Kapitel 5 Cecilia

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Ich setzte mich auf die Kante meines Bettes und schloss die Augen. Mir ging so vieles durch den Kopf, aber ein jemand beschäftigte mich am meisten: Alois. Was hat er bei Max gemacht? Plötzlich fanden meine Finger die Kette und den Anhänger, der eigentlich für Alois bestimmt war, in meiner kleinen Tasche, die ich stets dabei hatte. Ich zog beides heraus und überlegte, was ich damit anstellen sollte. Mein erster Gedanke war, dass ich es Alois schenken sollte, aber ich war mir aufgrund meines Auftretens unsicher. Ich sollte es verstecken! Aber wo?
Nachdem ich nach einiger Zeit immernoch nicht genau wusste, wo ich die zwei Schmuckstücke verstecken sollte, blieb mein Blick an dem Gemälde an der Wand hängen. Es war ein Abbild des alten Königs, meinem Vater. Dort ist ein geeigneter Platz, dachte ich. Ich stand auf und ging zu dem Gemälde. Ich blieb davor stehen und nahm es von der Wand ab. Mit dem Gemälde kam mir auch jede Menge Staub entgegen und ich musste husten. Jetzt konnte ich auf die leere Wand blicken. Ich hockte mich hin und begann von unten die Steine zu zählen. "1, 2, 3 ... 15" Den 15. Stein erreicht, begann ich auch schon ihn heraus zu ziehen. Mein persönliches geheimes Versteck. Der Stein machte ein dumpfes Geräusch, als ich ihn auf meine Komode legte.
Es lag etwas drin. Das Buch. Ich nahm es aus der Ritze in der Wand und staubte es ab. Dann legte ich mit der anderen Hand die Kette und den Anhänger hinein. Ich wollte das Buch auch wieder hineinlegen, jedoch weckte es, wie immer, meine Aufmerksamkeit. Also setzte mich wieder auf mein Bett. Das Buch war in schwarzes Leder gebunden und an den Rändern verrußt. Darauf stand in goldenen geschwungenen Buchstaben: Tagebuch. Es war das Exemplar meiner Großmutter. Ich hatte es aus dem brennenden Haufen gerettet, als all ihre Bücher verbrannt wurden. Aber es hatte auch seinen Preis. Ich habe mich am Scheiterhaufen verbrannt und seitdem zierte eine große Brandwunde meinen Oberarm. Aber sie war es wert. Es war kein normales Tagebuch, in ihm standen wunderbare Gedichte. So viele, dass ich es noch nicht geschafft hatte alle zu lesen. Vor allem, da ich aufpassen musste, dass keiner dieses kleine Phänomen entdeckt, denn dann würde auch das letzte Werk meiner Großmutter zerstört werden.
Also schlug ich das Buch auf. Dort stand: 27. September. Darunter stand ein Gedicht:

Auf dem stürmischen Meer
Lange schjfft' ich umher,
Trotzte Gefahr und Tod-
Doch die Gefahr ist verschwunden;
Seit ich die Perle gefunden,
Hab' ich des Meeres nicht not.

Der Dichter wurde nicht genannt.
Aber es war ein schönes Gedicht. Für mich sprach es von Freiheit und von Abenteuer. Ich las es immer und immer wieder. Es hatte etwas anderes zu bedeuten, aber was?
Ich hörte Schritte und schnell versteckte ich das Buch wieder in der Wand. Kurz darauf klopfte es. "Herein", bat ich. Die Tür schwang leicht nach Innen und offenbarte mir die Sicht auf Alois. "Störe ich?", fragte er unsicher. "Nein, ich habe gerade sowieso nichts zu tun, Mylord." "Celilia, ich muss mit euch reden. Es geht um Max." Dieser Verräter!!! "Max hat ein Geheimnis", sprach er unbeirrt weiter, "eines von dem keiner etwas weiß." "Bis auf euch", gab ich zurück. Will er mir das jetzt erzählen, damit ich ihm vertraue oder was will er damit erreichen? "Es geht um Max und Persophonie", flüsterte er. Mein Herz blieb stehen. Die Beiden? Was haben sie miteinander zu tun? Was hat Max mir verschwiegen?

Destroyed  [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now