Kapitel 9

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Justins Sicht:

„Nein, Hails ich bleibe noch ein paar Tage in LA", murmelte ich genervt in mein Handy, während meine Kinder im Wohnzimmer fernsahen. Der Abend war viel zu stressig für mich gewesen und der Besuch bei Scooter und meiner Mutter hatte meine Laune nur nach unten gezogen. Jedes Wort, was ich dort gesagt hatte war ernst gemeint, außer: Dass ich froh darüber war, Amélie verlassen zu haben. Natürlich sollte das nicht so fies rüberkommen, wie ich es ausgedrückt hatte. Es tat mir auch nach einem halben Jahr immer noch im Herzen weh, dass ich sie verlassen hatte. Auch nach so einer langen Zeit – und obwohl wir beide neu verliebt waren – dachte ich jeden Tag an sie und vermisste manchmal die gemeinsame Zeit mit ihr.

„Warum, Justin? Wir wollten zusammen nach Häusern schauen", flüsterte Hailey leise. Ich ging durch das Wohnzimmer, lächelte meine Kinder an und verschwand nach oben in mein Schlafzimmer, damit die Beiden das Telefonat nicht mitbekamen.

„Das kann doch noch warten, Babe. Ich will erstmal ein paar Tage mit meinen Kindern verbringen."
„Und mit Amélie", zischte sie plötzlich. „Die Bilder aus dem Park sind überall in den Nachrichten."
Ich verdrehte die Augen, weil meine Freundin wirklich manchmal nerven konnte. Natürlich war ich froh, dass ich sie hatte aber trotzdem wünschte ich mir ein bisschen mehr Privatsphäre und Vertrauen.

„Schatz, wir waren mit den Kindern im Park. Amélie ist nun mal die Mutter, ich kann doch nicht den Kontakt mit ihr abbrechen", murmelte ich hoffnungsvoll. Hails schnaufte nur leise und im Hintergrund hörte ich jemandem rufen.
„Sorry, Baby ich muss jetzt zum Fotoshooting."
Sie legte auf, ohne noch irgendetwas zu sagen und ich blieb angespannt im Schlafzimmer stehen. Sehnsüchtig starrte ich das Bild vor mir an der Wand an und musste automatisch lächeln. Das Hochzeitsfoto von Amélie und mir würde vermutlich auf ewig hier hängen bleiben, denn ein kleiner Teil von mir konnte sie nicht loslassen. Manchmal fragte ich mich sogar, ob ich meine Entscheidung bereuen sollte.

Es war ein sonniger, heißer Tag hier in Los Angeles, obwohl Weihnachten und Silvester vor der Tür standen. Die Weihnachtsvorbereitung lief bei Amélie auf Hochtouren, denn sie hatte meine gesamte Familie eingeladen und einige unserer Freunde, wie Denise und Lil Za. Dabei wusste ich, dass es zu einem gemeinsamen Weihnachtsfest nicht kommen würde, weil ich seit Tagen meine Entscheidung kannte. Die Entscheidung, die unser Leben von Grund auf ändern würde. Und ich hatte keine Ahnung, wie ich ihr von meiner Entscheidung erzählen sollte.

Nächtelang hatte ich mir die Augen aus dem Kopf geheult, hatte versucht ihr einen Brief zu schreiben – weil ich einfach verschwinden wollte. Aber jeden einzelnen Brief hatte ich zerrissen und weggeschmissen. Es wäre feige, einfach abzuhauen. Nach drei Jahren Ehe konnte man erwarten, dass ich ihr persönlich gegenübertrat. 

„Hilfst du mir nachher noch bei dem Einpacken der Geschenke?", fragte meine Frau mich überglücklich. Die Kinder liefen im Garten hin und her und spielten Fangen – ihre Lieblingsbeschäftigung.  

„Ich bin den ganzen Tag mit Hailey unterwegs, weißt du doch", flüsterte ich leise. Sie sah mich mit einem Schmollmund an, was mich ein bisschen zum Lächeln brachte. Amélie küsste mich und wünschte mir einen schönen Tag. Ich seufzte einfach nur, schaute sie genauestens an und prägte mir ihr Lächeln ein, denn bald würde ich dieses Lächeln ruinieren und würde es nicht mehr sehen.

„Ich liebe dich", flüsterte Amélie glücklich. Ich hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn und ging nach draußen in die Sonne. Meine Bodyguards folgen mir, nachdem ich sie darum gebeten hatte. Meine Bodyguards und auch der Bodyguard meiner Frau lebten mit uns zuhause, allerdings bekamen wir sie kaum zu sehen, weil die oft zu dritt abends essen gingen und uns unser Leben leben ließen. 

Life is like a book. (LILAD #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt