13. Kapitel

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How we invoked a ghost in the detention room and tryed to formulate a farewell letter.

"Abigail? Bist du das?", rief Mum, kaum hatte ich die Haustür aufgeschlossen.
"Ja".
"Hast du denn Hund dabei?".
Den Hund dabei? Das Klang als wäre Murphy eine Handtasche und kein Lebewesen.
"Ja". Huch, meine Antworten waren ja irre kreativ. Ich beugte mich herunter und löste den Haken der Leine von Murphys Halsband.
"Lass sie bloß nicht ins Wohnzimmer", wies sie mich an. Ihr Tonfall klang verdächtig nach Grandma Victoria oder Tante Caren.
"Äh, warum?", ich stellte meine Schuhe ab und hängte die Hundeleine auf.
"Weil meine verbliebenden Kataloge noch hier legen", rief Mum aus dem Wohnzimmer "Und ich sauer auf den Hund bin", setzte sie hinzu. Unterdessen war Murphy geradewegs ins Wohnzimmer getrippelt.
"Raus hier", herrschte Mum sie an und schob die fiepende Hündin förmlich zurück in den Flur.
"Mum, du benimmst dich als wärst du fünf".
Mit gereizt funkelnden Augen sah sie mich an: "Sie hat meine Kataloge zerbissen".
"Murphy ist ein Hund, natürlich kaut sie auf Sachen herum", erwiderte ich und pellte mich aus meiner Jacke.
Mum drehte sich auf dem Absatz um, entgegnete nichts und zog die Tür zum Wohnzimmer hinter sich zu. Verständnislos starrte Murphy auf die verschlossene Tür und winselte.
Diese Diskussion war abwegig und dumm. Kopfschüttelnd lief ich die Treppe hoch. Das leichte Trippeln hinter mir, verriet mir, dass der Hund mir folgte. Allerdings legte sie sich Oben im Flur direkt vor Dannys Tür.

In meinem Zimmer tauschte ich die Jeans gegen eine ausgeleierte Jogginghose und streifte dicke Socken über meine Füße. Mit einem Seufzen betrachtete ich den Stapel Hausaufgaben auf meinem Schreibtisch. Ich kam ja nicht drum herum.
mit einem noch tieferen Seufzen ließ ich mich auf den Schreibtischstuhl fallen und zog meinen zerfledderten Lyrikband und meinen Block heran.

Eine viertel Stunde später war ich verzweifelt. Hatte Shakespeare den ganzen Kram nur geschrieben um Schüler im 21.Jahrhundert zu ärgern? Frustriert beugte ich mich über eins der tausend Sonette, dass ich analysieren sollte und in meinen Augen so gar keinen Sinn ergab.
Ein weiterer lauter Seufzer entfuhr mir, diesmal so laut, dass Danny von drüben herüber rief: "Was ist los?". Er klang minimal entnervt. Vielleicht hatte ich ein paar Mal zu oft wehklagende Geräusche von mir gegeben?
"Shakespeare ist los", brüllte ich zurück.
"Wenns nur das ist", antwortete er in normaler Lautstärke, was mich dazu veranlasste aufzustehen. Ablenkung gesucht, Ablenkung gefunden.
Murphy hatte sich keinen Zentimeter vom Fleck bewegt. Aus müden Kulleraugen sah sie zu, wie ich über stieg und mich in Dannys Zimmer schob.
Wie zu erwarten, lümmelte Danny sich auf seinem Bett, die Nase in ein Buch gesteckt. Sein Zimmer war wie immer beeindruckend aufgeräumt. Jedes Buch in dem imposanten Regal hatte seinen eigenen Platz. Nicht einmal eine einzelne Socke lag herum. Im Vergleich zu meinem Zimmer war das hier einfach nur deprimierend.
"So schlimm?", wollte Danny wissen ohne von seinem Buch aufzublicken.
"Schlimmer", schwungvoll ließ ich mich auf die Matratze fallen.
Da er nun bemerkt hatte, das ich nicht sofort wieder verschwinden würde, legte er das Buch bei Seite, setzte sich gerade hin und beobachtete mich mit diesem Blick, der mir den Eindruck vermittelte durch leuchtet zu werden.
"Warum bist du wirklich hier?", kam er mit unnachahmlicher Direktheit auf den Punkt.
Ich seufzte: "Smalltalk war noch nie so deins".
Danny grinste schief und zog seine Beine an, sagte aber nichts.
"Du hast mir doch mal von diesem... Mädchen aus deiner Klasse erzählt oder?", angestrengt verkniff ich mir das Wort unheimlich.
Danny nickte: "Celina Cavanaugh".
"Schlank, lange blonde Haare und gebräunte Haut?".
Ein weiteres Nicken.
"Ich glaub ich hab ihre Schwester kennen gelernt", fuhr ich fort und zwirbelte an der Naht der Bettdecke herum. Ich neigte meinen Kopf zur Seite und beobachtete meinen jüngeren Bruder scharf. Hätte ich nicht jahrelange Übung darin, seine augenscheinlich unbewegte Mimik zu entschlüsseln, wären mir die winzigen Regungen kaum aufgefallen. Für einen sehr kurzen Moment, sah ich das Erstaunen und die Furcht in seinen hellen Augen aufblitzen.
"Und wo?", hakte Danny mit betont lässiger Stimme nach. Ich schluckte. Auf einmal fühlte ich mich unwohl. Die Feinen Härchen auf meinen Armen stellten sich auf und ein bitterer Geschmack breitete sich in meinem Mund aus.
"Sie ist die Neue beim Surfen und...", wieder musste ich schlucken, bevor ich das offensichtliche aussprach: "Und sie macht mir Angst. Ihre bloße Anwesenheit, sorgt dafür, dass ich die Kontrolle verliere und ich weiß auch nicht... ich mich fühle als würde ich ertrinken", flüsterte ich.

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt