Ich öffne die Gitter und gehe auf die Zellen zu, in denen sich der Vampir und der Werwolf befinden. Ein kaltes Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht. Heute Morgen war ich vielleicht nett, aber bei dem erbärmlichen Anblick der beiden vor mir, wie sie schwach und gefesselt an der kalten Steinwand sitzen, erinnere ich mich wieder daran, das es mir Spaß macht, andere leiden zu lassen. Auf der linken Seite sitzt ein blondes Mädchen. Sie ist gerade einmal mitte zwanzig. Ihre Haut ist dreckig und ihre Kleider an manchen Stellen zerrissen. Der Vampir. Ich drehe mich nach rechts, wo ein junger Kerl sitzt. Er hat Straßenköter blondes Haar und dunkle Augen. Die Haarfarbe passt zu seiner Rasse. Der Köter. Beide sind bewusstlos. Sehr schön. Ich setze mich auf einen Stein und beobachte wie Leo eine Schüssel aus einer Tasche holt und noch einige Sachen vorbereitet. Sei malt mit Salz ein Pentagramm auf den Boden und stellt die Schüssel in die Mitte. "Ich brauche dein Blut. Mehr nicht", meint sie.Während ich mir die linke Hand aufschneide und mein Blut sofort aus der Wunde tritt und in die Schüssel tropft, platziert Leonie noch einige Kerzen und zündet sie, mit Hilfe der Magie an. Ich verdrehe die Augen. Bastard. Sie dürfte gar nicht existieren. Vampir und Hexe in einem ist unmöglich und das wird ihr Untergang sein.

Als meine Wunde geheilt ist und die Schüssel sich gut gefüllt hat, blicke ich mich suchend nach Hazel um, die in einer Ecke mit Kopfhörern in den Ohren sitzt und Musik hört. Im Schneidersitz nimmt Leo vor dem Pentagramm platz und murmelt den Zauberspruch auf Latein vor sich her. In meinem Hosenbund am Rücken habe ich den Weißeichenpfahl, welcher mir in den drückt. Seine Anwesenheit ist beruhigend und beängstigend zugleich. Nach einigen weiteren murmelnden Wiederholungen des Zauberspruchs fangen die brennenden Kerzen nun heller an zu leuchten und erhellen den dunklen Keller. Abrupt hört sie auf zu reden und öffnet die Augen. Ich habe gar nicht bemerkt das sie diese geschlossen hatte. Sie nimmt die Schüssel mit meinem Blut, welches etwas komisch im Kerzenschein schimmert und trinkt es bis auf den letzten Tropfen. Mit leichten blutigen Mund sieht sie schließlich zu mir hinauf. "Deine Blutlinie ist jetzt vorrübergehend an mich gebunden und stirbt somit nicht mit dir"Wenig begeistert nicke ich ihr zu und verziehe dabei das Gesicht.

Bis die Sonne untergeht verbringen wir in dem Keller und bereiten alles vor. Jeremys Blut, der Pfahl, den ich keine Sekunde aus den Händen lege, die drei Opfer und das riesige Pentagramm mit großen Fackeln an jeder Spitze, draußen im Waldboden.

"In wenigen Stunden, wenn der Mond am höchsten Punkt steht ist es soweit. Was willst du bis dahin auf jeden Fall noch gemacht haben?", flüstert sie und schaut mich an. Die drei Opfer haben wir im Keller eingesperrt, während wir im Pentagramm sitzen. "Ich habe alles in den letzten Jahren getan, was ich tun wollte. Ich habe gelebt Leonie", gebe ich ihr als Antwort. Ich sehe wie ihr Tränen in die Augen steigen. Kaum zu glauben das sie wegen mir so emotional wird."Wir können reden, wenn du willst", schlage ich schließlich vor, bevor sie komplett die Fassung verliert. Ich erzähle ihr allerhand an lustigen und emotionalen Geschichten von Kol, Elijah, Bekah und Nik. Wollte ich sie damit ablenken, oder doch mehr mich? Ich erinnere mich daran nur zu gern und es lenkt mich ab. Zwischendurch beiße ich mir auf die Lippe und unterdrücke die überwältigenden traurigen Gefühle, die in mir aufkeimen.

Als der Mond fast seinen höchsten Punkt erreicht, hole ich Hazel, die beiden Monster und alle Zutaten, während Leonie einen Schutz um das Pentagramm legt, sodass niemand mehr, sobald wir drinnen sind, herein kann und auch keiner mehr raus.Riesige Fackeln mit dunkel roter Flamme grenzen uns ab und spenden Licht. Ich zücke mein Handy und schreibe Kol eine SMS. Ich schreibe ihm alles, auch wo wir uns befinden. Ich will zwar nicht das er mir beim sterben zusieht. Ich will ihm die Möglichkeit geben sich zu verabschieden und mich zu begraben.Ich kette den Vampir und den Wolf soweit los, sodass nur noch ihre Hände auf dem Rücken gefesselt sind. Entfernt höre ich schnelle Schritte näher kommen und mein Herz beginnt wild gegen meinen Brustkorb zu schlagen.Ich gucke zu Leonie, die das dicke alte Hexenbuch in der Hand hält. "Lies weiter", befehle ich ihr. "Egal was sie sagen"Sie nickt verzweifelt und beginnt mit zitternder Stimme zu lesen. "STOP", ruft Kol und hämmert fest gegen die Barriere. Ein lauter Schlag lässt mich zusammen zucken.Ich drehe mich zu Kol und Nik, die wütend vor der Barriere stehen und auf sie einschlagen.Ich gehe auf sie zu und lächle Kol schwach an. "Hör auf damit Alex. Bitte", fleht er mich an. Seine Augen füllen sich mit Tränen. "Das kann ich nicht.", flüstere ich. "Es muss sein""Nein", widerspricht er sofort. "Alex, es tut mir leid. Alles tut mir leid, aber tu das nicht! Bitte lass uns gehen...", verzweifelt legt er seine Hand gegen die Barriere.Ich lächle schwach und lege meine Hand auf die selbe Position wie seine. Nur berühren sie sich nicht, da die Barriere dazwischen ist. "Machs gut Kol", heiße Tränen sammeln sich in meinen Augen. "Nein Alex. Nein Nein", stammelt er und hämmert erneut wütend gegen sie. Ich wende mich Nik zu. "Es tut mir leid", flüstere ich. Unfähig irgendetwas zu sagen starrt er mich an. Tränen in seinen Augen, die still über seine Wangen laufen. "Alex", flüstert er rau.Ich nicke nur kurz und wende mich von ihnen ab.

Meine Ohren sind betäubt. Stumpf nehme ich meine Umgebung wahr, während ich im Unterbewusstsein das Hämmern gegen die Barriere vernehme.Ich ziehe den Weißeichenpfahl hervor. "Der Vampir", sagt Leo und deutet auf das Mädchen. Ich nicke und stelle mich hinter sie. Ängstlich wimmert sie vor sich hin. Mit einer Hand neige ich ihren Kopf zur Seite, während ich ihr mit meinen Reißzähnen den Hals aufreiße. Ihr warmes Blut läuft meine Haut hinunter und tropft teilweise auf den Boden. Es ist nicht so süß wie das von den Menschen, aber einmal kann man das auch machen.Sie schreit und versucht sich zu wehren, doch vergebens.Schließlich lasse ich von ihr ab und werfe Leonie den Pfahl zu. Mit der rechten Hand durchstoße ich von hinten die Rippen des Vampirs und reiße ihr das Herz heraus. Leblos sackt sie nach vorn zusammen.Das Herz lege ich in die Schale. Das gleiche Spektakel vollziehe ich auch bei dem Werwolf, nur finde ich schmeckt sein Blut nicht. Auch sein Herz lege ich in die Schale. Zum Schluss komme ich zu Hazel.Ich stelle mich erneut hinter sie, da ich mir ihr Gesicht nicht ansehen will. Ich trinke ihr warmes süßes Blut und reiße auch ihr zum Schluss das Herz aus der Brust.Alls alle drei leblos auf dem Boden liegen, nehme ich die Schüssel mit den drei Herzen und kippe Jeremys Blut dazu. Leonie lässt alles in Flammen aufgehen. Ein letztes Mal fühle ich meinen Tageslicht Ring, welchen ich seit über tausend Jahren trage. Erneut spricht Leonie den Spruch und taucht den Pfahl in die Pampe, die sich jetzt aus den verschmolzenen Herzen gebildet hat.Das Blut windet sich um den Pfahl und bildet ein Muster, welches ich nicht ganz deuten kann.Jetzt ist es soweit.

Gerade stelle mich mich vor sie, nehme ihr das Buch aus der Hand und lege es auf den Boden, bevor ich mich aufrichte und sie ansehe. "Tu es schon", flüstere ich. Im Hintergrund die Schreie von Kol und Niklaus wie sie verzweifelt gegen die Barriere hämmern. Eine Träne gleitet über meine Wange. "TU ES", wiederhole ich engerisch. Leonie schluchzt auf und rammt mir mit voller Kraft den Pfahl ins Herz. Mir bleibt die Luft weg. Schmerz durchzieht meinen Körper und ich falle rückwärts auf den Boden. Mir stockt der Atem. Mein Körper zittert und mir wird heiß und kalt zugleich. Ungewohnt.
Ich spüre wie Blut aus der Wunde tritt und sich auf meinem Körper verteilt, warm und langsam. Der Pfahl geht in der selben Sekunde in Flammen auf und sehe wie meine Haut langsam grau wird und sich schwarze Venen abheben. Ich lege meinen Kopf zur Seite und das letzte was ich auf diese Welt als lebende sehe ist, wie die Barriere in kleine bunte Stücke zerspringt und Kol im nächsten Moment neben mir sitzt und mich in seine Arme zerrt. Mit letzter Kraft lächle ich ihn an. Eine letzte Träne läuft über meine Wange. "Ich liebe dich", flüstere ich rau und leise, dann ist das letzte was ich spüre, wie schmerzhaft, das Leben aus meinem Körper weicht und meine Augen starr gen Himmel gerichtet sind.Der Pfahl hat mein Leben beendet und das derer die ich liebe verschont.

Alexandria Petrova - The OriginalDove le storie prendono vita. Scoprilo ora