Kapitel 13 Cecilia

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Ich war geschockt. Warum sollte er Sahena angreifen? "Was haben wir euch getan, dass ihr einen Angriff plant?", sprach ich meinen Gedanken aus. Er blickte mich ungläubig an: "Leonard Finsper - oder wie auch immer er sich sonst gerne nennt, ist nicht der rechtmäßige König." "Aber das weiß doch jeder. Mein Vater sollte über die Sommerwiesen regieren", entgegnete ich. Er verdrehte die Augen. Dann holte er einmal tief Luft und sagte: "Ich meine, dass es keinen Leonard Finsper gibt! Jemand hat sich diesen Namen ausgedacht, um die Macht zu bekommen." Das war doch vollkommen sinnlos! "Woher wollt ihr das wissen?", frage ich nach, "habt ihr Beweise?" Bedrückt ging sein Blick wieder zu den Karten. "Nicht wirklich. Die Beweise sind in der Burg." Es nervte. Warum denkt er sowas? "Ja, genau und ich bin der Kaiser von Alexandria!", sagte ich ironisch. Ich wollte gerade gehen, da sagte er: "Du weißt wo dieser Beweis ist und du weißt, was ich meine. Du wirst das Buch für mich holen!" Das Buch. Großmutters Buch. Nein. Ich beschloss mich unwissend zu geben. "Welches Buch?" "Es stehen jede Menge Gedichte in dem Buch. Gedichte, die niemand kennt. Und warum?", er lies mir keine Zeit zu antworten, "weil sie aus Persien kommen." Das war etwas neues. Ich dachte die Gedichte wären alt, weswegen niemand etwas über sie wusste. Jetzt blickte Vincent mir genau in die Augen. "Du besitzt dieses Buch. Du musst es holen, bitte." Natürlich möchte ich es wiederholen, aber nur für mich und nicht für ihn. Dann fielen mir noch ein paar Fragen ein: "Woher wollt ihr wissen, dass Leonard das Buch mitgebracht hat? Und mal im allgemeinen, woher wisst ihr davon?" "Zu deiner letzten Frage zuerst. Eine Frau hat mir, genauer gesagt meinen Eltern davon erzählt, weil ihr Sohn und deren Frau, die zusammen auf dem Thron saßen, ihr damals nicht geglaubt haben." "Meint ihr meine Eltern?" Er nickte. Warum sollten meine Eltern meiner Großmutter nicht glauben? "Cecilia, hast du dich jemals gefragt, warum all die Bücher deiner Großmutter verbrannt wurden?" "Ich dachte sie sei des Hochverrats angeklagt worden", gab ich leicht gepeinigt zu. Er lächelte und setzte sich auf einen hölzernen Stuhl. "Das stimmt. Es wurde gesagt sie hätte sich gegen die Monarchie geschworen. Also hat der neue Eroberer von Sahena seine erste Anordnung gegeben. Alles, was deine Großmutter besaß sollte zerstört werden. Er hätte aber niemals damit gerechnet, dass die kleine Cecilia ein Buch aus dem Scheiterhaufen rettet." Das beleidigte mich. Er sagte das "kleine" so abwertend. Ich verschränkte die Arme vor meiner Brust. "Ich habe mich damals stark verbrannt", gestand ich, "warum sollte ich euch etwas geben, was mich so viel gekostet hat?" "Das führt mich zu deiner ersten Frage, die du vorhin gestellt hast. Im Einband des Buches wird immer eingetragen von wo es kommt. In diesem Fall muss dort Persien stehen!" Ich schüttelte den Kopf: "Das macht alles immernoch keinen Sinn! Auf dem Buch steht, es seie das Tagebuch meiner Großmutter. Und jeder kann das Buch, falls es wirklich aus Persien kommt, mitgebracht haben!" Solangsam wurde mir langweilig. Ich wollte nicht weiterhin dieses Frage, Antwort Spiel spielen. "Ist ja auch egal", sagte ich, wandte mich um und ging aus dem Zimmer.

