6.Kapitel

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How I got to know the boy, who was just as flubbed as me. 

Nach dem Matheunterricht hatte Scott Schulschluss. Langsam packte er seine Unterlagen zusammen.

"Fährst du heute noch bei Rebecca vorbei und bringst ihr die Sachen vorbei?", wollte er wissen und schob seinen Taschenrechner sorgfältig in die dafür vorgesehene Tasche.
"Ich wollte nach Sport zu ihr", erklärte ich ihm mein Vorhaben und zog an einem der Riemen meines Rucksacks.
Rebecca war heute noch nicht in der Schule gewesen. Vermutlich würde sie morgen auch noch nicht kommen. Zeitpunkt und Dauer der Schübe variierten zwar, dennoch setzten sie Rebecca meist für mehrere Tage außer Gefecht.
"Warte ich hab noch was für sie aus Wirtschaft", Scott kramte in seinem Rucksack und reichte mir einige Arbeitsblätter, die er für sie mitgenommen hatte. Skeptisch musterte ich die Texte und Tabellen, die auf den Blättern abgedruckt waren. Ich hatte Wirtschaft nie etwas abgewinnen können, ganz im Gegenteil zu Rebecca.
"Sonst noch was?", hakte ich nach, doch Scott schüttelte den Kopf.
"Wünsch ihr gute Besserung von mir", fügte er dennoch hinzu.
Ich nickte: "Werd ich".
Wir waren die letzten im Klassenzimmer und Mr Sallivan, der wohl auch in seine Mittagspause wollte, scheuchte uns energisch hinaus.
"Weist du wer jetzt noch Mittagspause hat?", fragte ich, während wir in Richtung meines Spindes gingen.
"Ich glaub Florence ist bei ihrem Tanz-Förder-Ding, Samuel gibt Nachhilfe, vielleicht ist Charlotte da".
"Ah", machte ich. "Naja, irgendwer wird schon da sein, zu dem ich mich setzten kann".
Wir hielten vor meinem Spind an.
"Zur Not gehst du halt zu Anabel", witzelte Scott, während ich mich am Zahlenschloss zu schaffen machte. Mit liebevoller Gewalt, rüttelte ich an der Schranktür, die wie immer etwas klemmte.
"Vielleicht solltest du einfach mal beim Hausmeister Bescheid sagen, bevor du die Tür eines Tages noch komplett heraus reißt".
"So stark bin ich nicht", entgegnete ich. Die Tür meines Schließfaches schwang auf.
"Siehst du, das funktioniert auch alles so ganz gut", zufrieden griff ich nach meiner Sporttasche, die ich am Morgen hier abgestellt hatte.
"Fragt sich nur wie lange", murmelte Scott. 
"Jetzt sei mal nicht so pessimistisch", ich knuffte ihn in die Seite und schlug die Schranktür schwungvoll zu. Sie klapperte kläglich. Na gut, vielleicht hatte Scott Recht und ich sollte doch etwas pfleglicher mit meinem Schließfach umgehen.
"Gut, wir sehen uns dann morgen", er umarmte mich, bevor sich unsere Wege trennten. Während Scott auf den Haupteingang zu steuerte, stiefelte ich zur Cafeteria.
Auf den ersten Blick erspähte ich niemanden aus meiner Stufe, zu dem ich mich setzten wollte. Nicht alle aßen hier, manchen fuhren die Mittagspause über nach Hause, manche hatten wie Scott schon aus und bei anderen wie Florence begannen die Förder-Programme schon in der Mittagspause.

An einem Tisch in der Mitte der Cafeteria saßen Zach Coden und Aron Miles mit einigen ihrer Freunde. Eigentlich waren diese ganz in Ordnung aber ich hatte eigentlich keine Lust mir zweideutige Kommentare über Senfsauce von einigen Testosteron gesteuerten Fast-Erwachsenen anzuhören. Nicht heute.

Dann würde ich eben alleine sitzen. Damit konnte ich auch leben. Schweigend holte ich mir an der Essensausgabe eine Portion Reis mit Fisch und besagter Senfsauce. Der Salat, eine Theke weiter, sah nicht besonders verlockend aus. Irgendwie welk und bräunlich, alles in allem nicht sehr appetitlich.

Ich machte also besser einen großen Bogen um den Salat und setzte mich allein an unseren üblichen Tisch.
Der Fisch hatte die Konsistenz von gut durchgebratener Schuhsohle und die Sauce... reden wir lieber erst gar nicht über die Sauce. Aber der Reis, nun ja, der schmeckte eben nach Reis.

Missmutig schob ich das Stück "Fisch" (machen wir uns über die zwielichtige Herkunft des Cafeteriaessens mal nichts vor) an den Tellerrand und versuchte soviel Reis wie möglich von der Sauce zu separieren.
Einige Minuten saß ich einfach nur da und aß. Mein Handy, das ich neben meinen Teller gelegt hatte zeigte mir Rebeccas letzte Nachricht an. Um mich herum füllte die Cafeteria sich immer weiter und es hätte nicht anders sein können, wurde ich angesprochen, gerade als ich eine Antwort für Rebecca tippen wollte.
"Kann ich mich zu dir setzten?".
Ich musste gar nicht hoch sehen, um zu wissen wer da stand. Es war als würde ich förmlich spüren wie Adrenalin in meine Adern gepumpt wurde. Mein Magen rebellierte (das könnte auch an Fisch und Sauce gelegen haben) und ich spürte wie mir die Kontrolle versuchte zu entgleiten.

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt