13

54 4 4
                                    

Der erste Schultag nach den Ferien verlief unglücklich. Zumindest für James. Er war immernoch verwirrt, und da er dieses Gefühl nicht kannte, wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Er wurde zunehmend aggressiver und eskalierte zuerst in Zaubertränke und kurz darauf noch einmal in Verwandlung.
Schniefelus hatte ihn mit seinen fettigen Haaren dermaßen provoziert, behauptet, er wäre mächtiger als alle aus seinem Jahrgang und dass Schlammblüter alle sterben sollten, ohne auf Lily Rücksicht zu nehmen, sodass James, den Professor nachmachend, aufstand und vor seinem Tisch auf und ab lief.
"Heute werden wir einen sehr gefährlichen Zaubertrank brauen, meine lieben Schüler."
Wie hatte Schniefelus es nur wagen können, Lily so zu verletzten?
"Einige von uns", mit diesen Worten hatte er Schniefelus gehässig angestarrt, "werden sich dermaßen fürchten, dass sie nie wieder etwas damit zu tun haben wollen. Er hat nur selten negative Auswirkungen, doch haben manche eine regelrechte Phobie vor den positiven Auswirkungen. Der Name dieses Trankes lautet... Shampoo. Besonders schädlich für Idioten, die ihre Freundin Schlammblut nennen."
Die Klasse war zwar größtenteils in Gelächter ausgebrochen, doch es gab Ausnahmen. So zum Beispiel Snape, der aussah, als wöllte er gleich einen Massenmord ausüben, Lily, die nicht so recht zu wissen schien, ob sie sauer auf Severus oder James sein sollte, und natürlich den richtigen Professor, der James sofort Nachsitzen für das Wochenende aufbrummte.
Nach dieser Stunde hatte James gesehen, wie Lily kurz Schniefelus angeschrien hatte, und dann weinend auf das Mädchenklo gerannt war. James schwor sich, Schniefelus noch dafür zu bestrafen, das Mädchen so verletzt und beleidigt zu haben. Wie konnte man nur seine beste Freundin Schlammblut nennen? Und wie konnte man mit jemandem befreundet sein, der sagte, man solle sterben, weil man Muggelstämmig ist?
Seine schlechte Laune hielt bis zu Verwandlung an, wo James zwar wieder jeden Zauber schaffte, jedoch auch jeden Schüler beleidigte und andere schadenfroh zum Stolpern brachte. Professor McGonagall war garnicht begeistert davon gewesen, wie einer ihrer Schüler alle anderen fertig machte, die den Zauber noch nicht geschafft hatten, und forderte den Unruhestifter dazu auf, nach der Stunde mit ihm zu reden.
"Mister Potter, ich weiß zwar nicht was mit ihnen los ist, oder ob das präpubertäre Anwandlungen sind, aber ihr Verhalten ist nicht zu dulden. Nachsitzen, heute noch. Sie werden nach dem Abendessen in mein Büro kommen."

Jetzt saß der an einem Tag doppelt bestrafte Junge neben seinen Freunden beim Abendessen und wurde von Sirius ausgelacht.
Auch Remus fand es offenbar sehr amüsant.
"Das nenn' ich 'ne reife Leistung, Mister James Potter. Zwei mal Nachsitzen an einem Tag. Bin ja mal gespannt, was für einen Rekord du für die ganze Woche auftellst!"
Marlene zu James' linken, schaute ihn nur mitleidig an. Er wollte, dass sie ihn in den Arm nahm, er wollte noch einmal diesen faszinierenden Geruch in der Nase haben, doch gleichzeitig wollte er auch ein drittes Nachsitzen riskieren und zu Lily ins Mädchenklo, denn diese war seit Zaubertränke nicht mehr dort herausgekommen. Sie hatte es bestimmt schwer genug, als Muggelstämmige all die Traditionen kennenzulernen und zu verstehen, dann auch noch Schniefelus als Freund...
"Hey Leute, wie wärs? Marlene, du un ich gehen morgen nach der Schule mal auf das Quidditchfeld und fliegen ein wenig?"
"Sirius, wir dürfen nicht fliegen! Wir sind Erstklässler!"
"Ach komm schon Marly, wir spielen ja nicht. Wir fliegen nur. Und vielleicht bewundern uns die Lehrer ja und reservieren uns für das Quidditchteam nächstes Jahr."
"Träum weiter, Idiot."
"Du magst mich doch nur, weil ich ein Idiot bin, gib es zu"
"Uh da ist aber jemand am flirten!"
"Schnauze, Remus!"
"Jawohl, Schnauze!"
James schaute auf die Uhr. In zehn Minuten würde das Abendessen offiziell vorbei sein, dann müsste er zu McGonagall.
Er redete immernoch kein Wort. Er war zu verwirrt und zu misstrauisch, was Narcissas Angebot anging.
"Hey James, ist alles okay? Du hast kaum was gegessen?"
Hinter ihm stand Alice Prewett, die auf der Suche nach Marlene gewesen war. Ihr Blick glitt weiter über den Gryffindortisch und sie strich sich eine ihrer braunen Haarsträhnen aus dem Gesicht, als sie Frank Longbottom entdeckte.
"James hat doppelt Nachsitzen an einem Tag!", plapperte Peter sofort los.
"Pete, schrei doch nicht so herum, das geht niemanden was an."
"Marlene, seit wann bist du so pflichtbewusst? Du klingst wie Remus"
"Schnauze, Sirius!"
"Jawohl, Schnauze!"
"Tschau, Leute, ich muss los.", murmelte James dann auf einmal lustlos und genervt. Alle Blicke richteten sich auf ihn, niemand hatte damit gerechnet, dass er etwas sagte. Marlen lächelte ihm noch einmal aufmunternt zu und strich im kurz über den Rücken, bevor James aufstand und mit den Händen in den Hosentaschen gerade durch die Große Halle lief und mehrere Leute anrempelte.

"Sie schreiben heute einen Text für mich. Über unpassendes Benehmen und warum man sich anders Verhalten sollte. 50 cm Pergament. Los."
Professor McGonagall saß steif in ihrem Stuhl und blickte ungerührt aif James hinunter. Während dieser seine Feder und eine Pergamentrolle auspackte, schob sie ihm jedoch ein kleines Tablett mit Keksen darauf hin.
"Falls sie zwischendurch Hunger verpüren sollten", kommentierte sie mit hochgezogenen Augenbrauen und James bedankte sich überrascht, aber aufrichtig. Hat die Alte etwa doch so etwas wie ein Herz?
Er setzte sich hin, nahm sich einen Keks, um zu probieren (er schmeckte köstlich), und fing dann an zu schreiben.

Unpassendes Benehmen und warum man sich anders Verhalten sollte. - James Potter.
Unter Unpassendem Benehmen versteht man Verhaltensweisen, die sich als unachtsam und unfair gegenüber Mitmenschen oder wertvollen Gegenständen erweisen...

Es war draußen bereits dunkel, als James fertig wurde, und er war zwischendurch mehrmals beinahe eingenickt. Die Kekse von Professor McGonagall waren schnell alle weg gewesen, sie hatte das nur mit einem amüsierten Lächeln quittiert.
Nachdem James nocheinmal korrektur gelesen und nachgemessen hatte, faltete er das Pergament einmal in der Mitte, stand auf und brachte seinen Aufsatz zu der Lehrerin nach vorne.
"Hier, Professor. Ich bin fertig."
"Vielen Dank, Mister Potter. Ich hoffe, sie haben nun begriffen, dass sie ihren Ärger zumindest nicht an jedem auslassen sollten."
Wieder einmal schaute James überrascht. Sie verstand es, wenn er den ein oder anderen schikanierte?
"Jetzt sehen sie mich nicht so an, als wäre ich zue Hälfte Hippogreif. Auch ich bin nur menschlich, auch ich bin manchmal nicht zu jedem fair. Aber man sollte lernen, Kontrolle über sein Handeln zu haben. Sie dürfen gehen."
"Vielen Dank, Professor. Einen schönen Abend noch, Professor."

Als James in den Jungenschlafsaal des Gryffindorturmes lief, schnarchten Peter und Sirius schon, Remus saß am Fenster und hatte das Gesicht verzogen. Er schien James nicht zu bemerken.
"Hey, Remus, was ist los, Kumpel?"
Remus erschreckte sich und starrte James an.
"Nichts, nichts. Ich habe nur Kopfschmerzen. Ich geh schlafen. Gute Nacht."
Warum hat er es auf einmal so eilig?
Verwundert, aber seit dem heutigen Nachsitzen eher darauf bedacht, halbwegs rücksichtsvoll zu sein, legte auch James sich in sein Bett.
Draußen am Himmel strahlte ein fast voller Mond hell zwischen den Sternen.

The Marauders - From the beginningWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu