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James wurde von schallendem Gelächter geweckt. Seine Augen klebten merkwürdig, als er versuchte sie aufzumachen, und sofort brannte ihm strahlender Sonnenschein ins Gesicht. Es dauerte kurz, bis die Szene um ihn herum scharf wurde, aber er erkannte sofort den Ursprung des Lärms. Am Fußende seines Bettes standen Remus und Peter, Remus hatte eine Kamera in der Hand und schüttelte ein Polaroidbild aus. Neben James rührte sich nun auch Sirius, wirklich wach zu werden schien er aber nicht. Grinsend schaute er zu seinem Freund, wollte ihn gerade unsanft aufwecken, als er bemerkte, wie merkwürdig unbequem Sirius lag. Es sah beinahe schmerzhaft aus. Seine Schultern sahen aus als würde er auf dem Rücken liegen, aber ab der Hüfte verdrehte er sich beinahe um 180°, sein einer Arm war über seinen Kopf geschmissen, welcher genau in die andere Richtung gedreht war, wie seine Beine. Der andere Arm lag auf der rechten Bettseite, wo vor kurzem noch James gelegen hatte, doch schien er nun die Bettdecke zu umarmen. Wie konnte man in so einer Position schlafen, er würde sich jeden Moment alle Knochen brechen. James lachte laut, richtete den Körper von Sirius in eine normalere Stellung und nahm dann das fertige Bild von Remus entgegen. Dieser hatte das Bild bereits verzaubert, damit es sich bewegt und nun lachte James noch lauter, als er sah, wie sie beide mit weit geöffneten Mündern schnarchten und dass er selbst genauso verkrüppelt neben Sirius gelegen hatte.
Von einem plötzlichen Anflug von Übermut besessen, schmiss er sich mit Schwung auf seinen Freund, dieser erschreckte sich zu Tode und schrie mehr als überrascht auf, und fiel natürlich sofort vom Bett.
"Guten Morgen, Sirius. Na, so toll siehst du ja morgens auch nicht aus", begrüßte Peter ihn grinsend und erntete einen finsteren Blick von der Schlafmütze.

Die vier Jungen brauchten ziemlich lange, bis alle ihre Uniformen halbwegs ordentlich angezogen hatten und Sirius und James ihre völlig zerstörten Haare gerichtet hatten. Remus war als erster fertig gewesen, seine Krawatte saß perfekt und er hatte sich ein Buch geschnappt. Peter war kurz darauf fertig, sah aber auch nicht viel besser aus als davor, James und Sirius verzweifelten beinahe. James bekam einfach seine Krawatte nicht hin, Sirius hingegen kämmte zum vierten Mal seine Haare, in der Hoffnung sie würden besser aussehen.
Das mit der Frisur hatte James schon lange aufgegeben, seine Haare standen eh immer in alle Richtungen ab. Er beschloß nun, es mit seiner Krawatte genauso zu belassen, und ließ sie halb offen und falsch verknotet um seinen Hals hängen, sein Hemd war auch nicht richtig in seine Hose gesteckt.
Hoffentlich verdeckt der Umhang das alles.
Schnell lief er nun zu seinem Koffer, in der er einen erstaunlich großen Vorrat des Wundermittels seines Vaters hatte. Er nahm sich eine Phiole, die für zwei Portionen reichte, nahm selbst einen Schluck und gab den Rest dann Sirius, welcher sich nicht mal die Mühe gemacht hatte, seine Krawatte auch nur annähernd zu binden. Sie hing einfach mit beiden Enden senkrecht nach unten um seinen Hals, sein Hemd war falsch geknöpft, doch er fing an zu grinsen, als er James mit der Phiole sah.

Als sie dann endlich alle in der Großen Halle saßen, in welcher sie gestern erst ihren Häusern zugeteilt worden waren, mit voll beladenen Frühstückstellern, freuten sie sich, ihren ersten Schultag zu erleben. Nicht weit von ihnen saß eine immernoch das Schloss bewundernde Lily neben einer verschlafenen Marlene. Ihre Uniformen saßen perfekt, sie mussten nichts mit ihren Umhängen verdecken. Als Lilys Blick dann auf James fiel, schaute sie nur verächtlich, in Gedanken immernoch bei dem Vorfall im Zug. Dieser grinste jedoch nur provokant zurück. Sie sollte sich nicht so anstellen, Severus war nun mal komisch.
"Ey Sirius, wie viel willst du eigentlich noch essen?", staunte dann auf einmal Remus. Und tatsächlich: Sirius belud gerade seinen dritten Teller, hielt mitten in seiner Bewegung inne und schaute mehrfach blinzelnd mit großen Augen zu Remus. Peter bekam sich bis Unterrichtsbeginn nicht mehr vor Lachen ein.

"Guten Tag, Schüler. Mein Name ist Minerva McGonagall, allerdings solltet ihr mich noch von gestern kennen, anderenfalls ist euch nicht mehr zu helfen." Professor McGonagall war eine streng wirkende, aufrecht stehende, große Frau mittleren Alters, ihre braunen Haare waren am Hinterkopf zusammengebunden und wurden von einzelnen grauen Strähnen durchzogen. Ihr grüner Umhang stach einem so früh am Morgen unangenehm ins Auge.
"Viel zu viel Motivation um..." Sirius sah kurz gähnend auf seine Armbanduhr, "10 Uhr morgens."
Die Professorin redete weiter. Ihr Blick glitt über die Tischreihen.
"Das Unterrichtsfach, welches ich unterrichte, ist höchst anspruchsvoll. Nur wenige werden es schaffen, in meinem Unterricht Krüge in Ratten, Stecknadeln in Federn und wieder zurück zu verwandeln. Verwandlung ist einer der wenigen eher unterbesuchten Kurse nach euren ZAG Prüfungen. Allerdings werde ich mich mit voller Kraft bemühen, euch ausreichend vorzubereiten."
Peter sah ziemlich gequält aus. Anstrengung war wohl nicht gerade seine Stärke
"Fangen wir nun also an..."
Am Ende der Stunde waren James, Marlene und Sirius die einzigen, die es geschafft hatten, ihren Stecknadeln kleine Flügel zu verleihen, auch wenn diese nicht hundertprozentig leistungsfähig waren.
"20 Punkte für Gryffindor, dafür das ihr drei diesen Zauber auf Anhieb gemeistert habt. Und nun husch, auf zu eurem nächsten Unterricht."

Auf dem Weg zu Verteidigung gegen die dunklen Künste bekamen James und Sirius einen kleinen Harem der Bewunderung, genauso wie Marlene, die anderen Schüler des Kurses bewunderten die drei Zauberer für ihre Begabung und wollten ihr Geheimnis erfahren.
Sirius schien das alles sehr zu genießen und auch James konnte sich nicht beklagen, doch er verfiel in einen Lachanfall, als Sirius einen todernsten Blick aufsetzte, die aufgeregte Alice anschaute und ihr geheimnisvoll mitteilte: "Das Geheimnis ist... du musst immer... und das darfst du niemandem sagen, versprochen?..." er schaute sich kurz um, ob ihm auch niemand sonst lauschte, und flüsterte der nun noch aufgeregteren Alice zu "... du musst immer gaaanz ganz viele Kekse essen." Nun wieder in normaler lautstärke fügte er lachend hinzu: "Schokolade regelt alles. Ach komm, jetzt schau doch nicht so." Marlene verfiel ebenfalls in lautstarkes Lachen und grinste James begeistert an.

James hatte sich immer gefragt, was ihn in Verteidigung gegen die dunklen Künste erwarten würde. Er hatte sich regelrecht auf dieses Fach gefreut. Selbst die Tatsache, dass er dieses Fach zusammen mit den Slytherins,und somit auch mit Severus, haben würde, erschütterte seine Aufregung nicht. Doch er lernte schnell, dieses Fach zu hassen.
Der Lehrer, Professor McLaggens, war ein großer, angsteinflößender, ehemaliger Slytherin und verhielt sich auch genauso. Er begrüßte seine neuen Schüler kalt und unpersönlich, teilte sie sofort in Zweiergruppen und ließ sie den Expelliarmus üben, einen Zauber, der das Gegenüber entwaffnete, indem er seinen Zauberstab aus dessen Hand schleuderte. Der Professor erklärte kurz die zackige, kurze auszuführende Zauberstabbewegung und ließ sie dann gegeneinander und miteinander üben. Remus tat sich mit Peter zusammen, James und Sirius stellten sich neben die beiden, und zu ihrem Bedauern stellte sich Schniefelus mit Lily neben James und Sirius.
Peter schaffte es nicht so ganz, Remus zu entwaffnen, der Zauberstab des größeren Jungen zuckte nur kurz, Peters flog ans andere Ende des Raumes.
Sirius und James schafften es auch recht schnell und beobachteten dann die anderen. Marlene entwaffnete gerade Alice, welche, als sie ihren Zauberstab zurückholte, Sirius einen finsteren Blick zuwarf. Dieser grinste unschuldig.
James' Blick wanderte zu Lily, sie sah im Vergleich zu Sirius' Gesichtsausdruck wirklich unschuldig und brav aus, bekam den Zauber allerdings auch nicht hin. Verzweifelt stöhnte sie auf, Severus lachte milde und versuchte dann ihr zu helfen:
"... und dann machst du so und dann..."
Sein Zauberstab flog aus seiner Hand. Während er geredet hatte, hatte sich James vorbereitet, mit dem Plan, Schniefelus zu entwaffnen, sobald er dies am Ende seiner Rede mit Lily tun wollte. Diese schaute ungläubig.
"Sev, hast du dich gerade selbst entwaffnet?"
"Nein, das war dieser arrogante Vollidiot Potter." Severus sprach mit triefender Verachtung. James lachte nur, mindestens genauso verächtlich.
"Komm schon Severus, heul nicht rum und hol dir deinen Zauberstab wieder, damit du weiter begeistert den dunklen Zauberer raushängen lassen kannst"
Severus hatte tatsächlich eine Art Begeisterung für die dunklen Künste entwickelt, das war sonnenklar.
Lily schaute immernoch verwirrt.
Nun schaltete sich auch Sirius lachend ein: "Genau, Sev, erklär dem armen Mädchen, wie sie die Unbrechbaren Flüche meistert, das müsste doch dein Fachgebiet sein"
Sev hingegen wurde nun richtig wütend. "ACCIO ZAUBERSTAB", schrie er, holte sich somit mit einem Aufrufezauber seine Waffe wieder, ohne sich bewegen zu müssen (James war unklar, wie er das ohne Zauberstab schaffte), und richtete ihn gegen Sirius' Kehle. Dieser funkelte nur provokant zurück. James stellte sich an die Seite seines Freundes und entwaffnete Schniefelus erneut. Lily schrie entnervt auf und holte den Professor, "damit es nicht zu einem Duell kam", welcher James und Sirius wegen des Versuches, einen seiner geliebten Slytherins zu verletzen, Nachsitzen aufbrummte.
Na toll, direkt am ersten Tag Scheiße gebaut. Mum tötet mich.

Sirius regte sich noch den ganzen restlichen Tag darüber auf, wie unnötig das Nachsitzen, Severus, Professor McLaggens und VgddK im allgemeinen doch wären, und machte Anstalten, sich nach dem Abendessen zu weigern, in die Halle mit den Auszeichnungen zu gehen, um diese ohne Magie zu putzen. Remus redete jedoch beruhigend auf ihn ein, und somit begleitete er James.
Die beiden putzen bis spät abends, stellten Theorien darüber auf, wie "Tony Korner" und "Tom Marvolo Riddle" zu ihren Auszeichnungen für "Besondere Dienste für die Schule" gekommen waren, wie viele Tore "Elizabeth Mia de Vior" geschossen hatte, um "Beste Jägerin beim Quidditch" zu werden, und wie viel Rum sie alle geerntet hatten, und fielen todmüde in ihre Betten, diesmal jeder in sein eigenes.
James fing an zu träumen, kaum hatte er seine Decke über sich geschlagen.

Er lief über das Schlossgelände, der Dunkle See schimmerte bedrohlich, am Horizont blitzten mehrere grüne Lichter auf. Lily stand neben ihm, ihre Augen so grün wie die Lichter der ausgeführten Todesflüche am anderen Ufer, irgendwo im Verbotenen Wald heulte ein Wolf, kläglich, traurig, allein.

The Marauders - From the beginningWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu