Kapitel 2 Cecilia

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Er hatte kurzes, braunes Haar. So ein Kastanienbraun. Es passte perfekt zu seinen großen tiefbraunen Augen. Er hatte ein grünes Gewand an und blickte zu mir. Ich erstarrte, diesmal nicht vor Angst sondern vor Freude. Ich glaube er mag mich!, dachte ich. Eine gedämpfte Stimme sprach: "Mylord Alois von den Varroks." Alois. Welch ein schöner Name. Er passte einfach perfekt zu ihm. So anmutig und elegant. Alois ging auf mich zu. Ich stand auf. Ich reichte ihm meine kalte Hand. "Mylady", hauchte er und küsste mir vorsichtig die Hand, "ich bin sehr erfreut euch kennenzulernen." Ja, ich auch, dachte ich, ja, ich auch. "Setzt euch", befahl Leonard. Alle, die sich respektvoll hingestellt hatten, nahmen wieder Platz. Alois setzte sich rechts von mir hin. Zuerst gab es eine ziemlich peinliche Stille, doch als das Essen aufgetischt war und die meisten mit ihren Sitznachbarn sprachen, sagte auch Alois endlich etwas: "Wie geht es dir?", und riss mich so aus meinen Gedanken. "Gut", war das einzige was ich zustande brachte, denn ich dachte -warum auch immer- an meine Großmutter und ich mag es nicht, wenn man mich dabei stört. Sie starb vor sechs Jahren. Wie ist mir nie gesagt worden, denn ich hatte schon zu dieser Zeit lange keinen Kontakt mehr zu ihr, da sie im Dorf lebte und nicht auf der Burg. Ich weiß noch genau, wie schlimm das alles für mich war. Man hatte mir alles genommen, innerhalb einer Woche habe ich sie alle verloren. Meine beste Freundin wurde ermordet und meine Großmutter ist, was weiß ich wie, gestorben. Auch meine Eltern sind nicht mehr bei mir. Sie wurden verbannt, so wurde es beschlossen, als Leonard Finpser die Burg übernahm. Es war erst die Burg meiner Familie, doch im Krieg hatten wir sie verloren. NEIN. Ich muss aufhören daran zu denken. Heute ist ein schöner Tag, ich sollte fröhlich sein. Also setzte ich ein Lächeln auf und versuchte das Gespräch mit Alois weiter zu führen. "Wie war die Reise?", fragte ich ihn. Sejla hatte mir erzählt, er käme aus dem Westen. Drei Wochen Pferdeweg von hier entfernt. "Die Reise war ganz akzeptabel. Es war zwar anstengend, aber ich hatte gehofft, dass es hier schön sein wird." "Und ist es das denn?", ich hatte Angst vor der Antwort, aber es kam einfach aus mir heraus. "Ich denke schon. Bis jetzt...", doch weiter kam er nicht. Der König erhob sich in dem Moment und begann alle willkommen zu heißen. Er sagte er freue sich, dass Alois von den Varroks heute angekommen sei. Dann sagte er noch etwas für mich unverständliches, da Alois sich zu mir hinüber beugte und mir ins Ohr flüsterte: "Ich hoffe wir werden uns morgen wiedersehen!" Dann stand er auf und ging, ohne sich umzudrehen. Darauf war keiner gefasst und alle begannen zu tuscheln. Leonard stand unbeachtet immernoch als einziger und wollte seine Rede weiter führen, vergeblich. Aber die anderen hatten Recht. Was hat Alois dazu veranlasst einfach so aufzustehen? Ich beschloss der Sache auf den Grund zu gehen. Deshalb entschuldigte ich mich und verließ, mit ungläubigen Blicken und weiterem getuschel im Rücken, den Raum.

Destroyed  [Abgeschlossen]Donde viven las historias. Descúbrelo ahora