15.Kapitel

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The Day that immediatly was in the top three of my weirdest experiences.

Am Samstagmorgen riss Danny mich um halb neun brutal aus dem Schlaf. Er hatte die Tür hastig aufgezogen und danach gegen den Rahmen geklopft, nur um scheinheilig: "Du hast verschlafen", zu flöten. Den Kopf tief unter den meinem Kissen vergraben gab ich etwas von mir, von dem ich selbst nicht ganz wusste, was es heißen sollte. Vermutlich: "Geh weg. Es ist Samstag".

Augenscheinlich deutete Danny meinen Protest trotz seiner Unverständlichkeit richtig. Ich zog mir das Kissen weiter über den Kopf und obwohl es schon stockdunkel war kniff ich die Augen fest zusammen.
"Eben, der Sponsorenlauf".
Das traf mich wie der Schlag, ich fuhr hoch, was sowohl Danny als auch mich überraschte. Das Kissen, das bis vor wenigen Sekunden noch mein Gesicht bedeckt hatte, wurde gegen das Fußende meines Bettgestells geschleudert und blieb träge dort hängen.
"Scheiße", entfuhr es mir, während ich mir die Bettdecke von den Beinen strampelte und unkoordiniert erst den einen und dann den anderen Fuß auf den Boden setzte. Erst jetzt sah ich Danny wirklich an. Er trug bereits Sportklamotten. Über sein schlichtes Shirt hatte er die Jacke des Laufclubs geworfen. Ich schmunzelte: "Sportlich, sportlich heute".
Zugegeben, auch wenn Danny sich am liebsten mit einem Buch in seinem Zimmer oder auf den Sofa verschanzte, war er nicht gerade unsportlich und ging zweimal in der Woche zum "Querfeldein"- Lauf (der sich in Howth auf die Salzwiesen, diverse Buchten und die Dünen beschränkte) - den Rest hatte die Pubertät in den letzten paar Monaten geregelt. Denn war ich mir sicher, dass er von einem Viertel Jahr noch fast so groß war wie ich und mich nun um mehr als einen Kopf überragte.
Danny grinste schwach: "Ich hab im Schrank noch eine deiner alten Trainingsjacken gefunden, war ein winziges bisschen zu klein".
"Wie kommt das nur", murmelte ich und sah auf die Uhr: "Wann fing das Ganze noch mal an".
Dannys Blick folgte meinem zu der Uhr über der Tür. Halb neun war gerade durch: "Du hast noch fünfundzwanzig Minuten, dann gehts los".
In einem Anflug von Panik rannte ich zu meinem Schrank und zog die ersten Sachen heraus, die nach Sport aussahen und nicht aus Neopren waren: "Und du weckst mich jetzt".
"Ich dachte du wärst bei Rebecca, hab nicht gemerkt, dass du gestern Abend nach Hause gekommen bist".
"Heute Morgen", korrigierte ich und zog mir ein T-Shirt über den Kopf.
Aus dem Augenwinkel sah ich wie Danny leicht den Kopf schüttelte: "Soll ich dir was zu essen machen?".
Dankbar nahm ich das Angebot an und griff nach einem paar Socken. Als ich wieder aufsah, war mein Bruder bereits verschwunden.
Gerade als ich mich in meine Sporthose gezwängt hatte, vernahm ich wie meine Handy schwach vibrierte. Es lag noch ans Ladekabel angeschlossen auf meinem Nachttisch, während ich mir mit purer Eleganz die Hose richtig hoch zog, öffnete ich die Nachricht - sie stammte von Benjamin und nicht wie der Wortlaut vermuten ließ von Scott:
"Wo findet der Dreck statt?". Ich grinste, ich hatte gar nicht gewusst, dass Benjamin eine ähnliche Sportaversion hatte wie Scott. Da es schwer war zu erklären, wo der Sponsorenlauf starten würde, tippte ich, während ich die Treppe hinunter flitzte, dass ich in zehn Minuten bei ihm wäre.
Ich huschte in die Küche und ignorierte Murphy, die mir so gut es in ihrem Alter ging entgegensprang und Beachtung wollte.
Auf einem einzelnen Teller auf den Küchentisch lagen zwei zusammengeklappte Brote, zwischen den Scheiben befand sich jeweils nicht zu knapp eine Schicht Nutella. Daneben stand eine dampfende Tasse Kaffee. Danny hatte es wohl gut gemeint. Ich sah auf die Uhr. Wenn ich halbwegs rechtzeitig bei Benjamin sein wollte, hätte ich vor zwei Minuten losgemusst. Das war mal wieder typisch. In der Hoffnung, dass Jessy und Florence zu beschäftigt waren, um mein Fehlen zu bemerken, hastete ich mit einem der Brote durchs Erdgeschoss, schnürte meine Laufschuhe, griff nach der Jacke, die wir auf Surfturnieren trugen und sich besonders für das stürmische Wetter eignete.
"Danny? Weißt du wo mein Sponsorenzettel ist?", rief ich mit kauend.
"Wohnzimmer", drang es von irgendwo her. Tatsächlich der Zettel lag auf dem Wohnzimmertisch, konnte mich gar nicht erinnern ihn dort hingelegt zu haben. Ohne viel Federlesen stopfte ich ihn in meine Jackentasche und griff nach meinem Schlüssel.
"Kommst du?", drängte Danny als ich noch einmal zurück in die Küche rannte, um das zweite Nutellabrot zu nehmen und den Kaffee herunter zu kippen: "Fahr schon mal, ich fahr noch bei Benjamin vorbei".
"Okay, bis später", damit war er verschwunden. Die Tür fiel geräuschvoll hinter ihm ins Schloss, nur um wenige Sekunden wieder aufgezogen zu werden. Ich schwang mich auf mein Fahrrad, mein Vorsatz es vor Rost zu bewahren und in die Garage zu stellen, hatte ganze zwei Tage lang gehalten, bevor ich ihn aus Faulheit in den Wind geschlagen hatte.
Ich spürte wie in meiner Jackentasche mein Handy vibrierte, während ich die leeren Straßen entlang raste. Trotzdem pfriemelte ich das Handy aus der Jacke: "Wohn aber nicht mehr bei Ani, ist dir klar, oder?".
Ich seufzte tief, bremste scharf und drehte mich um 180 Grad. Mit Rekordgeschwindigkeit, fuhr ich die zurückgelegte Strecke zurück. Als ich bei den O'Haleys ankam war es bereits fünft vor neun. Innerhalb von fünf Minuten würden wir es nicht zum Howth Head schaffen.
"Hey", begrüßte ich Benjamin atemlos, der bereits auf seinem Fahrrad saß.
"Aus der Puste?", fragte er überflüssigerweise. Ich verdrehte die Augen: "Sei einfach still".
Wenige Sekunden später fügte ich hinzu: "Ich war schon fast bei Anabel".
Benjamin lachte: "Das hab ich mir fast gedacht, deswegen hab ich dir geschrieben".
"Ich wusste nicht ob ihr heute oder gestern umgezogen seid".
"Mum und Jamie sind noch bei Tante Molly aber ich hab es gestern Abend nicht mehr ausgehalten. Angelina übrigens auch nicht".
"Anabels Schwester, war bei dir?".
Provokant und so wie ich es nicht von ihm kannte, grinste er: "Neidisch?".
Verdattert starrte ich ihn an. Erneut brach er in lautes Gelächter aus und ich konnte nicht anders als mit zu lachen: "Angelina und Anabel haben sich wieder in die Haare bekommen und Tante Molly stand wieder auf Anabels Seite und Onkel Peter oder Mum waren nicht zu Hause und da ist sie halt mitbekommen und hat in Jaimies Zimmer übernachtet".
"Arme Angelina". Ich konnte es mir nicht vorstellen, ständig mit Danny zu streiten. Klar war es zwischen uns nicht immer harmonisch. Aber eine Sache war auch anders. Mum hatte sich, seitdem Danny und ich sechs bzw. zehn gewesen waren, niemals wieder in unsere Streiterein eingemischt. Wir seien schließlich alt genug, um sich vernünftig zu benehmen.
"Kannst du laut sagen", erwiderte er. Wir verließen den Ortskern oder wie Scott es nannte "die Zivilisation" und bogen in einen Feldweg ab.
"Wohin fahren wir überhaupt? Du hättest es mir auch einfach sagen können".
"Zum Howth Head, dem Schauplatz der Schlacht von Étar oder auch der Cath Étair und wenn wir da sind, weißt du warum ich dich lieber begleite".
"Schlacht von Étar?", hakte Benjamin nach. Ich zuckte die Schultern: "Ein Mythos auf den wir hier ganz besonders stolz sind".

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt