Kapitel 12 Leonard

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Alle waren aufgebracht, als bemerkt wurde, dass Cecilia geflohen war. Eigentlich sollte sie heute hingerichtet werden, so forderten es all die anderen. Ich war mir nicht sicher, ob Cecilia Alois wirklich getötet hatte, denn immerhin sollte sie ihn heiraten. Aber bei einer Abstimmung zwischen den wichtigsten Menschen auf der Burg hatten fast alle für ihren Tod gestimmt. Eigentlich konnte ich daher glücklich sein, dass sie geflohen war. Auf der anderen Seite hatten wir hier nun niemanden mehr, mit dem wir die Jemoys erpressen können. Ich hatte gehört, dass dort ihre Eltern lebten und sie sich gegen uns geschworen haben. Max kam herein: "Euer Gnaden, die ganze Burg wurde mehrmals durchkämmt und keine Spur von Cecilia. Sie ist nicht mehr auf der Burg." Das war nichts neues. "Habt ihr die Nachricht in den Dörfern verbreitet?", fragte ich Max. "Ja, aber auch dort will keiner etwas über ihren Verbleib wissen!", antwortete er. Ich hatte mir das schon gedacht. "Holt Sejla", befahl ich. Max verbeugte sich und ging aus dem Saal.

Sejla stand vor mir. Sie blickte auf ihre Füße. "Du hast ihr geholfen", stellte ich fest. Ihr Oberkörper zuckte und sie begann zu schluchsen. "Leugne es nicht", redete ich weiter. Weinend sagte sie: "Cecilia hat es nicht getan. Ich habe jemand Unschuldigen vor dem Tode bewahrt. Ihr wolltet sie einfach hängen, ohne sie anzuhören. Das ist nicht gerecht!" Das war das erste Mal, dass sie im meiner Gegenwart ihre Meinung zum Ausdruck gebracht hatte. Sie war rot angelaufen, vermutlich hatte sie Angst. "Du brauchst keine Angst zu haben. Solange niemand davon weiß, wird dir nichts zustoßen." Ich setzte mich wieder auf den Thron. Sejla blickte auf. Ihre Augen waren tatsächlich rot unterlaufen. Es schien als hätte sie lange nicht geschlafen und tagelang geweint. "Erzähl mir, was dich bedrückt", befahl ich ihr. Sie war unsicher und wusste nicht was sie sagen sollte: "Eure Wache..., er... hat meine Jungfräulichkeit, das ist alles." Ich war geschockt. Das hätte ich von ihr niemals erwartet, aber für Cecilia hätte sie alles getan. "Darf ich nun gehen?", fragte sie. "Geh!", gab ich ihr die Erlaubnis. Mit unsicheren Schritten ging sie wieder raus. Ich war mir sicher, dass sie etwas verschwieg. Aber was?

Vor mir lag er. Alois. Genauer gesagt lag dort seine Leiche. Ich betrachtete seinen leeren Blick. Er tat mir leid. Er ist jung gestorben, zu jung. Ich betrachtete ihn weiter. Sein Hals wies einen großen Schnitt auf und Blut war in Massen seinen Oberkörper heruntergelaufen. Wer hat das getan? Und die große Frage war warum? Noch nie wurde ein so junger Nachfolger des Königs ermordet. Ich muss den Dolch finden, mit dem diese Tat vollbracht wurde. Aber ich hatte keine Lust die ganze Burg zu durchkämmen. Da kam mir eine Idee: ich könnte Robert fragen, ob er weiß welche Klinge Schuld hat.

An der Schmiede sprach ich mit Robert: "Du hast alle Waffen angefertigt. Welche war es, die Alois getötet hat?" Seine Stirn zog Falten - er überlegte. "Hatte der Schnitt Unregelmäßigkeiten an der Seite oder war er gerade und klar?", fragte er nach einer Weile. "Er hatte an der Seite jeweils ein paar minimale Unregelmäßigkeiten, soweit ich much erinnere", antwortete ich. Robert schien das zu genügen: "Es gibt nur zwei Klingen, die ich so gefertigt habe. Eine war für Alois und die andere für Max." Alleine die Information wie viele es davon gab war Gold wert. Dass Robert auch noch wusste für wen die waren! Welch ein Glück! "Vielen Dank, Robert", sagte ich bevor ich ging, "ach, und würdest du bitte Max ausrichten, dass ich ihn suche?" Dann ging ich.
Auf meinem Weg traf ich zufälligerweise auch schon auf Max. "Ich möchte eure Klinge", verlangte ich. Max machte einen Schritt zurück und seine Augen weiteten sich. "Händigt sie mir aus!" Er zögerte. Dann langte er mit seiner Hand an seinen Gürtel und zog einen kleinen Dolch hervor. Robert hatte Recht. Die Klinge des Dolches hatte kleine Einkerbungen. Ich nahm Max den Dolch aus der Hand und betrachtete jeden Quadratzentimeter. Und da, ganz nah am Griff war Blut zu erkennen. "Ich beschlagnahme diesen Dolch!", sagte ich und ohne eine Antwort abzuwarten, ging ich in mein Gemach zurück.
Es war ein kleiner Raum, in dem nur ein Bett stand. Ich setzte mich auf den Boden und lehnte mich an einer Kante des Bettrahmens an. Jetzt nahm ich die Klinge wieder in die Hand. Sie war circa fünfundzwanzig Zentimeter lang, anderthalb Zentimerter dick und gebogen. Der Griff war aus Stahl und mit grün gefärbten Leder umwickelt. Insgesamt lag die Waffe perfekt in der Hand. Jeder Anfänger hätte damit jemanden ermorden können. Aber war es jetzt wirklich Max, der Besitzer? Hätte er dann die Waffe behalten? Das wäre doch viel zu offensichtlich.

Es war abend geworden. Ich hatte die Zeit ganz vergessen. Erst als die Glocke zum Essen läutete, wurde mir das bewusst. Ich strich meine Kleidung wieder glatt und klopfte den Staub aus. Dann hob ich die Matratze an und legte den Dolch darunter. Als das getan war ging ich nach unten in den Rittelsaal, um dort den anderen beim Speisen Gesellschaft zu leisten. Und als ich in den Saal trat und ihn durchschritt, um mich schließlich auf den Thron zu setzten, wusste ich genau, wer Alios getötet hat.

Destroyed  [Abgeschlossen]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora