23.Kapitel

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Ava goes "Gone Girl" but luckily we still have smoothies.

Das stechende rote Licht einer Ampel reflektierte sich an der Windschutzscheibe.

"Warum?", fragte Danny leise, seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Mum biss sich auf Lippe und ließ die Kupplung ruckartig kommen, kaum hatte die Ampel auf gelb geschaltet.
"Ich hätte das sagen müssen, nicht Abby. Es wäre meine Aufgabe gewesen. Aber wie so oft krieg ich bei Mutter und Caren die Zähne nicht auseinander", während sie sprach, schwoll ihr Stimme an, zeitglich drückte sie das Gaspedal bis zum Boden durch, sodass wir mit halsbrecherischer Geschwindigkeit die verlassene Straße entlang brausten.
"Naja, wenigstens bist du jetzt nicht die Geächtete", versuchte Danny sie aufzuheitern. "Na besten Dank", murmelte ich. Mum überfuhr ein Stoppschild und hielt auf die Bundesstraße zu.
"Aber ich sollte es sein", presste sie aus zusammen gebissenen Zähnen hervor.
"Nicht Abby, das ist der Kampf zwischen Caren und mir. Mit diesem Roboter mit Stock im Arsch", in ihrer Stimme lag dieser Tonfall, den ich sonst nur gehört hatten, wenn Danny und ich (meistens ich) irgendetwas verbockt hatten und sie kurz vorm explodieren war.
"Tja", erwiderte ich.
"Ich glaube, wir werden in nächster Zeit nicht sehr viel von der werten Familie hören und wenn du Caren trotzdem eins aufs Maul geben willst, dann kannst du sie ja anrufen", setzte ich hinzu.
Mum lachte kurz auf: "Ja, vermutlich entschuldige ich mich dann auch noch dafür und das- ", stur schob sie ihren Kiefer vor: "Für die Wahrheit werd ich mich nicht entschuldigen".
"Also krieg ich keinen Ärger?", hakte ich unsicher nach. "So von wegen Wahrheit und gute Erziehung?".
"Nein. Die Wahrheit zu sagen ist Teil einer guten Erziehung. Soll Caren doch ihr dreckiges Mundwerk halten und Mutter denken, was sie will".

Mit diesem für Mum untypischen Statement rasten wir die Bundesstraße entlang, hinein in die dunkle Nacht, immer Richtung Küste.

*

Am nächsten Morgen wachte ich davon auf, dass unten in der Küche schon mit Geschirr geklappert wurde. Verschlafen blickte ich auf die Uhr. Normalerweise stand Mum Sonntags nicht vor zehn Uhr auf und Danny war bei allem was er tat leise.
Ohne richtig hinzusehen suchte meine Hand auf meinem Nachttisch nach meinem Handy. Ich hatte mehrere ungelesene Nachrichten. Taylor und Martha hatten den Gruppenchat vom Windsurfen voll gespamt, Rebecca wollte wissen, wie es gestern weiter gegangen war und Scott hatte mir ein sinnloses Bild geschickt.
Ich scrollte durch die Nachrichten, tippte eine Antwort für Rebecca und rollte mich dann aus dem Bett. Auf dem Weg ins Bad griff ich eine Leggins und ein Sweatshirt, das ich aus Dannys Wäschekorb geklaut hatte. Er trug es eh nie.
Wenige Minuten später schlurfte ich auf Socken in die Küche.
"Du hast Frühstück gemacht", bemerkte ich zu meiner Verwunderung und starrte auf den Tisch. Da waren Kaffee, Speck und Eier, gebutterter Toast und Orangensaft.
Mum sah von der Sonntagszeitung auf: "Deine Tante hat mich heute Morgen um halb acht angerufen, kaum hatte sie von gestern Abend Wind bekommen".
"Wir reden von Isabel?", fragte ich, obwohl das eigentlich sonnenklar war.
"Nein, Caren hat gestern Abend ihren unglaublich freundlichen Doppelgänger zum Essen geschickt".
Ich setzte mich an den Tisch und tat mir Ei und Speck auf.
"Kaffee?". Ich nickte, worauf Mum mir eine Tasse einschenkte.
"Isabel konnte sich die ersten zwei Minuten kaum klar ausdrücken, kaum hatte ich ihr gesagt, dass Dad nicht übertrieben hat".
"Also einen Fan hab ich auf jeden Fall, wenigstens etwas", erklärte ich mit vollem Mund.
"Ja Izzy war begeistert", Mum nippte an ihrem Kaffee, verzog das Gesicht und löffelte sich bergeweise Zucker in die Tasse.
"Und was sagt sie zu der Sache mit Ezra?", erkundigte ich mich, nippte vorsichtig an meinem Kaffee und verbrannte mir prompt die Zungenspitze.
"Vorsicht heißt", sagte Mum lahm. Ich verdrehte die Augen.
"Izzy meint es interessiere sie nicht und das unsere Mutter so alt wie hinterhältig sei", Mum blätterte in der Zeitung.
"Nur halb so wie Caren", nuschelte ich und schaufelte mir Eine Portion Speck und Ei in den Mund.
"Und ihr seid übrigens viel bessere Kinder als Olive und Carl, auch wenn ihr nicht die Meisterschaften Springreiten und Schach und Standardtanz und was weiß ich noch, gewinnt", sie stellte ihre Tasse mit so viel Nachdruck auf den Tisch, dass der Kaffee drohte über zu schwappen.
"Ähm, Mum...". Siedend heiß fiel mir etwas ein.
"Was Abby?", ohne aufzusehen raschelte sie weiter mit der Zeitung.
"Also, Daniel hat mir Angeboten mich nächstes Jahr mit nach Kroatien zu nehmen", erklärte ich und blickte sie erwartungsvoll an. Verwirrt blickte sie zurück: "Urlaub mit deinem Trainer? Ist das nicht irgendwie komisch?".
Ich prustete in meine Kaffeetasse: "Nein, nein, bloß nicht. Charlotte und Samuel wären auch dabei und es wäre kein Urlaub".
"Und was dann? Ein teures Trainingslager?", Mum sah nicht ganz überzeugt aus. Zögerlich stellte ich meine Tasse ab und suchte Mums Blick. Sie hatte von der Zeitung abgelassen und schenkte mir nun ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
"Ich kann es dieses Jahr schaffen mich für die Europameisterschaften nächstes Jahr in Kroatien zu qualifizieren".
Mums Gesicht hellte sich auf: "Wirklich?".
Ich nickte: "Wirklich".
"Abby, das ist ja toll! Warum hast du das nicht eher erzählt?", sie versuchte vorwurfsvoll zu klingen, doch im Augenblick freute sie sich doch zu sehr.
"Habs irgendwie verpeilt", nuschelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.
"Ist ja auch egal", winkte sie ab und trank einen Schluck Kaffee.
"Und was heißt nächstes Jahr?", erkundigte sich und war auf einmal Feuer und Flamme.
"Nächstes Jahr im Juni für eine Woche und wir müssten nur den Flug zahlen, für den Rest zahlt der Verein und der irische Sportbund", schob ich hinter her. Jetzt wo Mum begeistert war, galt es sie voll und ganz zu überzeugen.
"Wenn das so ist, dann fährst du auf jeden Fall. Abby, das ist deine Chance".

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt