Kapitel 20 Leonard

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Hatte ich vergessen mein Bett zu machen? Hatten meine Diener es vergessen? Jemand war hier, aber wer? Eigentlich müsste ich mein Zimmer nun durchsuchen lassen und die Burg, denn es könnte sein, dass hier jemand herumläuft, der mich töteb will. Aber ich wollte einfach nurnoch schlafen. Also lies ich mich in mein Bett sinken, zog die Daunendecke bis zum Kinn hoch und ging das Risiko ein.
Es war ein erholsamer Schlaf und als ich aufwachte fühlte ich mich auch schon besser. Doch da nahm ich eine Bewegung wahr. Zu meiner Rechten saß ein Mann auf einem Stuhl. Er hatte dunkelrote Gewänder an und grau-weißes Haar. Scheinbar hatte er hier gewartet, bis ich aufgewacht war, denn er hatte die Beine übereinander gelegt und lies eine Münze unablässig durch seine Finger gleiten. "Kyan", sagte ich trocken.

Einst war Kyan mein bester Freund gewesen. Wir spielten jeden Tag zusammen. Wir erzählten uns jedes Geheimnis. Doch einen Tag wirde mir klar, dass ich nicht für immer in Persien leben wollte und daher machte ich mich auf den Weg nach England. Es war eine beschwerliche Reise. Ich wurde Seekrank und das Boot war sehr eng gewesen für die komplette Besatzung. Anfangs hatte ich Kyan auch vermisst, aber nach einiger Zeit vergaß ich ihn, denn ich hatte den Thron unter mir. Seit diesem Zeitpunkt an hieß ich Leonard Finsper - ein schrecklicher Name.

Er blickte in mein Gesicht: "Guten Morgen." Ich holte mir auch einen Stuhl und setzte mich ihm gegenüber. "Was machst du hier?", wollte ich wissen. Kyan schmunzelte: "Ich will das Buch." "Welches Buch?" Sein Blick verfinsterte sich. "Das, das ich dir damals in Persien gegeben habe. Mein Abschiedsgeschenk an dich, Silas" Silas. Er kannte tatsächlich noch meinen richtigen Namen. Silas Irannaz. "Ich habe es nicht mehr. Es ist verbannt." Seine Augen weiteten sich und er begann rot anzulaufen. "Wie bitte?" "Wenn jemand es gefunden hätte, dann wäre mein Erfolg und meine Eroberung zunichte! Es war nur zu meinem Schutz und den willst du doch, oder?" "Aber die Gedichte, die darin standen...", bedachte er. Es standen Gedichte drin? "Es war doch nur ein Tagebuch!" "Du bist so ein Dummkopf! Es war als Tagebuch getarnt. Ich habe jeden Tag ein Gedicht herein geschrieben und einfach das Datum ergänzt, denn wen interessiert schon ein persiches Tagebuch?" Da hatte er -ausnahmweise- einmal Recht. "Du bist aber sicher, dass es auch wirklich verbrannt ist?", fragte er weiter. Da war ich mir sehr sicher: "Ja, ich habe es auf einen Scheiterhaufen geworfen!" "Hm... in Ordnung", murmelte Kyan. Daraufhin begann ich ihn mit Fragen zu nerven: "Warum bist du wirklich hier? Du würdest niemals, nur wegen eines Buches eine solche Reise antreten." "Doch", beharrte er, "es wäre wichtug gewesen, denn... -ach egal. Ist nichts wichtiges." Er wollte mich neugierig machen. "Denn, was?" "Nein wirklich, ich will dich nicht belasten." "Bitte, sag es. Ich hasse es, wenn du das machst." Er rollte mit seinen Augen, aber ich schien ihn so stark zu neven, dass er schließlich aufgab: "Unser Dorf ist von einer dürre Betroffen und wir haben nichts mehr. Kein Essen, keine Habseligkeiten. Wir mussten alles geben, um zumindest gerade so viel Wasser zu bekommen, dass es zum Überleben reicht. Mit dem Buch könnten wir für sehr viel Essen bezahlen, denn es wären die einzigen Gedichte, die in unserer Stadt existieren würden." Ich schluckte. Meine Eltern. Hoffentlich geht es ihnen gut... Ich habe sie zurückgelassen hnd es brach mir das Herz, doch das ist noch schlimmer. Sie leiden. An allem. Hunger, Durst, vermutlich auch an Lebenslust. Ich hätte dort bleiben sollen und ich hätte nicht so egoistisch sein sollen und das Buch verbrennen. Aber warum wären es die einzigen Gedichte? "Was ist mit unserer Bibliothek?" Erwartend schaute er mich an und schüttelte den Kopf. Also war auch die Bibliothek nichtmehr. "Warum?", sprach ich meinen Gedanken laut aus. "Die Menschen haben ein Feuer gelegt." Schade. All die Bücher waren spannend gewesen und wertvoll. Was ist sonst noch geschehen?, fragte ich mich. Doch mit Sicherheit könnte ich die ganze Wahrheit niemals ertragen. Darum fragte ich auch nicht weiter. Die Glocken des Turmes schlugen in der Ferne. "Es gibt jetzt Frühstück." Ich bekleidete mich und sagte zu Kyan: "Iss doch mit uns." Es schüttlete den Kopf. "Nein, ich habe gestern bereits gegessen, bevor ich hier geschlafen habe." Das verwüstete Bett war seine Schuld. Ich nickte nur und ging.

Beim Frühstück sagte ich kein Wort. Ich hörte den anderen zu, wie sie über alles mögliche diskutieren. Doch ich war froh, als das Frühstück beendet war.

Nacher war ich in den Götterhain gegangen. Es war sehr ungewöhnlich für mich, aber ich mochte den Brunnen aus Marmor sehr gerne und erfreute mich seines Anblickes, während ich an meine Eltern dachte. Meine Mutter, die immer kleiner gewesen war, als ich und mein Vater, der oftmals schlecht gelaunt war, jedoch immer freundliche Antworten gab. Hat es sich gelohnt meine Eltern für Sahena zu verlassen? Ja! Ich habe Macht. Ich wusste nicht warum, aber ich träumte schon immer von der Macht und jetzt hatte ich sie. Doch der Preis war hoch. Ich hatte meine Familie und die von Cecilia zerstört! Das wurde mir in diesem Augenblick klar.

Destroyed  [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now