Kapitel 24

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Ich sitze auf dem Dach unseres Hauses und starre geradewegs über die Wälder den Sonnenaufgang entgegen. Langsam drängen sich die warmen Sonnenstrahlen durch die Wolken und erhellen den Himmel. Langsam drängen sie die Dunkelheit der Nacht zurück und ich höre wie die Welt mit den Kreaturen erwacht, welche nur Tag aktiv sind. Es ist friedlich und weitestgehend ruhig. Tag für Tag geht die Sonne auf und unter, beobachtet alles was hier passiert. Schenkt leben und nimmt es auch wieder, wenn die Zeit gekommen ist. Heute ist es aber nicht soweit. Alles ist ruhig und es macht den Anschein als ob die Welt für einen kleinen Augenblick still steht und die Menschen heute mal die Welt nicht wieder ein Stück zerstören. Ich atme tief die frische kühle Luft ein und ziehe die Decke, welche ich mir einfach nur aus Bequemlichkeit mit genommen habe, näher um den Körper ziehe. "Was machst du hier oben?", fragt mich jemand und ich zucke kurz zusammen. Ich bin so in meine Gedanken vertieft gewesen, dass ich nicht mitbekommen habe, wie Niklaus rauf gekommen ist. Ich drehe mich um und sehe in seine blauen Augen. Ein sanftes Lächeln ziert seine Lippen, wie als ob er spüren würde, das etwas nicht mit mir stimmt. Aber es ist auch schwer fröhlich durhc die Welt zu spazieren, wenn man weiß das man am gleichen Tag sterben wird. Vor allem wenn es keiner im eigenen Umfeld weiß, den man liebt. Es ist schwierig, nicht mit ihnen darüber zu reden, aber ich werde die letzten verbliebenen Stunden auch noch durchhalten. "Ich genieße einfach Mal den Augenblick. Das tun wir alle viel zu selten", flüstere ich und wende mich wieder der Sonne und der Natur zu, die im Licht der Morgensonne strahlt. Es ist schon so lange her, als wir die Sonne wirklich auf unserer Haut spüren konnten, ohne dass sie uns verbrennt. Er nimmt neben mir platz und stupst mich schließlich leicht mit seiner Schulter an. "Was ist wirklich los, Alex?", fragt er mich besorgt. "Du wirkst..." Er stockt kurz. "...anders. Ruhiger und friedlicher", rückt er mit der Sprache schließlich raus. Ich schmunzle. "Und was daran ist schlimm?" Er schüttelt den Kopf. "Nichts, wenn du es nicht wärst. Ich weiß das etwas nicht mit dir stimmt. Du bist meine beste Freundin und meine kleine Schwester, glaubst du nicht das ich das nicht merke?" In meinem Bauch bildet sich ein großer Knoten. Es würde mir leichter fallen, wenn er wieder das Arschloch wäre, welches er die ganze Zeit war."Wieso willst du es mir nicht sagen?", flüstert er schließlich. Lange schweige ich und beobachte seine Regungen dabei. "Mir geht es wirklich gut. Ich brauche einfach eine Pause von allem hier. Das ist alles. Du weißt ja das ich das ab und an mal brauche...", erkläre ich schlussendlich.
Noch eine Weile sitzen wir auf dem Dach und genießen die Stille um uns herum. Das gute an unserer Freundschaft ist, das wir beide wissen, wenn es an der Zeit ist zu schweigen. Zumindest bei uns. Einige Geräusche im Haus lassen mih aufhorchen. "Leonie ist wach", sage ich nun und durchbreche damit die Ruhe. "Jetzt geh", meine ich und deute aufs Haus. Er schmunzelt kurz, verschwindet dann aber ziemlich schnell.

Ich springe vom Dach und lande im weichen und etwas feuchtem Gras. Ich laufe in die Stadt und setze mich im Park auf eine kleine Bank, während ich die Menschen dabei beobachte, wie sie ihr Leben hektisch leben. Eine Verschwendung meiner Meinung nach. Ich sehe auf der anderen Straßenseite einen großen gut gebauten jungen Mann, der gerade am Grill vorbei geht. Er hat dunkle Haare und die Statur eines Footballspielers. Sportlich und muskulös. Ich höre wie sein Herz gleichmäßig schlägt und wie sein Blut durch seine Adern fließt. In der nächsten Sekunde stehe ich vor ihm und er läuft, wie geplant, in mich hinein. "Oh tut mir leid", lächelt er und schaut auf mich hinab. Da er die ganze Zeit auf sein Smartphone geschaut hat, konnte er nicht wirklich bemerken, wie ich aus dem Nichts auftauche."Kein Problem. Ich hab dich nicht gesehen", antworte ich gespielt schüchtern. Einen Moment lang schauen wir uns in die Augen, bevor er sich wieder fängt und sich mir vorstellt. "Ich bin Dylan" Er streckt mir seine Hand entegen, die ich zaghaft entgegen nehme und schüttel. "Alex", sage ich kurz. Immer die gleiche Masche. Klein, schüchtern und geheimnisvoll wirken. Zieht immer! Denn dann ergibt sich alles von selbst.


"Freut mich dich kennen zu lernen, Alex. Ich habe dich noch nie gesehen. Bist du neu hier?"Ich runzle leicht die Stirn. Normalerweise rede ich nicht so viel mit meinem Essen, aber er ist süß. "ich wohne schon einige Wochen hier. Nur gehe ich nicht mehr in die Schule", erkläre ich ihm, bevor er denkt das ich noch Minderjährig bin. Innerlich klatsche ich mir gegen die Stirn. Wieso interessiert es mich, was mein Opfer von mir denkt? Bin ich bescheuert?"Sehe ich so aus, als ob ich noch in die High School gehe?", frage ich ihn schließlich. Ich warte gar nicht seine Antwort ab, da mein Magen knurrt. Fest schaue ich ihm in die Augen und manipuliere ihn. "Komm mit mir. Und stell keine Fragen. Ich werde dir zwar wehtun, aber du wirst nicht schreien oder dich wehren. Und danach wenn ich dich wegschicke, kannst du dich nur noch daran erinnern wie du in mich rein gelaufen bist, aber nicht an mehr" Wie in Trance nickt er und folgt mir in eine kleine Gasse, wo ich beginne ihm die Hauptschlagader aufzureißen und genüsslich sein Blut zu trinken. Er gibt kein Laut von sich, genau wie ich es ihm gesagt habe. Eine wohlige Wärme breitet sich in meinem Magen aus und schenkt mir Kraft. Ich trinke nicht alles von ihm, da ich nicht beabsichtige ihn zu töten. Ausnahmsweise nehme ich heute nur ein Leben und das wird meins sein und nicht das eines unschuldigen Menschen. Ich lasse ihn nach wenigen Minuten los, gebe ihm mein Blut, damit er heilt und schicke ihn weg. Zufrieden lehne ich mich gegen die Mauer und schließe kurz die Augen. Ob ich Blut vermissen werde? "Wenigstens hast du ihn nicht getötet" Ich schlage die Augen auf und drehe meinen Kopf zur Straße, wo Leonie mich skeptisch ansieht. Sie hat die Arme vor dem Körper verschränkt. Ich grinse sie breit an, sage jedoch kein Wort. "Komm. Wir sollten alles vorbereiten", ihre Stimme klingt bitter, als sie sich in Bewegung setzt und ich ihr zu Tylers altem Haus folge, wo der menschliche Doppelgänger von Katherine und Elena wartet.






Alexandria Petrova - The OriginalWhere stories live. Discover now