ihn zu haben! Jetzt frage ich mich, wie ich es geschafft habe ihn all die Jahre nicht einzuweihen.

"Warte mal... Woher wusstest du eigentlich davon!? Ich meine, irgendwas wusstest du!" ich sehe ihn abwartend an. Er tritt von einem Füß auf den anderen. Ist er jetzt nervös!?

"Bill!?" hacke ich nach.

"Jenny hat zufällig die Briefe gefunden." murmelt er.

"Was für Briefe?" ich stehe auf dem Schlauch.

"Die du an Jana geschrieben hast..." erklärt er schuldig.

"Ihr habt sie gelesen!?" am liebsten wäre ich total wütend auf die beiden, aber dazu habe ich kein Recht, oder!?

"Tut mir leid, Tom. Aber es war wichtig, dass ich sie gelesen habe... Also eigentlich habe ich auch nur einen gelesen." er sieht mich entschuldigend an.

"Okay..." murmle ich und klopfe ihm auf die Schulter.

"Okay?!" fragt er skeptisch.

"Ja." ich schenke ihm ein leichtes Lächeln.

"Na ja, gib sie mir aber später wieder!" mache ich klar. Bill schluckt hörbar. Ich sehe ihn mit hochgezogener Augenbraue an.

Gerade als ich nachhacken will öffnet sich die Balkontür und Tim läuft auf mich zu. Ich breite die Arme aus und er springt hinein. Jetzt steht Jenny neben mir und streichelt mir kurz mitfühlend über den Rücken. Ich lächle sie an.

"Daddy! Ich habe eben König der Löwen geguckt!" sagt er stolz. Er liebt diesen Film.

"Schon wieder!?" frage ich gespielt schockiert.

"Jahhaa!" quiekt er. Ich drücke ihm einen Kuss auf die Haare. Tim gähnt und reibt sich müde die Augen. Ich gucke auf die Uhr. Es ist mitten in der Nacht!

"Ich bring dich mal lieber ins Bett, Kleiner!" murmle ich und bringe Tim in sein Zimmer. Auf dem Weg nach oben ist er schon eingeschlafen.

Ich decke ihn zu. Wie hätte diese Jahre nur ohne ihn überstanden!? Ich lächle, schüttle leicht den Kopf und gehe wieder nach unten.

"War Tim etwa die ganze Zeit wach!?" frage ich fast vorwurfsvoll, als ich mich wieder an die Kücheninsel setze.

"Nein, nach dem Film ist er auf der Couch eingeschlafen und erst vor circa einer halben Stunde wieder aufgewacht." erklärt Jenny und verdreht die Augen. Ich strecke ihr die Zunge raus.

"Tom hat Kim rausgeschmissen!" sagt Bill stolz und Jenny sieht mich mit aufgerissenen Augen an. Ich nicke triumphierend. Wir fangen alle an zu lachen.

"Ich will alles wissen!" kichert Jenny. Das tue ich nur zu gerne. Und ich bin froh, das ich die beiden habe, weil ich weiß das sie zu mir stehen und mich unterstützen werden.

Hi, ich bin Tom Kaulitz! - 2Where stories live. Discover now