9. Kapitel

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My struggle with a tiny piece of silver.

"Ich hab mir das einfacher vorgestellt!", frustriert schob ich das unbeschriebene Blatt von mir und fläzte mich auf die Couch.

Scott spielte mit einem der zerknüllten Blätter, die um ihn herum auf dem Fußboden lagen.

"Vielleicht lassen wir es einfach für heute", schlug er träge vor.

Rebecca, die auf der anderen Seite der Couch saß, sah auf.

"Wie haben es noch gar nicht richtig versucht", wandte sie ein und beugte sich ein Stück herunter, um Murphy besser kraulen zu können.

"Nicht versucht?", fragte ich ungläubig und starrte auf die Papierbälle.

Rebecca verdrehte die Augen und sah mich eindringlich an. Ich kannte diesen Blick. Sie wusste, dass sie Recht hatte und ich einfach nur faul war. Ich hätte ihrem Blick vermutlich noch länger Stand gehalten, wenn Scott nicht eingegriffen hätte: "Okay, bevor diese Blickduell-Sache jetzt ausartet und wir heute keinen einzigen Film mehr gucken- ".

Noch durchbohrten Rebecca und ich uns mit Blicken.

"Mädels! Seht mich an!", fuhr Scott uns an, hatte jedoch ein Grinsen auf den Lippen.

Rebecca und ich dachten nicht daran. Trotzdem fuhr Scott vor.

"Nur noch einen Versuch und dann sehen wir uns Herr der Ringe an, okay?".

"Muss das sein?", fragte Rebecca, brach den Blickkontakt aber nicht ab.

"Hey, du wolltest doch noch nicht aufhören!", beschwerte ich mich und versuchte die Tatsache zu ignorieren, dass meine Nase kribbelte. Verdammt! Wenn ich niesen müsste, dann hätte ich verloren.

"Ich mein nicht Henrys Brief, sondern Herr der Ringe. Wir haben erst letztes Mal Star Trek geguckt. Meint ihr nicht, dass jetzt mal was anderes dran ist?".

Ich wusste, dass Scott mich genervt ansah. Er fand es immer ziemlich unpraktisch, dass Rebecca sich kaum für Fantasy oder Sci-Fi begeistern konnte.

"Sinnlose Gewalt?", schlug ich vor.

Rebecca verzog das Gesicht: "Auch kein Quentin Tarantino, bitte".

"Becs, warum sind wir nur befreundet?", aus Scotts Ecke war ein Rascheln zu hören, vermutlich spielte er immer noch mit den Papierbällen herum.

"Weil ich wundervoll bin", gab sie honigsüß von sich und starrte mich weiterhin an.

"Im Ernst, ich hab Illuminati dabei".

Sie wusste genau, dass sie damit bei Scott punkten konnte. Seine Reaktion kam wie erwartet und auch prompt. Sofort lenkte er ein: "Wenn dem so ist-".

Etwas traf mich am Kopf, einer von Scotts Papierbällen. Ich zuckte zusammen, nieste einmal heftig (wurde auch Zeit). Leider gab ich dabei für Sekunden den Blickkontakt auf. Ich fluchte, worauf hin Rebecca lachte und: "Gewonnen!", jubelte.

Unser siebter Versuch Henrys Abschiedsbrief zu verfassen, gestaltete sich wenig produktiver als die vorher gegangenen Versuche.

"Müsste er den nicht eigentlich selbst schreiben?", wollte Scott wissen.

"Ich meine, wir wissen ja nicht wofür genau er sich entschuldigen will und überhaupt... Wären das dann ja unsere Worte, zählt das dann überhaupt?", bezweifelte Scott.

Ich zuckte mit den Schultern: "Ich weiß nicht. Vielleicht müssen wir einfach warten, bis er das nächste Mal auftaucht".

"Aber wir können doch nicht sicher sein, dass er überhaupt noch mal hier aufkreuzt", verbissen stierte Rebecca auf den Block auf ihren Knien, dabei tippte sie sich mit der Kappe des Stiftes regelmäßig gegen die Schläfe, als würde ihr das beim denken helfen. Murphy sah sie vom Boden her erwartungsvoll an und als Rebecca keine Anstalten machte sie zu kraulen, trottete sie davon und legte sich auf den Teppich vor dem Fernseher.

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt