Warten...

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LUCY POV:

Ich saß beinahe reglos an Eriks Seite und hielt seine Hand.

Vor etwas mehr als drei Stunden war Papa gemeinsam mit Mama aus dem Zimmer getreten.

Er hatte erschöpft ausgesehen, abgekämpft.

Müde hatte er sich mit der Hand übers Gesicht gefahren und sich dann an mich gewandt.

"Ich habe die Kugel herausgeholt. Sie ist zwischen zwei Rippen steckengeblieben, bevor sie sein Herz durchschlagen konnte. Das hat ihm höchstwahrscheinlich das Leben gerettet. Auch seine Lunge ist unverletzt, aber er hat so viel Blut verloren..."

Papa hatte kurz die Augen geschlossen und mit Daumen und Zeigefinger seinen Nasenrücken massiert. Dann hatte er sie wieder geöffnet und mich bedauernd angesehen.

"Ich will dir keine falschen Hoffnungen machen, mein Schatz ; Es ist ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt." Er lächelte schwach und ließ seinen Blick kurz über mich, dann über meinen Bauch gleiten. "Er muss einen guten Grund dazu haben, anders ist es nicht zu erklären. Nachher erzählst du mir bitte, was vorgefallen ist und wir müssen mit ihm ins Krankenhaus. Ich gehe jetzt erstmal Duschen. "

Dann kam er wieder auf die Verletzung zu sprechen und erklärte mir, dass Erik, wenn er die nächsten zwei Tage schaffen würde, höchstwahrscheinlich überlebte.

Er sagte mir noch, dass ich, da Erik wahrscheinlich Fieber bekommen würde, dieses beständig zu kühlen hatte, da es sonst lebensgefährlich werden könne und das er und Mutter auch nach ihm gucken werden.

Ich hatte bloß genickt und war an ihm vorbei in das Zimmer gegangen, hatte einen Stuhl neben das Sofa gezogen und mich darauf niedergelassen. Aufgestanden war ich seitdem nicht mehr.

Auch Mama war geblieben. Sie saß weiter hinten im Raum in einem Sessel und sprach kein Wort. Ich vermutete, dass sie eingeschlafen war, denn ihre Augen waren scheinbar geschlossen und ihr Kinn auf ihre Brust gesunken.

Ich tauchte den kühlen Stoffstreifen, den ich auf Eriks Stirn gelegt hatte, abermals in die Schüssel mit, inzwischen nicht mehr ganz so kaltem, Wasser.

Ja, Papa hatte recht - Erik hatte Fieber bekommen.

Allerdings hatte ich es bisher geschafft, es niedrig zu halten.

Und ich sprach mit ihm.

Man sagte ja, dass dies Bewusstlose zurückholen könne.

Immer wieder versicherte ich ihm, wie sehr ich ihn liebte, und dass er zu mir zurückkommen müsse.

"Du hast mir mal versprochen, so lange bei mir zu bleiben, wie ich will. Erinnerst du dich noch an meine Antwort darauf ? Ich sagte : Dann für immer. Weißt du, für immer ist eine lange Zeit... aber ich wäre auch schon mit dem hier und jetzt zufrieden..."

Jede Menge solcher Dinge sagte ich ,unablässig

Und dann, irgendwann, als mir die Worte ausgingen, begann ich leise zu singen.

"Fern und im Dunkeln,

Stille umgibt dich

Einst war da Licht,

Nun endlose Nacht

Könnt ich dich berühren,

So würd ich dich führen

Hinaus aus dem Dunkeln,

Dass über dir wacht

Tief in der Stille

Hör meine Worte

Ich bin dein Wächter,

Bis Licht dich entführt

Ich finde die Antwort,

lass dich nicht alleine

Das schwöre ich dir,

Ist der Tod nicht mehr hier..."

"Mein Schatz. Wir müssen ihn unbedingt zu einem Arzt bringen. Er wird sonst nicht überleben."

Meine Mutter war aufgewacht.

"Ja aber wie sollen wir das anstellen? Erstens wird er ausrasten, wenn er merkt, wo er sich befindet, wenn er aufwacht und zweitens hat er keine Papiere oder ähnliches. Das ist also keine gute Idee." Erklärte ich.

"Gut, dann versuchen wir es so." Endete sie.

Dann fühlte ich etwas Merkwürdiges : Aus Erzählungen meiner Mama wusste ich, dass eine Mutter erst ungefähr im fünften Monat Bewegungen des Kindes spüren konnte, und doch war ich mir vollkommen sicher, dass mein Kind gerade sehr beunruhigt war. Beinahe so, als wüsste es, was hier vor sich ging.

Beruhigend strich ich über meinen Bauch.

"Keine Angst, mein Kleines.", flüsterte ich. "Papa wird wieder gesund. Versprochen."

Ich hoffte von ganzem Herzen, dass ich mein Versprechen halten konnte.

Doch Erik musste diesen Weg alleine gehen. Es gab kaum eine Möglichkeit, wie ich ihm helfen konnte.

Und so blieb mir nichts als beständig sein Fieber zu kühlen, mit ihm zu sprechen, seine Hand zu halten und zu warten....warten....warten....

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Gefällt euch das Kapitel? :)

Ich hoffe ja mal. Ja ;P

Danke! :* fürs lesen und LG ^_^

Schokokeksl <3

Ach ja und bitte Feedback geben :))

Liebe durch die Zeit? (In Überarbeitung)Où les histoires vivent. Découvrez maintenant