Kapitel 53

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Amélies Sicht:

Ich rannte meiner Tochter hinterher, denn sie war am Boden zerstört, weil Justin mich nicht küssen wollte. Sie verstand die Welt nicht mehr, weil wir einfach nicht mehr zusammenkamen. Natürlich wusste sie, dass Justin nicht mehr hier wohnte und dass Mommy und Daddy Probleme miteinander hatten, aber trotzdem dachte sie wir Beide würden uns noch lieben. Es stimmte ja auch ein bisschen, denn ein Teil von mir würde ihn immer lieben, aber es war nicht das gleiche wie noch vor neun Monaten.

„Schätzchen, was ist denn los?", fragte ich leise, als ich Joy in ihrem Zimmer fand. Sie lag auf ihrem Bett und hatte ihr Gesicht ins Kopfkissen vergraben. Tyler kam ebenfalls ins Zimmer herein, zusammen mit Jayden auf dem Arm.
„Wollt ihr eine heiße Schokolade?", fragte er leise. Ich schüttelte den Kopf und auch Joy schüttelte den Kopf.

„Kannst du bitte hierbleiben mit Jayden zusammen?", fragte ich Tyler neugierig. Es war an der Zeit meinen Kindern die Wahrheit zu erzählen, vor allem, weil Joy immer noch weinte. 
„Daddy hat dich nicht mehr lieb", schluchzte Joy verzweifelt. Ich nahm sie in den Arm und drückte sie an mich. Liebevoll strich ich ihr durch die Haare, während Tyler sich neben mich auf den Boden setzte, gemeinsam mit Jayden.
„Schätzchen... dein Daddy und ich... wir sind nur noch Freunde, das habe ich dir doch erklärt. Wir haben uns lieb, aber er ist nicht mehr mein König und ich bin nicht mehr seine Königin", murmelte ich leise. Joy sah mich traurig an.
„Ich weiß, Mommy. Aber... ich vermisse Daddy und ich will Daddy wieder hier haben!"
Ich strich ihr durch die Haare und seufzte. Sie tat mir so unendlich leid. Es musste blöd für sie sein ohne Vater in diesem Haus zu leben und ihn nur so selten sehen zu können. Niemand wünschte sich, dass die Eltern sich trennten.
„Du kannst immer zu Daddy, wenn du möchtest. Ich fahre dich immer hin, du musst mir nur Bescheid sagen, Schatz. Aber... Süße? Es gibt noch etwas, das ich dir sagen muss... dir und deinem Bruder."
Unsicher, nervös und angespannt sah ich Jayden an. Tyler wusste wohl, was jetzt kam, denn er nickte mir lächelnd zu.
„Ich habe einen anderen Mann, den ich ganz doll lieb habe. Er wird niemals euer neuer Daddy sein, aber Mommy hat ihn wirklich lieb", flüsterte ich leise. Joy sah mich mit großen Augen an und schien es gar nicht glauben zu wollen.
„Wen denn Mommy?"
„Tyler. Ich hab ihn wirklich lieb und ich hoffe ihr Beiden versteht das. Er wird niemals euer Daddy sein, aber ihr mögt ihn doch oder?", fragte ich meine Kleinen hoffnungsvoll. Joy hatte sich wieder beruhigt und starrte Tyler Unsicher an. Schließlich nickte sie zaghaft und vergrub ihr Gesicht an meine Brust.
„Aber mein Daddy bleibt mein Daddy!", sagte sie mit ernster Stimme. Grinsend hab ich ihr ein Küsschen auf die Stirn.
„Natürlich, mein Schatz. Das wird er immer bleiben."

Justins Sicht:

Ich wusste nicht mehr, was eine Schnappatmung war. Wie es sich anfühlte, wenn man unregelmäßig nach Luft schnappte, ohne wirklich Sauerstoff in die Lungen zu kriegen. 
In diesem Moment spürte ich ganz genau, was eine Schnappatmung zu bedeuten hatte. Ich hatte das Gefühl keine Luft zu bekommen, zu ersticken. Mein Herz schlug unglaublich schnell, ohne wirklich das Blut durch meine Adern zu pumpen. Mir wurde eiskalt, ich begann zu zittern und öffnete immer wieder den Mund um zu atmen.
„Justin, was ist los?", fragte Mikey plötzlich. Keine Ahnung, wie es für ihn aussah, doch ich fühlte mich wie der wandelnde Tod. Panisch fasste ich mir ans Herz, da ich mir einbildete einen Stich zu spüren.
„Justin???", hörte ich nun auch Sofia fragen. Mein Blick klebte auf diesem Dokument. Es war der Scheidungsantrag, sie wollte meine Unterschrift unter diesem Dokument und ich sollte es innerhalb sieben Tage zurückschicken, damit das Verfahren eingeleitet werden konnte. Kein Wort hatte Amélie darüber verloren. Nicht einmal hatte sie den Gedanken erwähnt, sich scheiden zu lassen. Warum sprach sie mich vorher nicht darauf an?
„Justin? Babe, was ist..."
„Verpiss dich einfach!", brüllte ich wütend, als ich wieder in der Realität angekommen war und wusste wie ich atmen musste. Sofia starrte mich mit großen Augen an, denn ich hatte sie noch nie so laut angeschrien. Mikey stürmte in die Küche, um mir ein Glas Wasser zu holen, doch ich beachtete das Glas nicht. Stattdessen hing mein Blick an Sofia, die meine Jogginghose und ein Crop Top trug und mich völlig entgeistert ansah.
„Was?", flüsterte sie zitternd, den Tränen nahe.
„Hast du mich nicht verstanden?! Du sollst gehen! Verschwinde aus meinem Haus und melde dich nie wieder bei mir!", schrie ich wütend. Auch, wenn Mikey sie nicht mochte, setzte er sich für sie ein, da sie Tränen in den Augen hatte: „Justin, du musst sie wirklich nicht so anschreien. Was auch immer los ist..."
Ich unterbrach Mikey, bevor er seinen Satz beenden konnte.
„Mikey, lass mich alleine! Geh nach oben und lass mich in Ruhe!", brüllte ich. Jetzt war ich den Tränen nahe, weil mich diese Scheidungspapiere komplett aus der Bahn geworfen hatte. Alle Hoffnung, Amélie irgendwann nochmal "meins" nennen zu können, war gerade zerstört worden. Mikey hörte auf mich, ging die Treppen hoch und ließ mich in Ruhe. Nur Sofia stand immer noch wie angewurzelt vor mir.
„Was ist los, Justin? Warum soll ich gehen? Was hab..."
„Bist du taub?! Du sollst gehen! Ich hab kein Bock mehr, dich zu vögeln! Verpiss dich, Sofia!"

Life is like a book. (LILAD #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt