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Die Wochen vergingen und das Wetter draußen wurde allmählich kälter. James wurde höchstgradig langweilig. Zuhause hatte er immer seine Eltern und vor allem seine kleine Schwester Amelia erschreckt. Aber nicht einfach so hinter eine Tür gestellt und hervorgesprungen und Buh! gerufen. Er hatte Pläne geschmiedet, teilweise wochenlang auf den richtigen Zeitpunkt gewartet, damit es auch den anderen Spaß machte und nicht nervig wurde.
Hier in Hogwarts hatte er noch keinen einzigen Streich gespielt, an den Wochenenden hatte er meist mit Sirius und Remus und Peter am See gesessen, ab und zu hatten sie ihre Hemden ausgezogen und sich ein wenig gebräunt, womit sie McGonagalls Missfallen erregten, manchmal hatten sie ein wenig spielerisch miteinander gekämpft, bis sie alle auf einem drauf lagen und sich vor Lachen nicht mehr bewegen konnten, sie hatten viel Spaß und ihre Freundschaft wurde immer stärker. Mittlerweile war James jedoch schon über drei Monate in Hogwarts. In einem Monat würden die Weihnachtsferien beginnen und er hatte immernoch keinen einzigen Streich gespielt.
Er beschloss dies am nächsten Morgen noch zu ändern. Er würde dieses Wochenende so was von ausnutzen.
Da Samstag war, gingen James und Sirius erst spät Frühstücken, Peter schlief sogar noch, Remus war mal wieder seit letztem Abend im Krankenflügel und keiner durfte zu ihm. Das war bereits das dritte Mal, dass das passierte. Sirius hatte ihn gefragt, was los war, aber Remus hatte nur verlegen und traurig weggeschaut und nicht geantwortet.
So kam es, dass die beiden Jungs alleine in der Großen Halle saßen.
"Sirius, mir ist langweilig.", stellte James fest.
"Ähm... okay? Und was soll ich da jetzt machen? Soll ich dich unterhalten?", fragte Sirius sarkastisch. James lachte leise auf.
"Nein, eigentlich hatte ich gedacht, wir unterhalten gemeinsam die ganze Schule", Er sah seinen Freund bedeutungsvoll an, "wir könnten Lehrern Fallen stellen, könnten Marlenes Haare pink und grün färben, wir könnten..."
Sirius unterbrach ihn, indem er seine Hand hob. Er hatte einen undeutbaren Blick aufgesetzt, wodurch James Angst bekam. Mag er keine Streiche? Sagt er mir jetzt, dass ich zu weit gehe und nicht nett bin? Doch Sirius' Miene hellte sich kurz danach auf. Naja. Sie wurde eher zu einer Mischung aus boshaft und aufgeregt, er grinste breit.
"James, willst du etwa, dass ich mit dir Streiche spiele?"
Dieser nickte nur, ein wenig zu verwundert.
"Ich dachte schon, du fragst mich nie!" Sirius' Grinsen wurde noch breiter, wenn das überhaupt noch möglich war.

Nach dem Essen gingen die beiden an den See, Peter würden sie abends von ihrem Vorhaben erzählen, und schmiedeten Pläne. Die erste große Frage war, was würden sie anstellen. Sie fanden beide die Idee mit Marlenes Haaren toll, Marlene würde auch nicht allzu nervig reagieren.
James und Sirius hatten sich in den letzten Wochen regelrecht mit Marlene angefreundet, sie war ein lustiges Mädchen, redete nicht nur von ihrer Frisur, lachte auch gerne mal mit den beiden Jungs ein paar Vollidioten (hust Schniefelus hust) aus und war allgemein recht locker.
Sie einigten sich darauf, ihr ein schönes, knalliges Rosa zu verpassen, und im Gegenzug Alice' Haare von blond zu schlammgrün zu zaubern.
Als nächstes überlegten sie, wann und wie sie das durchführen wollten. Nachts würde es am Besten gehen, da die beiden Opfer dann schlafen würden.
"Aber man, James, wir müssen in den Mädchenschlafsaal. Und dann kommen wir da noch nicht mal hoch, du weißt, die Treppen werden zu ner Rutsche und dann kommt da dieser Lärm und alle werden wach."
"Und wenn wir hochfliegen?"
"Du verarschst mich grad, oder? Is ja auch garnicht auffällig wenn wir mit dem geklauten Besen von Henry in den Mädchensaal fliegen."
"Ich hab nen Tarnumhang."
"Was?!" Sirius schien mit dem Begriff einiges anfangen zu können, wollte aber nicht so recht glauben, dass James so einen Unsichtbarkeitsumhang hatte.
"Mein Vater hat ihn mir zu meinem 11. Geburtstag geschenkt, beziehungsweise weitergegeben. Er hat davor ihm gehört und davor seinem Vater. Aber glaub mir, er funktioniert noch einwandfrei!", fügte er hinzu, als er Sirius' zweifelnden Blick gesehen hatte.
"Okay. Also heute nacht, unter deinen Tarnumhang, Henrys Besen klauen, auf in den Mädchenschlafsaal."
"Genau."

Am Abend waren die dann doch nur zu zweit. Peter hatte, während sie weg waren, zu viel Süßigkeiten gegessen und hatte ich übergeben müssen, woraufhin auch er in den Krankenflügel wanderte.
"Wie kann man nur so ein Idiot sein?", verachtete Sirius ihn.
"Keine Ahnung. So was muss man doch schon aus der Allgemeinbildung wissen, oder wenigstens schon früher merken!", wunderte sich auch James und lief zu dem Bett am Fenster, welches er am Schuljahresbeginn haben wollte. "Nächstes Jahr tauschen wir, man."
Sirius lachte aber nur. "Interessant. Und wovon genau träumst du nochmal nachts?"
"Naja, diese Nacht träume ich zum Beispiel nicht. Es ist schon dunkel, die Mädchen sind auch garnicht mehr laut. In einer Stunde können wir los"
Die beiden legten sich auf Sirius' Bett und redeten über alles Mögliche. James erzählte nun von seiner kleinen Schwester, wie ähnlich Luna ihm sah, dass sie ihm auch vom Charakter her sehr ähnelte, wie er sie einmal so sehr erschreckt hatte, dass sie 10 Minuten brauchte, um sich zu beruhigen. Und wie nervig sie danach war und Mutter un Vater auf ihn gehetzt hatte.
Allerdings fing er, während er so erzählte, doch an, seine Familie zu vermissen.
"Sirius, gehst du eigentlich in den Ferien nach Hause?", fragte er vorsichtig. Sirius' Blick verdunkelte sich.
"Ja, ich muss. Mutter wird mich töten und Vater danach nochmal. Ich hatte ja ganz vergessen dass ich eigentlich nach Slytherin und über dich Blutsverräter herziehen sollte."
"Wenn du willst, kannst du jederzeit zu mir kommen. Meine Eltern werden dich mögen, glaub mir. Bei uns bist du willkommen."
Sirius lächelte ihn mehr als dankbar an und umarmte seinen Freund kurz.
Danach stand er auf und verkündete feierlich: "So, und jetzt lassen wir hier mal die erste Testbombe los"
Wie selbstverständlich war ihnen beiden bewusst, dass dieser Streich wirklich nur ein Testanlauf und sehr harmlos war, im Vergleich zu dem, was sie noch anstellen würden.
James ging zu seinem Koffer, holte den gemusterten Tarnumhang heraus und warf ihn um seine Schultern, um Sirius zu beweisen, dass er funktionierte. Dieser riss die Augen auf, als er nur noch den Kopf seines Freundes in der Luft schweben sah und lachte danach triumphierend. Gemeinsam schlüpften sie unter den viel zu großen Umhang, gingen in den Raum, in dem Henry, Hüter im Gryffindor Quidditchteam, laut schnarchte und schnappten sich umso lautloser dessen Besen. Alles lief wie geschmiert, niemand war im Gemeinschaftsraum, die Treppe zu den Mädchen verwandelte sich nicht, da kein Junge sie berührte, und als sie die Türen alle nacheinander öffneten, um Marlene und Alice zu finden, schliefen alle schon und niemand erwischte sie. Marlene war neben Alice im vorletzten Zimmer. Sie schlief leise, zusammengerollt, nicht so verkrüppelt wie James und Sirius, Alice' Position sah auch wesentlich gesünder aus. Die Jungs ließen ihren Umhang fallen, schlichen zu den Betten, James zu Alice und Sirius zu Marlene. Sie zählten runter.
"Eins"
"Zwei..."
"Drei!"
"Colovaria!"
Schnell liefen sie wieder zum Tarnumhang und bewunderten ihre Werke. Keines der Mädchen zuckte auch nur mit der Wimper, allerdings würde es morgen einen Aufstand geben.
Lachend gingen die Jungs wieder in den Gemeinschaftsraum.
"Und, Big James, was machen wir jetzt?", grinste Sirius.
"Wie wärs, wenn wir noch ein wenig durch das Schloss laufen. Ich wette hier gibt es unzählige Geheimgänge und versteckte Räume und... vielleicht kommen wir ja sogar zu Remus!"
Sie liefen zum Eingang hinaus, ließen eine verwirrte Fette Dame hinter sich, da diese nicht sah, warum sie zu Seite geschwungen wurde, und liefen durch das Stockwerk. Der Krankenflügel würde am Ende des Flures sein, das war praktisch, doch gab es hier noch viele Türen, von denen weder James noch Sirius wussten, was dahinter war.
Sie grinsten sich aufgeregt an. Argus Filch, der Hausmeister, schien nicht in der Nähe zu sein, und so platzten sie einfach in die erste Tür hinein.
Der Raum war groß. Sehr groß. Allerdings auch sogut wie leer.
Nur ein Spiegel, in dem man sich komplett betrachten konnte, stand in der Mitte und schimmerte dunkel in den Raum ohne Licht.

The Marauders - From the beginningWhere stories live. Discover now