Kapitel 28 Cecilia

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Ich saß an die Wand gedrückt und wartete auf Crezlo's Zeichen. Mein Herz pochte schneller, als es jemals vorher gepocht hatte. Ich war sehr nervös und machte mit viele Gedanken darüber, was passieren würde, wenn Crezlo's Plan nicht aufgehen würde. In Gedanken drückte ich die Kerze in meiner Faust fester. Nicht verlieren!, mahnte ich mich, denn sie war Teil des Plans. Plötzlich hörte ich einen lauten Ruf. Das Zeichen! Schnell schlich ich durch die Straße auf den Turm zu, in dem mein altes Zimmer liegt. Tatsächlich stand dort, wie Crezlo es versprochen hatte, keine Wache. Weitere Rufe folgten. Von Mal zu Mal wurden sie energischer und wütender. Was immer Crezlo genau tat, er machte es gut. Ich lies mich jedoch nur kurz von dem Rätsel über Crezlo's Tun ablenken. Schnell konzentrierte ich mich auf das, was er mir gesagt hatte. 'Cecilia, vergiss nicht, dass du keinen Mucks von dir geben darfst! Und handle schnell, denn je schneller du aus dem Turm wieder heraus bist, desto eher kann ich vor der Wache flüchten.' Dann hatte er mir in die Augen geblickt und fuhr fort: 'Vergiss' nicht. Lass dich von nichts ablenken und denk' an die Kerze! Sobald du das Buch hast stellst du sie, brennend, in das Fenster, das zum Hof zeigt. Damit gibst du mir dann ein Signal. Hast du verstanden? Erst gebe ich dir ein Zeichen und dann du mir!' Mit seiner Stimme im Hinterkopf wand ich mich elegant um die letze Ecke und stand am Fuße des Turmes. Ein letztes Mal lauschte ich, auf einen Ruf wartent. Als dieser nach durch die Luft hallte, legte ich meine Hand auf die Klinke. Sie war kalt und schnell breitete sich eine Gänsehaut auf meinem Körper aus. Dann drückte ich sie herunter. Die Holztür knarzte ein wenig, jedoch war das Geräusch, dessen war ich mir bewusst, nur aus der Nähe zu vernehmen. Ich ging ins Innere des Turms und rannte die Stufen nach oben. Auf Höhe meines Zimmers blieb ich stehen. Meine Gänsehaut verschwand schlagartig und mir wurde warm. Schnell öffnete ich die Tür, die lautlos aufschwang.

Dort stand ich wieder. An dem Ort, der mir am vertrautesten war, an meinem persönlichem Ort. Alles war genauso, wie ich es zurückgelassen hatte. Sogar das Bild meines Vaters hing noch an der Wand. Ohne darüber nach zu denken legte ich die Kerze auf mein Bett und nahm das Bild von der Wand. Wie lange hatte ich auf diesen Moment gewartet? Endlich Großmutter's Buch wieder in meinen Besitz zu bekommen! Es war diesmal nicht nötig die Steine zu zählen. Instinktiv griff ich den Richtigen und zog ihn heraus. Mein kleines Versteck! Das Buch lag darin und auf ihm eine Staubschicht. Ich zog es heraus und strich über den Einband. Er war kalt, was vermutlich an den Steinen lag. Gerade wollte ich mich umdrehen, um die Kerze zu greifen und Crezlo das versprochene Zeichen zu geben, als mein Blick auf zwei weitere Dinge fielen. Mit der rechten Hand langte ich in das Loch und zog es heraus. Die Herz-Kette und der Anhänger. Beide sollten ein Zeichen für Alois' und meine Liebe sein. Ursprünglich wollte ich ihm den Anhänger schenken, jedoch gelang es mir, aufgrund seines überraschenden Todes nicht. Eine Welle der Trauer überkam mich. Einige Tränen kullerten meine Wange hinuter. Ich versuchte mich schnell wieder zu fassen und schaffte es tatsächlich. Dann steckte ich, ohne mich wirklich darauf zu konzertrieren den Stein wieder in die Wand und hing das Bild auf. Mein geheimes Versteck soll schließlich geheim bleiben! Jetzt musste ich als Letztes noch die Kerze anzünden und zurück in meine neue Unterkunft gelangen. So stellte ich die Kerze in das Fenster. Das Anzünden erwies sich jedoch als Problem. Wie soll ich jetzt Feuer machen? In Gedanken ging ich jegliche Möglichkeiten durch, die mir nun helfen könnten, es allerdings nicht taten. Dann fiel mir ein, dass sich auf dem Weg nach oben, an der Wand eine Fackel befand. Ich griff nach der Kerze und rannte ein halbes Dutzend Stufen nach unten. Dort hing, zu meiner Überraschung, tatsächlich eine Fackel. Ich hielt den Docht der Kerze in die Flammen. Kurz darauf fing er Feuer und die Kerze brannte. Dann hechtete ich wieder ein paar Stufen nach oben und platzierte die Kerze an ihrem Platz. Daraufhin nahm ich das Buch und die Schmuckstücke vom Bett und rannte die Stufen wieder nach unten, diesmal auch bis ganz nach unten. Ohne mir Gedanken darüber zu machen, gesehen zu werden, rannte ich den Weg zurück.

Ich stand wieder in meinem Zimmer. Genauer gesagt in dem, das ich von Crezlo's Mutter bekommen hatte. Nach Luft ringend stützte ich die Hände auf die Hüften und versuchte gleichmäßig zu atmen. Meine Lunge brannte bei jedem Atemzug. Erst nach einer Zeit hatte sich meine Atmung normalisiert. Was für ein riskanter Plan für ein kleines, vielleicht sogar wertloses Buch!, dachte ich. Aber ich war davon überzeugt, dass es seinen Wert besaß, selbst, wenn es nur ein Persönlicher sei. Deshalb versteckte ich das Buch und den Anhänger, sowie die Kette unter meinem Bett. Erleichtert strich ich mir durch die Haare. Es fühlte sich so an, als sei mein ganzer Zopf auseinander gefallen. Überall hingen lange, fettige Strähnen, die teilweise auch mein Gesicht bedeckten. Meine Frisur zählt jetzt nicht, versuchte ich mir einzureden, viel wichtiger ist Crezlo! Eigentlich hätte er schon längst wieder da sein sollen. Er hatte mir gesagt, dass er zwei Minuten nach mir eintreffen würde. Jetzt sind schon mindestens sieben vergangen. Was ist, wenn ihm etwas zugestoßen ist? Wenn sein Plan doch nicht so reibunglos funktioniert hatte? Und dann begannen sich in meinem Kopf sämtliche, schreckliche Dinge abzuspielen.

Destroyed  [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now