Musik der Nacht

614 29 8
                                    

MEGS POV:

Ich wartete im Eingang. Hier wollte ich mich mit Paul treffen... doch er tauchte nicht auf.
Ungeduldig sah ich mich um. Wo blieb er bloß ? Er war doch sonst immer so pünktlich...
Plötzlich legten sich von hinten zwei Arme um mich und drückten mich sanft.
"Hallo Meg.", flüsterte Paul sanft und berührte meine linke Wange sanft mit seinen Lippen.
Ich kicherte verlegen, doch dann schob ich ihn weg.
"Paul! Wenn uns jemand sieht..."
Widerstrebend ließ er mich los. " Ich hasse diese Heimlichtuerei.", grummelte er.
Ich lächelte ihn an. Wie immer, wenn ich in seine warmen, braunen Augen sah, wurden meine Knie weich.
"Ich weiß. Ich doch auch. Aber wir sollten trotzdem nicht in aller Öffentlichkeit..."
"Es ist doch niemand hier!", sagte Paul mit einem Zwinkern, doch er begnügte sich damit, meine Hand zu nehmen.
Ich errötete, wie immer, wenn wir uns etwas näher kamen.
Obwohl ich und Paul seit einem Monat ein heimliches Paar waren, hatten wir uns noch nicht einmal geküsst.
Wir konnten nie sicher sein, ob wir wirklich völlig allein waren...
Diese Überlegung lenkte meine Gedanken in eine weniger angenehme Richtung und ein Schatten legte sich über meine blauen Augen.
"Meg ? Was ist los ?", fragte Paul besorgt.
Ich seufzte.
"Paul... glaubst du an das Phantom ?", fragte ich leise.
Er runzelte die Stirn.
"Meinst du damit einen Geist, oder , wie die Überlegung unseres werten Inspektors ist,", an dieser Stelle wurde Pauls Stimme sarkastisch. Er hasste Milford. " einen Mann, der die Direktoren zum Narren hält?"
Ich senkte den Kopf. "Ich weiß es nicht.", flüsterte ich.
Ich sah zur Seite.
"Ich mache mir Sorgen um Christine.", fuhr ich dann zusammenhangslos fort.
"Weißt du... eine Freundin von mir ist vor ein paar Monaten verschwunden. Sie war Christine in vielerlei Hinsicht sehr ähnlich.
Lucy... ist nie wieder aufgetaucht." Ich spürte einen Kloß im Hals, wie immer, wenn ich an Lucy dachte. Noch immer war ich der festen Überzeugung, dass Lucy noch lebte, allerdings verlor ich langsam die Hoffnung, sie je wieder zu sehen.
Natürlich war Christine ihr sehr ähnlich. Auf den ersten Blick, jedenfalls.
Auf den zweiten war kaum noch Ähnlichkeit zu erkennen.
Ja, sie hatten beinahe identische Gesichtszüge. Aber wenn man genauer hinsah, erkannte man nicht nur die unterschiedliche Haar - und Augenfarbe, sondern viele weitere Kleinigkeiten :
Zum Beispiel war Christine um einiges blasser als Lucy. Und Lucy war ein Stück kleiner als Christine.
Vom Charakter ganz zu schweigen. Die charakterliche Ähnlichkeit zwischen der schüchternen, sanften Christine und der aufbrausenden, tempramentvollen, lebenslustigen Lucy war ungefähr so groß wie zwischen einem Kätzchen und einer Löwin.
"Warum machst du dir Sorgen um Christine ?"
Ich dachte kurz nach. Ja, warum eigentlich ? Genau genommen hatte ich keinen Grund dazu. Gut, sie war etwas abwesend in letzter Zeit und sie sprach manchmal wirres Zeug von einem Engel, der zu ihr sprach, aber das war eigentlich kein konkreter Grund, sich um sie zu sorgen.
Ich schüttelte den Kopf. " Ach ,nichts.", winkte ich ab.
"Vermutlich bin ich jetzt völlig paranoid."

Ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich Christines Leben zur selben Zeit für immer veränderte...

ERIKS POV:

Ich trat hinter den Spiegel zurück. Christine saß auf einem Stuhl und hatte das Gesicht in den Händen vergraben.
Ich wartete einige Augenblicke, dann machte ich meinem Ärger zischend Luft.
"Impertinent, wie dieser Laffe von deinem Ruhm zehr'n will.
Recht renitent, dass dieser Affe mir den Triumph stör'n will."
Beim Klang meiner Stimme hob Christine den Kopf.
" Engel, mein Geist ist wach.
Ich hör' dich.
Geh doch nicht fort. Führ' mich.
Engel, mein Herz war schwach. Vergib mir.
Komm zu mir her, Spür' mich."
Demütig senkte sie den Kopf.
Ich lächelte zärtlich. Mein Zorn war verflogen.
Ich fasste einen Entschluss.
"Weil dein Vertrauen mir gut tut
sollst du die Warheit versteh'n.
Schau' dein Gesicht an im Spiegel,
dann wirst du mich seh'n!"
Christines rehbraune Augen weiteten sich vor Erstaunen.
Wie im Traum ging sie auf den Spiegel zu.
"Engel der Muse, führ und leit' mich,
dann wird mein Weg klar sein.
Engel der Muse, mir nur zeig dich,
lass diesen Traum wahr sein."
Ich betätigte lautlos den Mechanismus, der die Spiegelfläche beinahe unauffällig zur Seite gleiten ließ.
Christine sah mich an, mit unendlichem, beinahe kindlichem Vertrauen in ihren Augen.
Ich streckte eine Hand nach ihr aus. Ich senkte meine Stimme zu einem verführerischen Flüstern.
"Ich bin Dein Engel der Muse.
Komm zu mir Engel der Muse..."
Von draußen klopfte jemand an die Tür. "Christine?"
Es war der junge Mann von vorhin. Als niemand öffnete rüttelte er an der Türklinke - vergeblich. "Christine !"
Ich unterdrückte ein triumphierendes Lächeln.
Du kommst zu spät, kleiner Junge. Sie gehört mir.
"Ich bin dein Engel der Muse... komm zu mir, Engel der Muse..."
Langsam, schüchtern, beinahe ehrfürchtig legte Christine ihre kleine Hand in meine.
Und ich zog sie in den Geheimgang hinein.
Wir beide schwiegen, während ich Christine immer tiefer in mein Labyrinth führte, doch ich konnte sehen, wie ihre Gedanken hinter ihrer Stirn förmlich rotierten.
Schließlich erhob sie ihre klare Stimme.
"Du bist der Engel... du bist das Phantom."
"Ich bin es.", erwiederte ich sanft.
"Aber... du bist ein Mensch."
"Das ist wahr. Mein Name ist Erik."
Wir waren am See angelangt. Ich half Christine mit einer Hand in das Boot hinein.
Ich löste das Tau und fuhr langsam los.
"Sing, mein Engel.", flüsterte ich.
"Sing für mich."
Christines volle Lippen öffneten sich zögernd. Dann schallten helle, klare und dennoch unendlich sanfte Töne durch mein unterirdisches Reich und fast schien es, als vertrieben sie einen Teil der Dunkelheit.
Jetzt waren wir in meiner Wohnung angelangt.
Ich stieg aus dem Boot aus, reichte Christine eine Hand und zog sie zu mir.
Und dann begann er zu singen.

„Wenn die Nacht kommt
wird die Sehnsucht klarer.
Alle...Träume sind im Dunkeln wahrer.
Frei von Ängsten steigen
Gefühle aus dem Schweigen..."

Christines Blick hing voller Sehnsucht an mir.

„Fühl den dunklen Schleier der dich streichelt.
Fass ihn, spür ihn, wie er dich umschmeichelt.
Schütze dein Gesicht vor dem grellen Tageslicht.
Denk an nichts mehr was die Seele traurig macht.
Und höre nur noch die Musik der Nacht..."

Meine Hand bewegte sich leicht über ihrer Wange, doch ich berührte ihre Haut nicht.

„Schließ die Augen
und gib dich deiner Sehnsucht hin.
Flieh weit fort vor den Zweifeln und dem Tag.
Schließ die Augen und schweb im Geist davon..."

Meine nächsten Worte waren so sanft wie ein Windhauch.

„Und verlier dich in meiner Dimension..."

Christine schloss die Augen. Ihre Lippen bebten.

„Leise, innig, wird Musik erklingen.
Hör sie, fühl sie, lass sie dich durchdringen.
Lös dich von der Welt,
die dein Herz gefangen hält.
Widerstrebe nicht der unbekannten Macht,
der Dunkelheit,
und der Musik der Nacht...
Geh auf Reisen in eine and're Wirklichkeit,
wo die Seele sich reinigt und befreit.
Lass dich treiben,
lass alles hinter dir.....
Denn erst dann,
wirst du ein Teil von mir..."

Das war sie auch schon jetzt. Sie wusste es nur noch nicht...

„Komm und spür den süßen Rausch des Schwebens."

Ich trat hinter sie und legte meinen rechten Arm um ihre schmale Taille. Ich nahm ihre linke Hand und führte sie sanft zu meiner unversehrten Wange.

"Komm berühr mich.
Trink vom Quell des Lebens.
Ahnungsvoller Sinn,
diese Nacht ist der Beginn,
fühl welch zärtliche Musik in mir erwacht.
Und such mit mir nach der Musik der Nacht....."

Ich trat von ihr zurück und zog einen Vorhang zur Seite. Hinter diesem stand eine Statue, die ich vor einigen Wochen erschaffen hatte. Eine Statue, die Christine als Braut zeigte.
Das war zu viel für ihr zartes Gemüt.
Ohnmächtig sank sie zusammen.
Mit Leichtigkeit hebte ich ihren zierlichen Körper auf meine Arme.
Ich trug sie zu einem Bett, wo ich sie sanft ablegte.
Ich streckte eine Hand nach ihrer Wange aus.

"Nur allein mit dir wird es vollbracht..."

Nur Zentimeter vor ihrer samtweichen Haut stoppten meine Finger.
Sie war noch nicht so weit.
Sie brauchte noch Zeit.... Zeit, damit ihr grenzenloses Vertrauen in ihren Engel vollends zu Liebe wurde...

Ich beugte mich über sie und flüsterte die letzten Worte meines Liedes.

"Mach aus meinem Lied Musik der Nacht."

***************************
Halli hallo my Little Friends :D
Ich hoffe es geht euch gut ^-^

Heute hab ich nicht so viel, was ich hier schreiben soll :D
Bitte Kommis und Votes dalassen :P
LG und Danke fürs lesen :*
Schokokeksl <3

Liebe durch die Zeit? (In Überarbeitung)Where stories live. Discover now