Kapitel 23 Vincent

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Nichts. Ich klopfte. Wieder nichts. "Öffnet die Tür", befahl ich den Wachen, die links und rechts die Tür bewachten. Einer von ihnen nickte und zog einen Schlüssel hervor. Er steckte ihn ins Schloss und drehte. Dann öffnete er die Tür und trat zurück. Ich ging in das Zimmer hinein und blickte mich um. "Cecilia?", fragte ich. Nichts. Ich blickte mich um, suchend. Aber sie war nicht mehr da. Verdammt. Nicht schon wieder! Ich drehte mich im Kreis und blieb mit dem Gesicht zur Tür stehen. "Sendet ein Suchkommando aus!", schrie ich, "findet Cecilia!" Die Wachen setzten sich sofort in Bewegung. Als ich allein war versuchte ich herauszufinden, wie Cecilia entkommen war, jedoch fand ich nichts, das mich darauf hätte hinweisen können. Verärgert ging ich zurück in meinen Kartenraum.
Dort traf ich auf Ensfried. "Ihr scheint das Mädchen ja gut im Griff zu haben", verspottete er mich. Ich strafte ihn mit einem Blick und widmete mich den Karten. Ich fuhr den Reiseweg von hier bis Sahena mit dem Finger nach. Ich kann es schaffen! Sie sind im Unwissenden und ich habe bereits Leute in der Burg! "Ensfried, habt ihr bereits meine Begleiter über unseren Plan informiert?" "Ja, euer Gnaden!" Zufrieden nickte ich. Plötzlich klopfte es. "Ja?", bat ich den Klopfenden herein. Leise schwang die Tür nach innen auf und mein Bruder kam aufgeregt auf mich zu. "Michel? Was machst du denn hier?", fragte ich ihn erstaunt. Er atmete schwer und Schweiß lief ihm über die Stirn. "Ich... habe...", versuchte er zu sagen, doch er bracht ab und hielt mir Stolz einen Brief entgegen. Ich nahm in. Er war mit dem Siegel der Finspers verschlossen. Das Siegel bestand aus einer Münze, die über einem Thron stand und glänzte. Ich brach es.

Mylord Vincent Jemoy,
zum Ende des Monats, wenn der Mond zur Hälfte am Himmel steht werde ich ein Fest feiern, angesichts des vollen Dutzend an Jahren, die ich nun die Sommerwiesen regiere.
Ich würde euch gerne auf der Feier sehen und unsere Freundschaft vertiefen.

Unterzeichnet:
Leonard Finsper, König der Sonmerwiesen

Bei dem Wort Freundschaft musste ich beinahe würgen. Er würde niemals mein Freund werden. Er wollte nur Hallernfeste, um seine Macht zu erweitern. Trotzdem würde ich kommen, denn was war besser mit einer Garde anzureisen, als der Grund zu einem Fest zu gehen. An Ensfried gerichtet sagte ich: "Schickt eine Antwort. Ich werde kommen." Ich hielt ihm den Brief hin. Er nahm ihn und verließ den Raum. "Vinci, darf ich mitkommen?", fragte Michel. "Ich weiß noch nicht. Es ist gefährlich dort." "Ich habe keine Angst!", protestierte er. Ohne zu antworten ging ich an ihm vorbei und aus dem Raum raus.

Weitenwind's Körper war warm, als ich mich an ihn lehnte. Zufrieden mit meiner Gesellschaft wieherte er. "Bald werden wir zusammen über die Wiesen reiten", flüsterte ich ihn sein Ohr. Dann klopfte ich ihm auf den Rücken, gab ihm ein paar Äpfel und Heu und setzte mich, angelehnt an einen Baum, neben ihn. Als Weitenwind alles aufgegessen hatte stand ich auf. Das, was ich jetzt noch machen muss wird unangenehm, dachte ich.

In der Küche roch es gut und das Essen wurde bereits vorbereitet. Neben einem Kessel über dem Feuer saß Cecilia's Vater und ihre Mutter wusch das Geschirr, als ich eintrat. Als mich die beiden erblickten knicksten sie sofort. Auch Banpo verbeugte sich. Ich deutete ihnen wieder aufzustehen. "Euer Gnaden, was verschafft uns die Ehre", frage Cecilia's Mutter. "Ich würde euch beide gerne sprechen." Sie wurde aschfahl und ihr Mann blickte auf den Boden. Verdächtig. Dann fragte ich Banpo: "Kann ich jetzt sofort mit ihnen sprechen oder ist das gerade schlecht?" Er wusste nicht so recht, was er sagen sollte. "Also... eigentlich ist es eher schl-", ein Räuspern, "ja ihr könnt mit ihnen sprechen. So lange wie ihr wollt." "Ganz sicher? Es ist wirklich kein Problem erst heute Nachmittag mit ihnen zu sprechen, denn es kann durchaus lange dauern." Wieder zögerte Banpo. Er will mir nicht im Weg stehen. "Ich warte um drei im Rittersaal auf euch", sagte ich zu Cecilia's Eltern.

Sie kamen sehr pünktlich. Beide hatten sich gewaschen und ihr Kleidung geglättet. "Euer Gnaden", sagten sie, als sie eintraten. "Wir hatten doch gesagt, dass wir solche Förmlichkeiten weglassen, solange wir unter uns sind. Kommt setzt euch." Als wir an der Tafel saßen, hatte ich ein mulmiges Gefühl. "Margret, Oswald, ich weiß nicht, ob ihr es bereits wisst, aber Cecilia ist verschwunden." Margret zog erschreckt die Luft ein und Oswald's Augen weiteten sich. "Wir hatten sie gerade erst wieder getroffen", klagte Margret, "nach so langer Zeit war sie endlich wieder bei uns und jetzt ist sie wieder weg!" Sie ergriff Oswald's Hand. "Es tut mit wirklich Leid", sagte ich, um ihr mein beileid zu zeigen. "Ich muss euch nun ein paar Fragen stellen." Ich faltete meine Hände und legte sie auf den Tisch. Dann schaute ich die beiden ernst an: "Habt ihr Cecilia geholfen?" Oswald war erstaunt. "Warum sollten wir? Sie ist unsere Tochter und hier, bei uns, wäre sie sicher gewesen." Ein Argument... "Wisst ihr, wo sie jetzt sein könnte?" "Vielleicht ist sie wieder in Sahena!", schluchste Margret, doch Oswald sagte: "Eher unwahrscheinlich nach dem, was sie uns erzählt hat. Solbald sie dort gesehen werden würde...!" Er schüttelte den Kopf, "vielleicht ist sie bei diesem Hensk." "Hensk?" "Sie hat ihn kennengelernt, als sie von Sahena geflohen ist", erklärte mir Margret. Ich verstand. "Kennt ihr diesen Hensk?" "Ein bisschen", sagte Margret, "er war der Adoptiv-Enkel von Cecilia's Großmutter. Aber wir durften sie zu der Zeit schon nichtmehr besuchen, wegen ihrer Anklage." Das wusste ich bis jetzt noch nicht. Dieses Gespräch ist informativer als erwartet. Dann fiel mir noch einen andere Frage ein. "Wusstet ihr davon, dass sie gehen wollte?", fragte ich.

Destroyed  [Abgeschlossen]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt