54.Kapitel/Blau & Braun

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T Y S O N

Es ist nun schon ein Jahrzehnt her, als ich zuletzt meinen Bruder und meine Schwägerin zu Gesicht bekommen habe. Es war vor zehn Jahren das letzte Mal, das ich ihr lächeln sehen durfte, das ich ihre Stärke bewundern konnte, das Skyla mich vor Demir in Schutz nahm. Meine Prinzessin, Skyla und der böse Drache Demir. Dieser Gedanke bringt mich automatisch zum Schmunzeln. Sie waren ein unglaublichen Paar. Ihre Geschichte ist unglaublich, magisch und einfach nur nennenswert. Doch endete ihr Geschichte zu schnell. Zu früh wurden die Leben zweier Liebenden genommen. Zu schnell gingen sie von uns. Zu wenig Zeit hatten sie für einander. Zuwenig schöne Moment konnten sie erleben. Zu wenige Erinnerungen haben wir an ihnen. Nach dem Skyla an jenen Tag das Haus verließ, kehrten sie und Demir nie wieder zurück.

~flahsback~

Ich sitze in dem einen Gastzimmer zusammen mit Lilly, der Freundin von Skyla. Sie sagte mir dass wir uns hier verstecken sollen, da Skyla sich gerade nicht unter Kontrolle hat, durch die Gefühle welche Demir gerade spürt. Ich verstehe was sie meint und doch fällt es mir schwer, jetzt für meine Prinzessin nicht da zu sein. Es setzt mir schwer zu meinen Bruder im Kampf nicht unterstützen zu können, alles wirkt so kompliziert. Warum können sich den nicht alle einfach vertragen? Warum musste es zu Krieg komme? Hätten sie uns nicht einfach weiter in Frieden leben lassen können? Warum muss es immer um Leben und Tot gehen?

S K Y L A

Ich renne. Ich renne immer weiter und weiter. Ich weiß nicht wo hin ich renne. Welcher Ort mein Ziel sein wird. Doch möchte ich nur noch weg von der Leiche meines Mates. Ich fühle nicht außer Schmerz und Leere. Mehr hat er mir nicht hinterlassen. Mir fällt erst nach Minuten auf, wohin mich meine Füße tragen. Sie tragen mich zu dem Wasserfall. Zu dem Wasserfall mit der Grotte. Warum musste ich genau hier hin rennen? Warum an dem Ort an dem Demir so viel gab? Da hätte ich auch gleich zu der Quelle rennen können, an welcher Demir und ich uns begegnet sind, es wäre der gleiche Schmerz gewesen, wie an diesem Ort hier.

Ich habe einen Entschluss gefasst. Diese Entscheidung ist feige. Doch habe ich keinerlei Kraft mehr im Leib um stark zu sein, für das Rudel stark zu sein. Ich wollte nie den gleichen Fehler begehen wie meine Mutter es tat, doch verstehe ich sie. Wenn sie solche einen Schmerz gespürt hat, wie ich ihn jetzt verspüre, dann verstehe ich ihre Entscheidung zu gehen. Sie hat mich zwar zurück gelassen, doch kann ich es ihr nicht verübeln. Diese Schmerzen welche man vernimmt, wen der der Mate stirbt, sind unmenschlich schrecklich. Ich habe vorher noch nie so etwas verspürt. Auch nicht bei dem Tot meiner Eltern, nein. Das hier ist um einiges schlimmer und ich halte es keine weitere Minute aus, mit dieser leere im Leben leben zu müssen. Er hat mich verlassen. Er ist nun dort wo auch meine Eltern sind. Also ist das nun der Zeitpunkt, an welchen ich nun auch endlich gehen darf? Darf ich nun zu den Menschen welche ich am meisten Liebe und auch brauche? Nichts hält mich mehr auf dieser Welt. Hier ist nur schlimmes passiert.

Falsch.

Hier habe ich Demir getroffen. Hier haben wir die schönen Momente erlebt. Hier haben wir uns geliebt. Hier haben wir gelacht. Es war falsch. Hier ist so viel Gutes und magisches passiert, doch nun erscheint diese Welt wieder einmal nur trist und grau. All die Farben welche er in mein Leben brachte, nahm er auch wieder mit sich. All die Liebe mit welcher er mich füllte, nahm er wieder mit sich und hinterließ eine leere Hülle, ohne wünsche, ohne Träume, ohne Lebenssinn.

Demir ich komme zu dir.

Langsam steige ich in das kühle Nass hinein. Das kalte Wasser umschließt meine Haut und scheint mich immer weiter in sich zu ziehen. Ich gehe wie ferngesteuert weiter hinein, bis das Wasser mir schon bis zu meinen blasen Schultern geht. Ich weine schon lange nicht mehr, da ich nicht mehr genügend Flüssigkeit im Körper habe. Auf den Weg hier hin, weinte ich nur und nun scheine ich wie ausgetrocknet zu sein. Ich lasse meine Hände durch das Wasser gleiten. Schließe meine Augen, spüre seine Berührungen auf meiner Haut, spüre die Gänsehaut welche sich bildet, ich bilde mir seine Stimme im Kopf ein.

Ich lasse mich fallen.

Das Wasser zieht mich herab. Ich höre auf zu atmen. Lasse das Wasser meine Lungen füllen. Ich fühle mich erneut so als würde ich liegen. Doch fliege ich alleine. Kein Demir ist an meiner Seite, welcher meine Hand hält. Immer tiefer zieht mich das Wasser herab. Ich lasse los. Ich lasse alles auf mich einfallen.

Ich sagte immer das man schöne Momente erleben sollte, um schöne Erinnerungen schaffen zu können. Nun weiß ich warum ich diese Erinnerungen haben wollte. All die schönen Momente spielen sich wie ein Film in Schwarz-weiß vor meinen Augen ab. Das treffen mit Demir in der Schule. Die Nacht im Wald. Der Kuss und die Bratensoße. Alles sehe ich wieder vor mir und ein letztes Mal darf ich die Wärme in meinem Herzen spüren, welche Demir immer in mir ausgelöst hat, als er mir in die Augen sah. Demir Black war nicht nur der Alpha eines Rudels. Er war nicht nur mein Mate. Er war nicht nur mit mir zusammen weil uns ein Band verband. Er ist zu meinem Leben geworden. Wir haben gelernt einander zu vertrauen und zu lieben. Wir haben zusammen so viele Hürden überqueren müssen. Wir haben es geschafft so viele Schluchten zu überwinden, doch sind wir an dieser gescheitert. Doch möchte ich nicht an seine Lippen, an sein Aussehen denken, nur an eine Sache denke ich, bevor auch der letzte Luftzug meinen Lungen weicht und mein Herz den letzten Schlag macht. Seine Augen.

Als sich Blau mit Braun vermischt hat.

Braun traf auf Blau und die Welt schien stehen geblieben zu sein. Es war immer ein magischer Moment, sobald wir uns in die Augen gesehen hatten. Doch werde ich diese Augen nie wieder sehen. Braun und Blau. Unsere Farben wurden zu einer.

~flashback ende~

T Y S O N

Meine Eltern, der Beta meines Bruders haben Skyla ihre Leiche nach dem gewonnen Krieg im Wasser am Wasserfall aufgefunden. Sie hat sich dazu entschieden Demir zu folgen. Man könnte nun denken, dass wir ihr es übel nahmen und alle zurück gelassen zu haben. Doch können wir ihre Entscheidung verstehen. Keiner von uns will diese Schmerzen spüren, welche sie empfunden haben muss, als mein Bruder gefallen ist.

Was nach dem Tot von Demir geschah? Liam und Brandon berichteten mir davon, dass sie nach Skyla ihrer Flucht vom Schlachtfeld, den Alpha der Rouges töteten, die anderen Wölfe flüchteten darauf und so war die Sicherheit des Rudels gesichert. Wir haben nicht nur unseren Alpha und unsere Luna in diesem Krieg verloren, auch viel der Mitglieder mussten ihr Leben lassen.

Fünf Jahre nach dem Tot von unserem Alpha, stand fest das ich der neue Alpha werden würde, sobald ich 17 werde und so geschah es auch. Ich führe nun zusammen mit meiner Mate das Rudel der Black-Souls an.

Was aus Brandon und Lilly geworden ist? Die beiden haben zwei Söhne bekommen und später dann auch noch eine Tochter. Liam und seiner Mate erging es gleich, nur das sie ein Mädchen und einen Jungen bekommen haben. Meine Eltern leben noch immer in der Siedlung, doch spüre ich immer wieder die Trauer um sie herum, sobald sie mich mit meiner Mate sehen. Sie wollen sie für mich freuen, doch sehen sie immer wieder Demir und Skyla vor sich.

Nachdem der Krieg beendet wurden ist und wieder Ruhe einkehrte, wurden Skyla und Demir vor der großen Eiche auf der Lichtung beerdigt. Auf der Lichtung wo Skyla zur Luna gekrönt wurden war und auf der selben Lichtung auf welcher ihr Mate starb.

Nun stehe ich hier. Tyson Black vor dem Grab meines Bruders und meiner Schwägerin.

Ruhet in Frieden.

Ihr seid zu einer Legende geoworden von welcher jedem Kind erzählt wird. Ihr habt gezeigt, wie stark die Bindung zwischen Mates sein kann. Ihr zeigtet uns was es heißt richtig zu lieben.

Mein Blick richtet sich ein letztes Mal auf den großen Grabstein, welcher von vielen Blumen umgeben ist. Er ist aus dunklen Gestein gemeißelt. Die Schrift ist in einem leichten Silber gehalten.

Hier ruhen unser Alpha und unsere Luna.

Zu früh gingen sie von uns. Sie waren nicht nur eine Seele, sie waren ein Herz und ein Leben.

D e m i r   B l a c k   &   S k y l a   T o r r e s

Eine Liebe die zu schnell ein Ende fand und welche uns belehren soll, den Moment zu leben und nicht an Morgen zu denken.


T H E    E N D


~*1997 Wörter*~

His broken MateWhere stories live. Discover now