Aufführung Teil 2

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MEGS POV:

Nachdem Piangi abgegangen war, schlenderte Christine jetzt mit unschuldigem Kleinmädchen-Blick auf die Bühne. Ihr heller, klarer Sopran schien den gesamten Raum mit einem stillen Leuchten zu erfüllen.

"Arglos kommt sie daher, sorglos und froh.

Sie ist verliebt, ihr Herz brennt lichterloh."

Sie warf einen verliebten Blick in Richtung von Raouls Loge,

Der schwere, rote Samtvorhang hinter ihr teilte sich, und ein schwarz gekleideter Mann betrat die Bühne.

"Nun, Herr ?", fragte der junge Mann, der Passarino, den Knecht des Don Juan spielte.

"Passarino..." Die Stimme des Mannes war bloß ein rauchiges Flüstern, und doch trug sie durch den gesamten Saal und jagte mir einen Schauer über den Rücken.

Ich kannte diese Stimme...

"Fort mit dir, denn das Netz ist gespannt. Meine Beute ist hier."

Der junge Mann schien nichts zu bemerken, verbeugte und entfernte sich.

Ich beobachtete den Mann. Das war doch nie im Leben Piangi! Dieser Mann war um einiges größer und schlanker !

Fiel das denn keinem auf außer mir?

Der Blick des fremden Mannes fiel auf Christine, alias Aminta, die arglos mit einer roten Rose aus dem Korb, den sie trug, spielte.

Er hob die Stimme.

"Du kamst zu mir... endlich folgst du dem Wunsch in dir...

Jenem Drang, der dich führt, denn er will nicht mehr schweigen..."

Christine erstarrte. Langsam wandte sie sich um.

"Schweigen...", wiederholte der Mann eindringlich und legte einen Finger an seine Lippen.

Er hatte die schönste Stimme, die wohl je ein Mensch hatte sein Eigen nennen dürfen...

Mich durchfuhr die Erkenntnis wie ein Blitz : Das Phantom !

"Ja, ich rief dich...", fuhr er fort

"Dass die Glut in dir Flamme wird..."

Christine schloss die Augen - ob vor Furcht oder stiller Verzückung konnte ich nicht sagen.

"In dir weicht jeder Zweifel von selbst,

denn du kommst und du lieferst dich aus, ganz von selbst

Und nun ist die Stunde hier...

Endlich konntest du dich entscheiden....

Entscheiden..."

Christine erhob sich. Ihr Blick hing voller Furcht an dem Maskierten.

"Nein, jetzt gibt es kein Zurück...", hauchte dieser.

"Durchbrich die Schranken

Und lass die Welt der Zweifel hinter dir...

Löse dich mit einem Schritt..."

Langsam begann er, Christine zu umrunden, wie ein Raubtier seine wehrlose Beute.

"Von den Gedanken...

Verlass die graue Welt, und träum mit mir..."

Ich spürte, wie der Zauber seiner Stimme von mir Besitz ergriff. Obwohl ich selbst nicht diejenige war, zu der er sprach, in diesem Moment wäre ich bereit gewesen, diesem geheimnisvollen Mann bis ans Ende der Welt zu folgen. Ich wusste, dass es das war, das jede Frau im Raum in diesem Augenblick fühlte... auch Christine.

Liebe durch die Zeit? (In Überarbeitung)Where stories live. Discover now