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Die nächsten zwei Wochen vergingen viel zu schnell. James und Sirius spielten oft Quidditch, während es schneite, denn es war wunderschön, durch die weißen, großen Flocken zu rasen während die Stadt unter ihnen aussah, als wäre sie mit glitzerndem Puderzucker bestreut. Die beiden Jungs lachten auch sonst sehr viel, blieben lange wach, redeten über alles mögliche. Marlenes, Remus' und Peters Geschenke für sie waren angekommen. Marlene hatte James ein Buch mit den Titel "1000 Arten, anderen nicht ganz so gewöhnliche Streiche zu spielen", und für Sirius hatte sie ein von dem gleichen Autor verfasstes Exemplar mit der Aufschrift "1000 Wege, jedes Mädchen herumzukriegen". Von Remus hatten die beiden nicht nur sehr viel Schokolade, sondern auch noch nicht vollständig gefüllte Fotoalben bekommen, in denen die ersten Seiten mit ihren Erinnerungen aus den ersten Monaten in Hogwarts gefüllt. So strahlten einmal zum Beispiel Remus und James aus einem Bild heraus, sie hatten ihre Hemden falsch herum an und ihre Krawatten nicht mal ansatzsweise gebunden, Peter sprang hinter ihnen in die Luft und zog Grimassen. Auf einem anderen Bild schlief ein völlig verrenkter Sirius mit weit geöffnetem Mund, dann sah man Remus in einer glücklichen Umarmung mit Sirius, nachdem ersterer zum ersten Mal wieder aus dem Krankenflügel entlassen worden war.
Peter hatte für beide dicke Mützen gekauft, mit Tierohren, welche James zur Halbkatze und Sirius zum Halbhund machten, damit sie genauso auffällig wie Marlene waren.
James bemerte oft, wie sehr er seine Freunde vermisste, so auch, als er am letzten Ferientag im Hogwartsexpress neben einem schlafenden Sirius saß. Zuerst schwebten Remus und Peter durch seinen Kopf. Sie wirkten wie Streber, brav und ruhig, doch in Wahrheit waren es meistens die beiden, die die Pläne von James und Sirius undurchschaubar und perfekt ausfeilten, sodass sie nie erwischt wurden. Dann dachte er an Lily und Severus. Er konnte Schniefelus von Tag zu Tag weniger leiden und verstand Lily immer weniger. Sie war zu gut, zu lieb, zu nett für diesen Slytherin-Möchtegern-Emo. Als nächstes schlich sich Narcissa in seine Gedanken. Sie war auch in Slytherin, doch sie war anders. Sie war lustig und aufmerksam, wenn auch ein wenig zu nett. Also, verdächtig nett. James wollte Sirius gerne glauben, dass sie wie der Rest seiner Familie nur etwas im Schilde führte, um ihn zu irgendetwas zu bewegen. Schließlich musste sie aus irgendeinem Grund nach Slytherin geschickt worden sein. Hinterhalt würde er ihr am Ehesten zutrauen, auch wenn ihm die Vorstellung nicht gefiel.
Als Letztes dachte James an Marlene, und aus irgendeinem Grund, ihm war nicht so ganz klar, wieso, wurde ihm wärmer, als er sich ihre auffälligen Haare vorstellte, welche genauso hell strahlten wie ihre Augen und ihr Charakter. Sie hatte eine so starke, aufgeweckte Persönlichkeit und war immer fair.
Was ist nur los mit mir?! Erst hab ich angefangen, Zissy zu mögen, dann wurde mir Marly immer wichtiger, obwohl ich weiß, dass Sirius sie auch mag.
Als Nächstes verliebe ich mich in Evans, oder was?

Kaum waren sie in Hogwarts angekommen und ausgestiegen, erblickten James und Sirius, die sich im Laufe der Fahrt erfolgreich auf die Suche nach Remus und Peter gemacht hatten, am Ende des Bahnsteiges eine überglückliche Marlene neben einer eher weniger begeisterten Lily. Marly schien sie überredet zu haben, sie zu begleiten.
Sirius grinste noch breiter und lief ein wenig schneller zu ihrer gemeinsamen Freundin, als der Rest.
Remus und Peter begrüßen die beiden Mädchen im Vorbeigehen und brachten ihre Koffer schon zu den selbstfahrenden Wägen.
James stand nun alleine neben Sirius, der eine quiekende Marlene herumwirbelte und einer peinlich stillen Lily. Einerseits versetzte es ihm einen kleinen Stich, wenn er seinen besten Freund mit Marlene sah, andererseits hasste er Schniefelus dafür, dass Lily ihn mehr mochte, als James. Beziehungsweise, ihn überhaupt mal mochte. Lily schien James regelrecht zu hassen, sie wich seinem Blick aus und winkte nur kurz abfällig, als er leise "Hallo, Evans." murmelte.
James fragte sich immernoch, was er ihr getan hatte.
Es herrschte peinliche Stille und James hatte das Verlangen, Lily genauso herumzuwirbeln, wie Sirius es mit Marly tat, nur um zu beweisen, dass er so etwas auch konnte.
Doch bevor er Unsinn bauen konnte, löste sich Marlene aus dem Griff seines besten Freundes und sprang James an. Er schloss die Arme um ihren kleinen, zierlichen Körper und grinste vor sich hin, während er seine Nase in ihre weichen Haare steckte.
"James, dich hab ich auch sooo vermisst! Ich musste die ganze Zeit alleine Quidditch spielen!"
Sie roch nach Beeren und Pfefferminze. Frisch und süß zugleich.
"Also ich hab ja mit Sirius gespielt"
James ließ sie immernoch nicht los.
Sie war so zerbrechlich.
"Oha, das nehm ich persönlich."
"Och nö, bitte nicht beleidigt sein. Nächstes Mal spiel ich mit dir, versprochen!"
"Abgemacht, Potter!"
Merlin, ihr Grinsen war so echt und so wunderschön.
"...Quidditch ist doch viel zu gefährlich... und viel zu hoch.", mischte sich da Evans ein. Auf einmal fiel James auf, dass Sirius schon den anderen beiden Jungs hinterherstapfte. Wann war er gegangen?
"Ach was", bestritt Marlene überzeugt , "es ist wunderschön. Schnell, aufregend... man fühlt sich frei, so weit oben"
James wollte auch etwas sagen, doch als er Lily ansah, schaute auch sie ihm zum ersten Mal in die Augen. Seine Arme glitten von Marlenes Rücken und er konnte nicht aufhören, in dieses durchgehende Grün zu starren.
Marlene räusperte sich, sie wirkte auf einmal leicht angesäuert.
"Wir sollten reingehen, es ist kalt und du und Sirius müsst bestimmt noch Hausaufgaben machen, so wie ich euch kenne."
Sie stapfte wie Sirius davon und James bezweifelte, dass ihr in ihrem schwarzen Unhang mit den türkisenen Handschuhen und der blauen Mütze wirklich kalt sein konnte.

Was war das gerade, Potter? Kuschelst erst mit Marly und kriegst nicht mal mehr mit, wie dein bester Freund geht, dann glotzt du Evans an. Was hast du vor?!
James war so verwirrt wie schon lange nicht mehr. Warum gefiel es ihm nicht, eines der beiden Mädchen neben anderen, teilweise bestimmten, Jungs zu sehen, warum alle beide, warum überhaupt eine von beiden, immerhin waren es Mädchen. Und die waren eh immer doof. Vor allem diese neunmalkluge Trollkönigin Evans, mit ihren unnatürlichen Augen, die durch den weißen Schnee so wunderschön geglänzt haben.
HALT STOP!
"Du solltest damit aufhören, James Fleamont Potter!", sagte er verwundert zu sich selbst.
"Womit aufhören? Mit den Selbstgesprächen?"
James drehte sich erschrocken zu der hohen Stimme um. Was hatte er noch laut gesagt?
"Keine Sorge, erschreck dich doch nicht so, ich bins nur. Wollte dir Hallo sagen, aber vorhin war ja diese Marlene bei dir"
Narcissa sah ihn mit einem undeutbaren Blick an. Sie hatten seit ihrer Frage nach einem Date kaum noch miteinander geredet, doch sie zog ihn immernoch in ihren Bann. Ihre helle Haut schien zu leuchten. Sie war so hübsch. Was hatte sie nur vor?
"Sagst du auch mal was?", sie zog eine Augenbraue nach oben.
"Hö was? Achso... ja, klar. Ähm. Hi", stotterte James leicht überfordert.
Ernsthaft?! Immernoch Marly UND Zissy?
Er richtete gedanklich ein paar eher weniger nette Dinge an sein Gehirn.
"Wie waren deine Ferien?"
Narcissa schien ihn ein Stück begleiten zu wollen, denn sie lief mit erwartungsvollem Blick los.
"Nichts besonderes. Bei dir?"
"Naja, hab ein paar neue Leute kennengelernt. Familienfreunde."
Freunde der Blacks? Na das konnte ja was werden!
"Was waren das denn für Freunde?", versuchte James halbwegs nebensächlich zu fragen.
"Ach, hauptsächlich Erwachsene. Ich hab dir doch schon mal davon erzählt, was meine Eltern von Muggeln halten. Darum ging es meistens."
Nicht nur deine Eltern, Mädchen. Du genauso.
"Sie wollen dich übrigens mal kennenlernen.", fuhr sie unbeirrt fort.
"Was? Warte, warum?"
"Sie kennen deinen Vater und sind einfach neugierig. Kannst ja Ostern mal an einem Abend mit deinen Eltern vorbeischauen. Sag einfach kurz bescheid. Keine Sorge, wir vergiften niemanden", fügte sie hinzu, als sie James misstrauischen Blick sah.
"Joa, mal schauen. Naja, bis später jedenfalls."
Mit diesen Worten ließ er sie stehen, eilte Richtung Gryffindor, während tausende Fragen durch seinen Kopf huschten.
Warum wollte er Sirius hauen, wenn er Marlene anfasste?
Warum wollte er so dringend, dass Lily in endlich genauso wie der Rest der Schule mochte?
Warum schaffte Narcissa es immernoch, James in diesen merkwürdigen Bann zu ziehen?
Und was wollte bei diesem Abendessen erreichen?

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