Milford am Ziel

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MEG POV:

Ich zitterte vor Angst. Ungefähr auf halber Strecke hatte ich aufgehört, sich gegen die blindwütige Menge zu wehren, denn ich hätte ohnehin nicht mehr aus dem Labyrinth herausgefunden.

Was hatte dieser Verrückte nur vor ? Diese Frage stellte ich mich immer wieder, wobei ich selbst nicht so ganz wusste, ob ich mit dem 'Verrückten' den Inspektor oder das Phantom meinte.

Das Phantom... Christine ! Was war mit ihr passiert ? Hatte der Vicomte sie retten können ? Was wenn nicht ? Sollte sie etwa... nein, daran wollte ich nicht einmal denken ! Christine musste noch am Leben sein. Keine Alternative.

Plötzlich spürte ich etwas Kaltes, Nasses an ihren Füßen. Ich warf einen Blick nach unten.

Grünliches Wasser stieg immer höher und tränkte schon nach wenigen Sekunden den Saum meines Kleides. Ich unterdrückte ein Schluchzen. Was, wenn das Wasser nicht mehr aufhören würde zu steigen ? Was, wenn ich hier ertrinken würde ?

Die Männer schienen es nicht zu bemerken, denn sie brüllten immer lauter ihre hasserfüllten Parolen.

Das Wasser stieg immer weiter an, und dann, als schließlich auch die Männer begriffen hatten, dasss etwas nicht stimmte..... floss es wieder ab !

>Was wird hier gespielt ?<, dachte ich mit einer seltsamen Mischung aus Angst, Wut und einem seltsam Gefühl, das ich nicht so ganz einordnen konnte.

"Hier entlang !", hörte ich plötzlich die Stimme des Inspektors. Ich reckte den Hals und spähte nach ihm. Gerade noch konnte ich erkennen, dass Milford eine Tür aufstieß - dann war ich zu beschäftigt damit, mich irgendwie auf den Füßen zu halten, um nicht zu Boden zu fallen und totgetreten zu werden.

Als hätte jemand einen Wasserschlauch aufgedreht, der zu sehr unter Druck stand, platzten die Männer schier alle auf einmal in den Raum... und blieben einfach stehen.

Und dann sah ich auch wieso:

Wir waren am Ziel.

Das Phantom saß - unmaskiert - auf einem pechschwarzen Thron und sah uns beinahe gefasst entgegen.

Ohne seinen langen, schwarzen Umhang und seine Maske wirkte er seltsamerweise... verletzlich.

Er regte sich nicht. Er lächelte sogar beinahe.

>Er hat sie - uns - erwartet.<, schoss es mir durch den Kopf.

Milford trat vor - eine schussbereite Pistole in der Hand. Ich zog scharf die Luft ein.

>Er hat das alles geplant<, wurde mit mit erschreckender Deutlichkeit klar.

"Das Spiel ist aus, Phantom!", fauchte Milford.

"Ja. Und ich habe es verloren.", entgegnete der Angesprochene leise. Seine Stimme hatte immernoch diesen herrlichen, volltönenden, dunklen Klang, doch gleichzeitig wirkte sie so seltsam... hohl. Als hätte alles, was er sagte an Tiefe, Gefühl und ernsthaftigkeit verloren. Man konnte es gar nicht richtig beschreiben.

"Da hast du recht !", knurrte der Inspektor. Sein Gesicht war vor Abscheu verzogen, in seinen Augen glitzerte höhnischer Triumph.

"Ich erinnere mich nicht daran, Ihnen die Erlaubnis erteilt zu haben, mich zu duzen.", sagte das Phantom mit beinahe spöttischer Höflichkeit.

Milford knirschte mit den Zähnen.

"Schluss mit deinen Spielchen, Monster ! Es reicht !", zischte er.

"Sie haben recht, Monsieur Milford. Es reicht. Das spiel ist aus. Bringen wir es zu Ende, Sie und ich. So wie wir es angefangen haben."

Mit einer beinahe katzenhaften Eleganz erhob der Dunkelhaarige sich. Furchtlos sah er auf seinen Rivalen hinab.

Liebe durch die Zeit? (In Überarbeitung)Where stories live. Discover now