Kapitel 30 zuvor

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Es ist nun schon eine ganze Weile her, dass Hensk zu uns gekommen ist. Seit dem war mein Leben und vor allem das von Harald besser geworden. Wir haben mehr zu tun und abends spielen Harald und Hensk zusammen.

Einen Tag, als ich gerade dabei bin das Essen für uns zu machen, kommt Hensk aufgeregt herein. "Juliana, du glaubst nicht, was ich gesehen habe!" Seine Augen leuchten, sind jedoch gleichzeitig vor Angst geweitet. "Was ist denn?", frage ich. "Ich habe Max gesehen und Persophonie!" Auf was läuft das hinaus? "Und weiter?" Er blickt kurz zu Boden und dann wieder hoch zu mir. "Sie streiten sich!" "Über was?", will ich wissen. "Ihre Beziehung", antwortet Hensk trocken. Ich bin erleichtert. Im ersten Moment hatte ich Angst, dass es etwas schlimmeres sein könnte. "Hensk, du weißt doch, dass es normal ist, dass sich Paare streiten und Max und Peersophonie sind doch noch sehr jung." Ich kenne die beiden noch von der Zeit, als ich auf Sahena gelebt habe. Persophonie ist die beste Freundin von Cecilia und Max hat vor einiger Zeit mit seiner Ausbildung zum Ritter begonnen. "Ja, ich weiß", antwortet er, "aber sie haben sich gegenseitig geschlagen und beschimpft. Und dann hat Max damit gedroht Persophonie eines nachts zu ermorden, weil niemand anderes so eine unehrliche und unwillige Person verdient habe!" "Das war eine leere Drohung und das weißt du. Max würde so etwas niemals machen!" Er wird rot. "Vielleicht hast du ja Recht, aber können wir nicht troztdem mal nachsehen? Nur diese Nacht?" Ich will ihm nicht weiter wiedersprechen und deshalb antworte ich: "In Ordnung diese Nacht." Zufrieden lächelt er. "Wo ist denn das Zimmer der beiden?", frage ich. "Am Rande im Inneren von Sahena. Dort haben sie sich auch gestritten!" So langsam dämmert mir etwas. "Hensk? Hast du dich schon wieder in die Festung geschlichen?" Schuldbewusst blickt er mir in die Augen. "Ja", murmelt er, "entschuldigung." Ich schüttel den Kopf. "Warum?" "Wegen Sejla", sagt er, "aber mach dir keine Sorgen. Ich bin jetzt schon 16 und alt genug, um auf mich auf zu passen." Das weißt du auch, ermahne ich mich in Gedanken, hör auf dir immer so große Sorgen zu machen! "Wenn du meinst", gebe ich ihm schließlich als Antwort. Er nickt. Dann sage ich: "Ich lege mich jetzt noch ein bisschen hin, bevor wir später losgehen!" "In Ordnung", meint Hensk.

Harald liegt noch immer im Bett. "Kommst du eigentlich jemals freiwillig daraus?" Er brummt und schüttelt den Kopf. "Keine Arbeit?", frage ich weiter. Wieder ein Kopfschütteln. "Weißt du Hensk hat sich schon wieder weggeschlichen!", erzähle ich. "Ja und? Er sucht das Abenteuer." Auch, wenn er Hensk mag, sorgt er sich eher weniger um dessen Wohlbefinden. "Wir gehen heute Abend zusammen weg, in Ordnung?", frage ich. "Ja", bekomme ich als Antwort. Dann dreht er sich um und beginnt wieder zu schnarchen. Auch ich lege mich hin und ziehe mir meine Decke über den Kopf.

"Juliana, jetzt komm doch!", höre ich eine Stimme. Hensk. "Aufwachen!" Ich öffne die Augen. "Die Sonne ist schon fast unter gegangen!" Schnell springe ich auf und folge Hensk in die Küche. Dort nehme ich mir meinen Umhang und ziehe ich an. Dann gehen wir raus. Die Abendluft ist kühl und Hensk hat Recht, die Sonne ist fast nicht mehr zu sehen. Wir machen uns auf den Weg.

Nach zehn Minuten, als der letzte Rest der Sonne gerade hinter dem Horizont verschwand, standen wir vor den Mauern Sahena's. "Was machen wir eigentlich, wenn wir sehen, dass Max seine Drohung wahr macht?", frage ich Hensk. "Du lenkst ihn ab und ich versuche ihn zu überwältigen, er ist immerhin noch sehr jung, wie du vorhin selbst gesagt hast." "Wenn du meinst", sage ich, jedoch nicht von der Idee überzeugt, "Und wie genau kommen wir da überhaupt hin?" Er grinst. "Hier durch!" Mit einem Finger zeigt er auf ein Gebüsch. Fragend schaue ich ihn an. "Hinter dem Gebüsch ist ein kleiner, gegrabener Tunnel", erklärt er mir. "Achso", entgegne ich unsicher, "Solange du vorgehst." "Keine Sorge, das mache ich!", sagt Hensk. Dann verschwindet er in dem Gebüsch. Ich kann ihn nicht mehr sehen, genauso wie ich das Gebüsch nur schwach erkennen kann, da es zu dunkel ist. Mit langsamen, vorsichtigen Schritten gehe ich vorwärts in das Gebüsch. Ich kniee mich hin und taste mich weiter. In dem Moment, in dem ich glaube das Loch gefunden zu haben erscheint links von mir ein kleines Licht. Zuerst blendet es mich und ich kneife die Augen zusammen. Als meine Augen sich daran gewöhnt haben, krabbel ich darauf zu. Wie vermutet hatte Hensk eine Laterne gefunden und hält sie in meine Richtung. "Komm schon, wir verschwenden Zeit", flüsterte er.

Auf der anderen Seite des Loches war es heller. Überall hingen Fackeln, die die Wege erhellten. Ich sehe, dass mein Kleid von einer dünnen Erdschicht überzogen ist. Warum mache ich das? Vermutlich nur, weil es Hensk ist. Plötzlich kommt etwas in meinen Kopf. "Hensk, bevor wir später wieder gehen, möchte ich jemanden besuchen", sage ich an ihn gerichtet. "Psst", macht er, "es kann uns jemand hören. Wen möchtest du besuchen?" "Cecilia." Ihr Name klingt ungewohnt auf meinen Lippen. Jedoch wollte ich sie wieder sehen! Egal, ob es mir verboten war oder nicht. Trauer stieg in mir hoch, eine solange Zeit war vergangen. Bevor ich allerdings weiter nachdenken konnte, wurde ich von Hensk unterbrochen. "Kannst du. Aber jetzt lass uns zu Persophonie und Max!" Also folge ich ihm.

Wir stehen vor dem Zimmer der beiden. Hensk blickt durch das Schlüsselloch. "Nichts", flüstert er. "Siehst du!", antworte ich leise, "Warum sollte Max seine Freundin töten?" Er dreht sich zu mir um. "Er hat es gedroht!", rechtfertigt er sich, "Lass uns noch ein wenig warten, bitte!" Ich stimme zu. Einige Minuten sitzten wir schweigend vor der Tür. "Du hast recht", gesteht Hensk, "nichts passiert! Lass uns jetzt zu Cecilia gehen und danach schnellst möglich verschwinden!" "Ja", sagte ich glücklich. Dieser Besuch hat also doch etwas gutes. Cecilia, wie habe ich dich vermisst! Ich stehe auf, um mich auf den Weg zu ihrem Zimmer zu machen. Genau in diesem Moment höre ich ein klirren. Blitzschnell drehte ich mich zu Hensk um. Auch auf seinem Gesicht zeichneten sich Züge der Angst ab. "Was war das?", frage ich atemlos. Er zuckt mit den Schultern. Unsicher und voller Angst ein Geräusch zu machen, bleibe ich bewegungslos. Hensk reagiert gefasster und blickt instinktiv noch einmal durch das Schlüsselloch. Seine Augen weiten sich. "Verdammt", stößt er hervor.

Das heißt nichts Gutes. Ohne weiter über meine Handlung nach zu denken, reiße ich mich aus meiner Schockstarre und öffne die Tür. Dort steht Max. Er trägt ein langes Nachthemd und hält ein Messer in der Hand. "Max! Stopp! Aufhören!" Verwirrt dreht er sich in meine Richtung. "Wer immer du bist, geh!", sagt er. Ich schlucke. "Nein." "Nun gut, wenn du meinst." Ohne sich weiter ablenken zu lassen geht er um das große Bett in der Mitte auf seine Freundin zu. Tu etwas!, schreie ich mich an. Doch es ist zu spät. Mit entsetzten werde ich Zeuge, wie er das Messer schnell und mit Druck über den Hals von Persophonie zieht. Ein entsetztes Husten ist zu hören und ihre Augen weiten sich. Doch jegliche Hilfe wäre zu spät. Ich will auf sie zugehen, ihr versichern, dass bald alles vorbei ist, doch Max hindert mich daran. "Bleib wo du bist", knurrt er, "du hast nichts gesehen." Im Augenwinkel bemerke ich, wie sich der Griff um sein Messer kurz lockert, damit er umgreifen kann und dann das Messer fest zusammendrückt. Jetzt zeigt es in meine Richtung. Hensk, wo bist du? Was ist mit deinem Plan? Bitte! "Ich habe nichts gesehen", lüge ich. Max fängt an zu lachen. Es klingt schadenfroh und gestellt. "Ich glaube dir nicht", sagt er, "ich befürchte du warst zur falschen Zeit am falschen Ort." Und dann hebt er den Arm und kommt langsam auf mich zu. Plötzlich kommt Hensk aus dem Schatten und springt von hinten auf Max. Wann ist er dahin gegangen? Gerade als er von Max bemerkt wird, stolpern beide nach vorn. Blindlinks wirft Max sein Messer, bevor die Beiden auf dem Boden aufkommen. Das Messer fliegt genau in meine Richtung. Alles geht so schnell, dass ich keine Möglichkeit habe um auszuweichen. Dann trifft das Messer sein Ziel.

Ein neues Kapitel. Mal wieder etwas aus der Vergangenheit und ein längeres Kapitel. Ein Dankeschön. Im Laufe der Woche haben wir 1,5K erreicht und sind jetzt schon bei fast 1,7K. Das ist einfach Wahnsinn! DANKE!❤

Destroyed  [Abgeschlossen]Where stories live. Discover now