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Andromeda, die rechts von James platz genommen hatte, war die einzige, die nicht ihr Glas gehoben und auf James angestoßen hatte. Sogar Bellatrix hatte im Chor mitgesprochen, auch wenn sie eitel genug war, un eifersüchtig zu sein. Schließlich war es ihr Geburtstag, an dem man auf James anstoß.
James' Nebensitzerin hatte beschämt und traurig den Kopf gesenkt, starrte ihn allerdings aus dem Augenwinkel ungläubig an. Sie kaufte ihm seine Antworten nicht ab.
"Komm mal kurz mit."
Sie flüsterte so leise, dass nur er es hörte. Unauffällig wischte er sich den Mund ab und schob dann seinen Stuhl zurück, den Moment des allgemeinen Unterhaltens nutzend, und folgte Sirius' ältester Cousine über die wunderschöne Treppe in das obere Stockwerk. Sie liefen den Gang nach links weiter, bis sie am Ende vor einer Tür standen, in die in schwungvoller, verträumter Schrift "Andromeda" geritzt war.
Ihr Zimmer war im Gegensatz zum Rest des Hauses schlicht gehalten. Ein großes Bett war das einzige, was imposant wirkte. Die Wände waren einfach nur hellblau, Pflanzen und ein paar Bilder mit Freunden schienen die einzige Deko zu sein. Keine Slytherinfahnen wie in den anderen Räumen. Keine Trophäen. Keine sonstigen besonderen Gegenstände, mit denen man hätte amgeben können.
Gespannt ließ James sich auf die eeiche Matratze des Bettes fallen und blieb aufrecht sitzen.
"Das hast du nicht ernst gemeint, oder?"
Endlich kam Andromeda wieder zu Wort. Sie sprach vorsichtig, als fürchtete sie, dass ihre Vermutung falsch wäre.
"Nein habe ich nicht. Ich würde niemals so denken können, geschweigedenn handeln."
"Merlin sei dank!", sie schien aufrichtig erleichtert, seufzte tief aus , "ich dachte schon, meine kleine Schwester hätte dich wirklich so weit beeinflusst. Das macht sie öfters. Nur so zum Spaß. Sie 'freundet' sich mit anderen Schülern und Schülerinnen an und schleppt sie auf Geburtstage mit. Du bist der dritte, seit sie nach Hogwarts geht."
"Bitte was?! Narcissa ist so eine...", er zögerte.
"Du kannst es ruhig aussprechen. Meine ganze Familie besteht aus diesen Rassisten. Sie stärken sich, ihre Anzahl wächst. Sie steuern auf einen Angriff zu. Ich wollte dich eigentlich in Hogwarts schon warnen."
"Davor, auf Narcissa reinzufallen?"
"Ja. Ich hatte gehofft, mein Cousin würde es schaffen, dich unzustimmen, aber ihr scheint eich ziemlich gestritten zu haben. Er wollte das anscheinend nicht noch einmal riskieren. Und dann waren schon die Osterferien und ich habe keine Gelegenheit mehr bekommen."
"Warum bist du noch in dieser Familie?"
James wunderte sich wirklich. Selbst Sirius hatte sich weitesgehend entfernt und Andromeda war um einiges älter. Sie konnte doch sicher selbstständig leben. "Du hast bei solchen Menschen nichts verloren. Du denkst ganz anders!"
"James, ich habe keine Wahl. Sie dürfen nicht denken, dass ich eine Blutsverräterin bin. Sie müssen mich akzeptieren. Nur so komme ich an die ganzen Informationen."
"Welche Informationen?"
Wieder seufzte das Mädchen, sie schien nicht so recht antworten zu wollen. Sie ließ sich neben James auf ihr Bett fallen und fasste ihn am Arm.
"Hör zu. Du musst mir einfach versprechen, so schnell wie nur möglich von hier zu verschwinden. Lass dich nicht zu lange aufhalten. Du reitest dich in Sachen hinein, deren Ausmaße du nicht verstehen kannst. Geh!"
James nickte nur vertört. Was plante diese Familie?!

Als er wieder an den Esstisch kam, schien ihn keiner vermisst zu haben. Sie hatten seine Abwesenheit nicht einmal bemerkt. Immernoch zutiefst verwirrt sah James auf seine Armbanduhr. Fast 18 Uhr. Eine plausible Zeit, um zu gehen. Niemand würde verdacht schöpfen. Schließlich war er elf.
Er tippte Narcissa an der Schulter. Am liebsten würde er sie jetzt enttäuscht anschreien, doch er musste sich zusammenreißen. Sie vertrauten ihn einigermaßen.
Sie drehte sich fröhlich zu ihm um und setzte einen unschuldigen, fragenden Blick auf.
Ihr gegenüber redete Orion von "Stärkung", "Übernahme" und "nicht mehr lange, dann wird es Krieg geben".
"James, willst du etwa schon gehen?", fragte Narcissa traurig. Ihre schönen, blauen Augen glänzten aufrichtig traurig. James nickte nur und bedeutete ihr dann, ihm zur Garderrobe zu folgen.
"Meine Eltern haben gesagt ich soll circa 18 Uhr wieder nach Hause.", log er unbekümmert weiter. Er hatte schon oft genug gelogen an diesem Tag.
"Sag ihnen liebe Grüße."
James nickte.
Wie kann sie nur so falsch sein?
Und wieso will ich sie trotzdem bei mir haben, obwohl sie so einen Dreck abzieht?
"Denkst du, deine Familie mag mich?"
Sie zögerte kurz, doch dann hellte dich ihr Blick wieder auf.
"Ja ich glaube, du hast sie überzeugt. Mich vielleicht nicht, Andromeda vielleicht auch nicht. Aber alle anderen."
"Du... ich..."
"Ich hab da so eine Vermutung worüber Andromeda mit dir geredet hat. Ich habe gemerkt, wie du gegangen bist. Und ich kann dir versichern: es ist falsch. Ich habe zwei Freundinnen an Weihnachten hierher eingeladen, es gab ein ähnliches Fest. Aber dich wollte ich wirklich hier haben. Nicht um dir diese Meinung einzutrichtern. Sondern weil ich dich hier haben will."
James stand der Mund offen. Wenn er jetzt etwas sagen würde, würde er nur wieder stottern.
Sie hat mich durchschaut.
Irgendwo in der Nähe des Hauses leutete eine Kirchenglocke.
James zählte mit.
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"18 Uhr. Du solltest gehen, sonst sind deine Eltern wütend."
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Sie lehnte sich vor und drückte vorsichtig ihre Lippen auf seine Wange. Sie waren verdammt weich.
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Als sie wieder aufrecht stand, waren ihre Wangen gerötet und sie schaute schüchtern zu Boden.
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"Auf Wiedersehen, James."
"Tschüss."

Als er nach gut einer halben Stunde Fußweg Zuhause ankam, konnte er immernoch nicht begreifen, was auf dem Anwesen passiert war. Andromeda und Narcissa bildeten zwei Fronten und er wollte beiden glauben, die andere stand jedoch jeweils im Weg. Er wollte Andromeda wirklich verstehen, doch er fühlte sich mehr und mehr zu Narcissa hingezogen.
Andererseist wusste er einfach, dass sie ihn anlog. Anders ergab das alles keinen Sinn.
James schlich sich die Treppen hinauf und fand Sirius alleine in dem Zimmer, das er sich mittlerweile mit diesem teilte.
Sirius' Augen weiteten sich, als er James so frustriert im Türrahmen stehen sah.
"Jamesie! Was ist passiert? Haben sie dir war getan? Du musst mir alles erzählen!"

"Also zusammengefasst: die sind alle gestört, du hast getan, als wärst du einer von ihnen, Andromeda ist die einzige normale und du stehst irgendwie auf meine Cousine, aber irgendwie auch nicht."
James nickte, Sirius hatte es auf den Punkt gebracht.
"Du hattest recht, es tut mir leid. Ich dachte, ich könnte dir beweisen, dass deine Familie doch nicht so schlimm ist, damit du es dort vielleicht ertragen kannst. Dabei ist es deine Familie und du kennst sie besser als ich"
"Schon okay. Aber du musst dich da wirklich fernhalten. Wenn Vater wirklich von einem Krieg geredet hat, solltest du nicht mehr so tun, als würdest du dazugehören. Du gerätst sonst nur in Gefahr."
James nickte. So weit hatte er auch schon gedacht. Er würde nicht mehr auf solche Familientreffen gehen.
"Und was soll ich jetzt wegen Narcissa machen?"
Er war regelrecht verzweifelt.
"Darf ich zitieren? Der große James Potter hat gestern noch von Altersgrenzen geredet. Außerdem ist das dein Problem. Sie ist nervig und dazu noch eine Slytherin. Die sind alle gleich. Das wird nicht gut für dich enden."
Er musste so vieles herausfinden. Vielleicht müsste er sogar nocheinmal zu den Blacks nach Hause.
Waren wirklich alle Slytherin gleich? Schniefelus? Bellatrix? Die komplette Familie Black? Und auch die sonst so friedliche Narcissa?
Und wenn ja, warum war Andromeda dann in Slytherin?
Und was ist das für ein Krieg, von dem Orion geredet hat?

The Marauders - From the beginningWhere stories live. Discover now