Sehnsucht

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LUCY POV:

Mit angezogenen Beinen saß ich noch immer auf meinem Bett. Die ganze Nacht hatte ich so verbracht, versunken in Gedanken, unfähig, eine Entscheidung zu treffen.
Was sollte ich tun ? Was sollte ich Mutter sagen ?
Und wie würde Erik reagieren, wenn ich plötzlich wieder vor ihm stand ?
Würde er wütend sein ? Würde er versuchen mich zu töten ? Oder würde er sich freuen, über meine Rückkehr und über das Baby ?
Ich rechnete im Kopf zurück. Ich musste ungefähr im dritten Monat sein. Ich musste in den nächsten paar Tagen einen Schwangerschaftstest kaufen.
Noch konnte ich mit weiter Kleidung etwas verbergen, doch die Zeit wurde knapp. Allzu lange konnte ich meine Entscheidung nicht mehr hinauszögern.
Ich wusste, dass er ein Recht darauf hatte, es zu erfahren. irgendwann musste er es wissen. Also war es theoretisch besser, jetzt zurückzugehen, als in ein paar Jahren vor der Oper zu stehen und ihm dann über den Weg zu laufen um ihm dann zu sagen : 'Hallo, schön dich wiederzusehen, übrigens, das hier ist dein Sohn/ deine Tochter ' . Nein, das wäre wirklich blöd.
Und was ist, wenn ich gar nicht mehr in die Vergangenheit zurück konnte? Ich schüttelte den Kopf. Ich suchte nur nach einer Möglichkeit, nicht zurückzumüssen.
Und das tat ich, weil ich
1. Angst hatte , meiner Mutter die Wahrheit zu sagen und
2. Angst davor hatte, ihn wiederzusehen.
Ich wusste, dass ich feige war, und ich hasste und verachtete mich selbst dafür.... doch dagegen ankommen konnte ich nicht.
Verdammt noch mal ! Warum immer ich ?
Warum musste ausgerechnet ich diese verfluchte Perle ziehen ? Warum musste ich so leichtsinnig sein, in diesen Gang hineinzulaufen und durch eine Falltür zu stürzen ? Warum musste ich meinen Retter verärgern und mich so in diese verflixten Prüfungssituationen hinein manövrieren ?
Und warum, warum zum Teufel musste ich mich in ihn verlieben ?
Hätte ich das nicht getan, hätte ich jetzt ein Problem weniger...
Nein, genauer gesagt, hätte ich jetzt gar keine probleme, wenn ich nicht auf diese Wette eingegangen wäre.
Aber sah ich es wirklich als Problem an ?
Freute ich mich nicht vielmehr auf mein Kind ? Das Kind des Mannes, den ich liebte ?
Ich zuckte zusammen, als es plötzlich an der Tür klopfte.
"Lucy ? Kommst du mal eben bitte?"
Über die Erkenntnis, dass ich schwanger war, hatte ich ganz vergessen, dass es andere Familienmitglieder gibt, die sich um mich sorgten.
"Ich komme gleich !", rief ich.
Ich räusperte mich, ein bisschen überrascht darüber, wie heiser und rau meine Stimme klang.
Ich stand auf. Meine Knochen knackten wie die einer alten Frau.
Mit steifen Schritten ,Oh ja, ich würde es noch bereuen, die ganze Nacht bewegungslos auf dem Bett gesessen zu haben, ging ich zu meinem Schrank hinüber.
Ich zog die Tür auf.
Ich wählte ein schlichten, weißen weiten Pullover und eine hellblaue Hose.
Ich zog mein Nachthemd aus und mir den Pullover über den Kopf.
Da fiel mein Blick plötzlich auf ein Kleid, das sehr weit hinten im Schrank hing.
Es war das Kleid, das ich bei meiner Ankunft getragen hatte. Aus irgendeinem Grund, hatte ich dieses Kleid angelassen, als ich wieder in die Gegenwart gereist bin.
Wie von selbst strichen meine Finger über den weichen, hellgrünen Stoff.
Erik hatte gesagt, die Farbe würde gut zu meinen Augen passen.
Auf der Rüchseite des Kleides ertasteten meine Finger einen langen, schmalen Riss. Ein Andenken an Erik, als er wieder etwas...stürmisch gewesen war. Zum Glück hatte ich ihn davon abhalten können, das schöne Kleid zu zerfetzten und den schmalen Riss hatten meine langen Haare sowieso verdeckt.
Die Erinnerung brachte mich zum Lächeln.
Und dann plötzlich, verlor ich die Kontrolle.
Meine Hände zerrten das Kleid aus dem Schrank, ich fiel auf die Knie, vergrub mein Gesicht in dem weichen Stoff und begann erbärmlich zu schluchzen.
Ich vermisste ihn ! Oh Gott, wie sehr ich ihn vermisste !
Meine Hände gruben sich in das Kleid, als könnte ich noch immer seine warme Haut darauf spüren, was natürlich völliger Blödsinn war.
Oh, was würde ich nur dafür geben, ihn noch einmal zu sehen... noch einmal seine Stimme zu hören... noch einmel seine Haut auf meiner zu spüren, und das meine ich nicht nur im erotischen Sinne...
Ja, auch hier hatte ich Träume, Ziele... doch wofür ?
Was waren sie wert, ja, was war ich wert ohne ihn ?
Die Tage begannen, die Tage endeten. Was kümmerte es mich ?
Sie waren leer... und kalt.
Mein Leben war wertlos ... ohne ihn.
Jede Faser meines Seins sehnte sich nach ihm und schrie mich an, sofort zurückzugehen. Doch mein Verstand, mein ängstlicher, feiger, egoistischer Verstand hinderte mich daran.
Ich löste eine Hand aus dem Stoff und legte sie auf meinen Bauch.
Und was war mit dem Baby ? Selbst, wenn ich mich entschied, nicht zurückzugehen, wie sollte ich denn ein Kind großziehen ? Wie sollte ich dem Kind ein gutes Leben ermöglichen ? Ohne Schulabschluss und Zukunft.
Mein Kind brauchte seinen Vater !
Und doch... etwas in mir hinderte mich mit aller macht daran, in die Vergangenheit zurück zu kehren nach Paris zurückzugehen. Ich war zu schwach, um einfach alle Brücken hinter mir abzubrechen, ich war zu schwach, meine Familie im Stich zu lassen für einen Mann, der mich vermutlich schon vergessen hatte.
Und dafür verachtete ich mich selbst nur noch mehr, als ich es Ohne hin schon tat.
Es klopfte an der Tür.
"Lucy ? Ist alles in Ordnung ?", fragte Mutter.
"Geh weg.", presste ich hervor. Ich wollte allein sein, allein mit meinen Erinnerungen und mit meinem ungeborenen Kind.
Die Tür schwang auf.
"Oh mein Gott ! Lucy !", rief Mutter, als sie mich auf dem Boden erblickte.
Sie lief zu mir und kniete sich neben mich.
Ihr Haar war noch nicht hochgesteckt und fiel wie ein dunkler Schleier zu beiden Seiten ihres Gesichtes herab. Ihre warmen, braunen Augen sahen mich erschrocken an.
All das registrierte ich nur nebenbei. Ich war vollkommen in meinem Schmerz gefangen.
"Lucy, was ist denn los ?"
Ich hob den Kopf und sah sie verständnislos an.
Durch den schweren Schleier meiner Verzweiflung konnte ich den Sinn ihrer Worte nicht verstehen.
Und dann rutschte es mir raus.
"Ich bin schwanger."

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Da da da daaaammmmmm! :D
Kapitel zu Ende ;D
Wie geht's euch denn so? :)
Ich hoffe ja mal gut ^_^
Bitte Feedback geben und bitte Kommis und Votes dalassen XD
LG und danke fürs lesen :*
Schokokeksl <3

Liebe durch die Zeit? (In Überarbeitung)Onde histórias criam vida. Descubra agora