Ich war zurück in das Gemach gegangen, das mir zustand. Ich öffnete eine Truhe und nahm die ausgerissenen Seiten in die Hand. Das Gedicht von Omar Khayyâm ging so:

In jener Nacht,
wo keine Sterne blinken,
wo keines Auswegs
Hoffnungstrahlen winken

Zuerst dachte ich, dass es schonwieder das falsche Gedicht war, doch als ich weiter las wurde ich von Gegenteil überzeugt:

Schrick nicht zurück,
wenn deine Reihe kommt!
Der Becher kreist
und jeder muss ihn trinken.

Das war das Gedicht, das Max damals zitiert hatte! Vielleicht wollte Max mir damit sagen, dass er von dem Buch wusste, oder hat er es willkürlich gewählt? Was wenn die letzten vier Zeilen bedeuten, dass meine Reihe stirbt? Vielleicht war mit der Reihe die gemeint war die Reihe derjenieger, die eines Tages auf den Thron sitzen sollen gemeint. Leonard hatte damals meine Eltern verbannt, dann hat irgendwer Alois getötet und dann sollte ich ohne Prozess getötet werden. Was, wenn Vincent doch Recht hat? Es würde zumindest Sinn machen. Leonard tut alles, um Herrscher zu bleiben. Er tötet sogar in den eigenen Reihen. Ich beschloss Vincent eine verschlüsselte Nachricht zukommen zu lassen, um ihm die Geschichte mit Max zu erzählen und deutlich zu machen, dass seine Theorie vielleicht doch nicht so schlecht war. Also schrieb ich:

Der aus dem süd-westen
will alles Gold der Wiese
Es kreist der Becher jetzt
ich hab's entdeckt.
Doch ist der Große
nur Fassade,
um zu vernebeln
was die Dichter sagen.

Ich hoffte, dass er das versteht. Das Gedicht soll ihm sagen, dass der aus Persien über die Sommerwiesen regieren will und dieses Vorhaben ins rollen gebracht hat. Aber ich will ihm auch mitteilen, dass "Leonard" (wie auch immer er in echt heißen mag) nur da ist, um mein Buch zu vertuschen.
Ich faltete den Zettel zusammen und ging wieder zu dem Raum in dem ich mit Vincent diskutiert hatte. Er war nicht mehr da. Ich legte den Zettel auf seinen Tisch. Dann betrachtete ich die Karten genau. Vincent hatte eine Route eingezeichnet. Sie führte um einen großen Wald herum, durch ein Dorf bishin zu Sahena. Es waren große "X" eingezeichnet. Einmal auf einem Dorf und auf Sahena. Stand das dafür, wo angegriffen werden sollte oder dafür, wo eventuell das Buch war. Verdammt. Ich kann Vincent einfach nicht einschätzen. Ich wühlte ein wenig durch die offenen Bücher und suchte mir eine eigene Karte. Als ich eine gefunden hatte, zeichnete ich Vincents Notizen ein. So schnell ich konnte verschwand ich auch wieder.

Sollte ich meinen Eltern davon erzählen, denn sicher wollten sie das wissen, aber es war sicherer ihnen nichts zu sagen. Ich musste sie noch ein letztes Mal verlassen. Was auch immer das Kreuz auf der Karte bedeutete ich musste es Hensk sagen, ihn waren oder war Hensk auch nur ein Betrüger. Immerhin hatte ich ihm die Geschichte mit der Freundschaft zu meiner Großmutter nicht ganz abgenommen. Mal sehen.
Auf einmal hörte ich Schritte vor der Tür und ein Zettel wurde unter der Tür herein geschoben. Ich stand auf und nahm den Zettel zur Hand. Darauf stand in geschwungener Schrift eine Antwort auf mein Gedicht:

Du hast deinen Freund,
den du brauchst.
Doch ist er auch dein Gegner.
Aber er wird dir helfen,
bevor der Verrat rot
und vom Feuer umfacht wird.

Es muss Vincent gewesen sein. Gut, dann hat er verstanden, was ich sagen wollte! Und da setzte sich in meinem Kopf einiges zusammen.

Destroyed  [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt