20.Kapitel

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The short but sudden feeling of freedom.

"Aber welche der drei?", flüsterte ich. Benjamin zuckte mit den Schultern: "Ich hab nicht die leiseste Ahnung", auch seine Stimme war gedämpft.
"Moment, mal ganz langsam", unterbrach Scott unser geflüstertes Gespräch. "Was ist mit den Schwestern von Henry?".
"Eine von ihnen, ist wie wir", erklärte ich hastig. Meine Gedanken rasten. Es gab wohl mehr Leute, die genauso waren wie mein Bruder, Benjamin und ich. Demnach musste es aber auch mehr Menschen geben, wie Christina und ihre Geschwister.
Rebecca mustere uns mit schief gelegtem Kopf:" Woher wollt ihr das überhaupt wissen? Schließlich habt ihr die drei ja noch nicht einmal gesehen, oder?".
Benjamin schüttelte den Kopf: "Haben wir nicht aber manchmal oder sogar meistens, können wir es spüren. Es ist wie-".
"Ein ziehen im Magen, so als müsstest du dich gleich übergeben", versuchte ich zu erklären.
"Ähm-", Benjamin sah mich skeptisch an "So fühlt es sich für dich an? Als müsstest du kotzen?".

Ich zog die Nase kraus: "Bei dir nicht?".
Er schüttelte den Kopf: "Nein, es ist eher wie-". Scott unterbrach ihn: "Ist ja auch egal. Könnt ihr sagen welche der drei es ist?".

Ich spürte, wie Rebecca uns aus neugierigen Augen fixierte: "Vermutlich nicht oder? Schließlich habt ihr sie wie gesagt nicht gesehen".
"Eben", murmelte ich. Benjamin hingegen runzelte die Stirn: "Wie alt sind die drei?".
Rebecca nippte an ihrem Tee: "Ich glaube die Jüngste ist acht und die Älteste zwölf oder dreizehn".
"Tut das was zur Sache?", fragte Scott. Er und ich starrten erwartungsvoll zu Benjamin. Rebecca jedoch starrte erwartungsvoll und mit schief gelegtem Kopf auf meine fliederfarbene Tapete. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass sie jedes Wort wie ein Schwamm in sich aufsaugen würde.
"Wären sie älter, müsste die Gabe sich schon viel eher gezeigt haben", erklärte Benjamin. "Demnach hätte Henry einfach zu einer seiner Schwestern gehen können, was vermutlich viel einfacher gewesen wäre", folgerte ich.
"Also weiß das Mädchen vermutlich noch nicht einmal von ihrem... Glück", murmelte Rebecca und ein trauriger Unterton schwang in ihrer Stimme mit.
"Vermutlich", bestätigte Benjamin und griff nach seinem Kakao. Scott hatte seine Brille abgenommen und drehte einen der Bügel in der Hand. Ohne seine Brille wirkte sein Gesicht weicher, weniger kantig und um einiges jünger.
"Das muss ziemlich scheiße sein", stellte er dann fest.
"Deine Auffassungsgabe ist unglaublich", gab ich sarkastisch zurück. Scott grinste: "Ich weiß, sie ist gerade zu phänomenal".
Wieder breitete sich Schweigen aus, nur unterbrochen von der zarten Melodie, die aus Dannys Zimmer drang.
"Also was machen wir nun?", fragte Rebecca schließlich mit zaghafter Stimme.

Wieder schwiegen wir, die Melodie aus Dannys Zimmer kam langsam ins Stocken und als sie sich schließlich komplett verflüchtigt hatte, hob Scott die Stimme: "Ich glaube, wir sollten meine Cousine bei ihrem nächsten Wettkampf mal ordentlich anfeuern gehen".

*

Der Rest der Woche verstrich abgesehen von einigen Zwischenfällen in der Cafeteria, bei denen suppige Götterspeise die Hauptrolle spielte, ereignislos.
Der Turnwettkampf von Scotts Cousine Louisa, bei dem auch die Flemming Schwestern anwesend sein würden, fand erst in zwei Wochen statt und vorher wollten wir nichts unter nehmen. Dann musste Henry halt warten. Benjamin gefiel diese Vorstellung nicht, andererseits wollte auch er ungern auf eine Achtjährige zu gehen mit den Worten: "Hey du kannst Geister sehen? Wusstest du das schon? Nein? Ach egal, ich zeig dir jetzt mal deinen vollkommen zermatschten Bruder und by the way, könntest du uns helfen ihn ins Jenseits zu bringen?". Nachdem ich Benjamin diese Situation ausgemalt hatte, war auch er damit einverstanden zwei Wochen zu warten.

Am Freitagabend stand schließlich nur noch eine Trainingseinheit Surfen auf dem Plan. Das Wetter dafür war Charlottes und meines Erachtens nach perfekt. Es war nicht übertrieben kalt, der Himmel war zwar Wolkenverhangen aber dafür regnete es nicht. Außerdem war das Meer aufgewühlt und ein ordentlicher Wind zog durch die Bucht.
Das Freitagsabendstraining fand nicht regelmäßig statt, doch wenn es stattfand, gehörte es zu meinen Lieblingseinheiten, vor allem weil wir danach noch besonders lange im Vereinsheim zusammen sitzen konnten.
Dummerweise hatte ich meine Rechnung ohne die Geisterjägerin gemacht, die neuerdings auch von meinem "Geister-Seh-Problem" wusste.

Ghosts of EleoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt