Kapitel 32 Cecilia

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Es war jetzt ein Tag vergangen, seit ich mit Crezlo zusammen das Buch zurückgeholt habe. Noch immer war keine Spur von ihm. Anfangs wollte ich ihn suchen, aber er hatte mir deutlich eingebläut zu warten und das hatte ich getan. Doch jetzt war genug Zeit vergangen! Ich musste ihn suchen! Instinktiv rannte ich aus dem großen Haus und machte mich auf den Weg zum Turm. Außer Atem kam ich dort an. Crezlo war nicht da. Mein Herz pochte schneller. Wo war er? Plötzlich dämmerte es mir. Die Küche! Nur dort konnte er noch sein, wenn nicht, dann musste ihm etwas Schlimmes passiert sein. Also rannte ich in die Richtung der Küche, mitten in eine andere Person rein. Flüchtig entschuldigte ich mich und rannte weiter. Plötzlich erklang eine Stimme hinter mir: "Cecilia?" Ruckartig blieb ich stehen und drehte mich um. Das ist nicht wahr! Das kann nicht sein! Schnell schloss ich die Augen und schüttelte meinen Kopf. Dann blickte ich wieder auf. Er war es wirklich. Vincent Jemoy.

Langsam ging er auf mich zu. "Hier bist du also!", sagte er. Ich nickte. "Warum?", fragt er. "Das ist mein Zuhause!", antwortete ich. "Das stimmt, aber deine Eltern sind auf Hallernfeste. Wieso solltest du sie verlassen, wo du sie gerade erst wieder getroffen hast? Was ist der Grund dafür? Du hast das Buch gesucht oder? Du weißt, wo es ist! Gib' es mir!" "Das stimmt nicht! Und was macht Ihr überhaupt hier?" Er verzog das Gesicht. "Leonard lud mich zu einer, ekelerregenden Dutzend-Jahr-Feier ein. Heute Abend wird er diese feiern", erläutert Vincent. Davon höre ich zum ersten Mal, warum wurde ich nicht eingeladen? "Ihr scheint ja sehr begeistert zu sein. Wo ist der Grund für euren Besuch?", fragte ich, jedoch ohne auf eine Antwort zu warten. Schnell drehte ich mich um und ging meines Weges.

In der Küche herrschte große Aufruhr. Es schien als würde jeder drei Sachen gleichzeiteig machen. Alle bis auf Crezlo. Er lag auf einer Bank. Etwas ist passiert! Warum hat mich niemand informiert? Aber das verschwand so schnell aus meinen Gedanken wie es gekommen. "Crezlo!", rief ich. Ruckartig drehte er sich in meine Richtung. Sein Gesicht nahm erleichterte Züge an. "Jeayne, da bist du ja", sagte er. "Crezlo was ist passiert? Warum bist du nicht gekommen?" "Das ist eine lange Geschichte, zu lang, um sie jetzt zu erzählen!" "Jeayne, meine Liebe", rief eine vertraute Stimme, "da bist du ja!" Crezlo's Mutter. "Ich... äh... egal. Ich wollte helfen. Es sieht so aus, als hättet ihr viel zu tun." Sie nickte, sagte jedoch: "Nimm' dir heute noch einmal frei. Geh zurück in dein Zimmer und ruh dich aus. Der Zustand meines Sohnes muss dich beunruhigen, aber ich versichere dir, dass wir dir morgen erzählen, was vorgefallen ist." Warum drängt sie mich dazu zurück zu gehen? Jedoch hatte ich keine Lust auf einen Streit, deshalb nickte ich. "In Ordnung. Kommt ihr beide dann morgen früh zu mir?" "Ja, Kind, und jetzt geh'!" Ein letzter Blick zu Crezlo. Er nickte nur. "Bis morgen", flüsterte er. Ich lächelte zurück. Dann verließ ich den Raum.

Da ich nichts zu tun hatte ging ich also enttäuscht wieder zurück. Was sollte ich jetzt tun? Ursprünglich wollte ich die Zeit mit ein wenig Arbeiten verbringen, was jetzt aber -dank Crezlo's Mutter- nicht mehr geht. Auf einmal kam mir in den Sinn, in den Götterhain zu gehen. Ganz egal, ob ich das darf oder nicht. Ob mein jetztiger Stand dies ermöglicht oder nicht. So lange war ich dort nicht mehr gewesen.

Es tat gut wieder an einem so vertrauten Ort zu sein. Langsam beruhigte ich mich. Dann betete ich ein wenig. Das Gefühl alles loszuwerden war wunderbar. Hier konnte ich schon immer sein, wer ich war, denn normalerweise kam niemand anderes in den Götterhain. Als ich mit beten fertig war setzte ich mich hin und lehnte mich an eine Wand. Ich genoss die warme Abendluft und den seichten Wind, der wehte. Was mache ich jetzt eigentlich? Ich habe das Buch, aber was bringt mir das? Gehe ich zurück zu meinen Eltern? Glaube ich Vincent und stelle Leonard zur Rede? Vincent. Er hat gesagt, dass diese Feier überflüssig sei, also warum sollte er kommen? Warum wurde ich nicht eingeladen? Ich musste aufhören so viel zu denken, deshalb atmete ich ein paar Mal durch und schloss die Augen. Lange Zeit saß ich dort. Ohne mich zu bewegen oder, dass mich jemand sah. Am liebsten hätte ich mich garnicht mehr bewegt.

Doch plötzlich hörte ich eine Frau schreien. Gefolgt von einem Mann und weiteren Menschen. Was ist los? Blitzschnell war ich auf den Beinen und rannte zurück durch den langen Gang, durch den ich zum Götterhain gelangt war. Je näher ich zum Burghof kam, desto lauter wurde alles. Ich hörte Geschirr klirren und Waffen, die fallen gelassen wurden. Was geschieht hier? Das Tor war geöffnet und eine Masse an Bediensteten und Adligen strömte nach draußen. Langsam drehte ich mich um, um zu sehen wovor sie weg rannten. Da sah ich es. Der Turm, in dem mein Zimmer lag, sowie das Hauptgebäude der Burg standen in Feuer. Riesige Flammen schlossen die Gebäude ein. Während ich regungslos vor Schock immernoch an der gleichen Stelle stand griff das Feuer auf die nächsten Gebäude über. Die Hitze umwob mich und brachte die Luft zum flimmern. RAUS HIER! War der einzige Gedanke, den ich jetzt noch hatte. Ich rannte, den anderen hinterher. Gerade, als ich beinahe die Burg verlassen hatte kam mir Crezlo in den Sinn und mein Buch! Ich musste mich entscheiden. Innerhalb einer halben Sekunde war meine Entscheidung gefallen.

Das Feuer hatte die Küche beinahe erreicht. Ich wusste, dass es gefährlich werden würde. Passend spürte ich, wie ein Phantom-Schmerz meine Brandnarbe durchzuckte. Ich werde mir keine weitere holen! Trotzdem stieg ich die Treppen zur Küche herab. "Crezlo?", schrie ich, "CREZLO?" Keine Antwort. Auch in der Küche war niemand mehr. Die Bank auf der Crezlo gelegen hatte war leer. Bei einem zweiten, genaueren Blick fiel mir jedoch auf, dass an einer Seite getrocknetes Blut klebte. Crezlo war verletzt worden! Ich hatte recht! Wo war er jetzt? Konnte er sich retten? Mein Kopf begann zu schmerzen, als mir dieser Gedanke kam. Auf einmal erwärmte sich das Innere der Küche drastisch. Das Feuer war da! Geistesgegenwärtig rannte ich aus dem Raum und raus aus der Burg, in der Hoffnung dort sicher zu sein.

Aber ich hatte mich geirrt. Kaum stand ich der großen Wiese in Gesellschaft all der Bediensteten vom der Burg, wurde meine Flucht behindert. Hunderte Soldaten standen im Halbkreis um den Ausgang herum. Auf ihren Pferden waren sie viel größer und machten deutlich, dass wir keine Chance gegen sie hatten. Mein Blick schweifte durch die Menge auf der Suche nach einer Erklärung. Ausnahmsweise fand ich eine. Auffälig gekleidet und als einziger auf einem Schimmel saß Vincent. Grimmig betrachtete er sein Werk. Als sein Blick meinen fand lächelte er schadenfroh. Jetzt war ich umringt. Vor mir die Armee von Vincent, hinter mir Sahena, die in Flammen stand.

Wir haben in der vergangenen Woche 2K erreicht! Das ist unfassbar. Ich bedanke mich nocheinmal für jeden Leser, jeden Vote und Kommentar. ❤ Ich freue mich jedes mal auf's Neue -Danke :)

Destroyed  [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now