Kapitel 15 - Luna

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>> Ich bin gleich wieder da. Okay, Tino? << er nickte, als ich die Autotür öffnete und nach draußen stolperte. >> Mach aber schnell, Luna. Ich will Mónicas fantastisches Abendessen nicht verpassen! <<

Vor lauter Kopfzerbrechen über Matteo hatte ich doch tatsächlich mein Medaillon im Roller vergessen. Ohne das war bei mir gar nicht an Schlaf zu denken – also hatte ich Tino angefleht mich noch schnell zum Roller zu fahren, damit ich es holen konnte.

Schnellen Schrittes eilte ich zum Eingang – die Tür stand glücklicherweise offen. Ohne groß darüber nachzudenken betrat ich das Roller und zog die Tür hinter mir zu.

>> Hallo? Pedro? << Ich ging in die Cafeteria, doch da konnte ich niemanden finden – vielleicht waren sie ja auf der Bahn oder in der Umkleide. Hastig eilte ich zu den Spinden und atmete erleichtert aus, als ich mein Medaillon in den Händen hielt – ohne das fühlte ich mich einfach nicht komplett, als würde ein Teil von mir fehlen.

Ich umschloss es fest mit meiner Faust und steuerte schon den Ausgang an, als ich Geräusche hörte – sie kamen von der Bahn. Tino konnte bestimmt noch einen Moment warten – also ging ich nachsehen.

Doch, statt wie erwartet Nico oder Pedro auf der Bahn anzutreffen, erkannte ich den Snob. In Gedanken versunken, drehte er seine Runden auf der Bahn – immer wieder unterbrochen von Sprüngen, Drehungen und komplizierten Schrittfolgen.

Am vernünftigsten wäre es gewesen mich einfach wieder umzudrehen und zu gehen, aber ich wusste, dass ich heute Nacht kein Auge zubekommen würde, wenn ich das mit Matteo nicht klärte.

Also schlenderte ich bis zur Bande und lehnte meine Arme darauf – Matteo hatte mich immer noch nicht bemerkt. Ein letzter Sprung, dann blieb er schwer atmend stehen – mit dem Rücken zu mir.

>> Matteo. << überrascht, dass er Gesellschaft hatte, wirbelte er seinen Kopf herum. Ein kurzes Glitzern war in seinen Augen zu erkennen, bevor sich wieder der graue Schleier darüber legte, den ich heute Nachmittag schon bei ihm bemerkt hatte. >> Lieferfee << er kam zu mir herüber geskatet >> Was machst du denn noch hier? << seine Stimme klang immer noch tonlos.

>> Ähm, ich ... hatte mein Medaillon vergessen. << ich deutete auf den silbernen Mond in meiner rechten Hand. Matteo lachte auf, doch es klang nicht wirklich echt >> Irgendwann vergisst du noch deinen Kopf, Lieferfee. <<

Darauf erwiderte ich nichts und so breitete sich unbehagliches Schweigen aus. Wir standen einige Minuten so da, bis ich mich räusperte >> Ähm, könntest du vielleicht ...? << erst schaute er mich fragend an, doch dann verstand er. >> Oh, ja klar. << er nahm mir das Medaillon aus der Hand. Ich drehte mich um und hob meine Haare an.

Seine Hände waren warm und weich, als sie meinen Hals streiften – er beugte sich sogar so weit vor, dass ich seinen Atem, immer noch etwas schneller, auf meiner Haut spüren konnte. Meine Haare stellten sich unwillkürlich auf. Er ließ seine Hand einen Moment länger als nötig an der Stelle verweilen, doch dann drehte er sich von mir weg und kam um das Geländer gefahren.

Ich lächelte ihn verlegen an >> Danke. <<

Wieder schwiegen, dann >> Wir sollten jetzt gehen. Ich habe Pedro versprochen, nur schnell mein Handy zu holen. << Ich nickte und Matteo war schon auf dem Weg zur Tür als ich ihm nachrief.

>> Warte Snob, ich wollte dir noch etwas sagen. << zögernd blieb er stehen und drehte sich zu mir um – ich könnte schwören, dass es Schmerz war, den ich in seinen Augen sah. >> Was ist denn? <<

Ich lief auf ihn zu – mit den Skates war er noch größer, sodass ich meinen Kopf in den Nacken legen musste, um ihn anzusehen. >> Hör zu, Matteo ... ich ... ich wollte mich bei dir entschuldigen ... ich weiß zwar nicht wirklich was ich falsch gemacht habe ... aber ich habe gemerkt, dass ich dich irgendwie ... verletzt habe und das tut mir Leid ... << kurz herrschte Stille, bevor er ein hysterisches Lachen ausstieß.

>> Du weißt noch nicht einmal was du getan hast und entschuldigst dich bei mir? Das ist so ... so du! << Ich starrte ihn verwirrt an >> Matteo, ich verstehe nicht Recht? << sein Gesichtsausdruck wurde noch bitterer.

>> Wieso solltest du dich denn bei mir entschuldigen, Lieferfee. Du hast nichts Falsches getan – alles im grünen Bereich! << er setzte an wegzufahren, doch ich hielt ihn am Arm fest >> Das klingt aber nicht so. Wieso sagst du mir nicht einfach was los ist, Snob? << die Verzweiflung in meiner Stimme war kaum zu überhören.

>> Nichts, Lieferfee. Es gibt nichts womit du mich verletzten könntest, okay? Ich hatte nur einen schlechten Tag – das hat rein gar nichts mit dir zu tun. << seine Augen wirkten kalt. >> Und wenn du mich jetzt entschuldigen würdest. Ich muss nach Hause. << er löste sich aus meinem Griff und verschwand um die Ecke. Ich lief ihm hinterher.

>> Snob, was soll das? << er blieb stehen und ich ebenso >> Lass es einfach gut sein, Luna. Es war mein Fehler. <<

Das war das erste Mal, dass er meinen richtigen Namen ausgesprochen hatte. Wie angewurzelt stand ich im Flur des Rollers, während Matteo ging. Ich hatte keine Ahnung was ich getan hatte, aber ich hatte das Gefühl, dass ich mir das selbst nie verzeihen würde.

I don't quite know how to say how I feel - Lutteo StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt