Kapitel 42

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Justins Sicht:

Amélie hatte recht damit gehabt, mich zurück zum Hotel zu schicken, denn dort kamen die Tränen in Strömen. Ich presste mein Gesicht auf das Kopfkissen, schrie mir die Seele aus dem Leib und schlug immer wieder gegen die Matratze um alle Gefühle herauszulassen. Es war nicht nur wegen des plötzlichen Todes von Hailey. Nein, ich ließ in diesem Moment alle schrecklichen Gedanken heraus, alles was mich belastete. Es befreite und erschöpfte mich, weshalb ich eigentlich nur noch schlafen wollte, doch ich entschied mich noch einmal zu Mikey zu gehen, um mir von ihm etwas zu Trinken holen zu lassen.

Er stand vor der Tür meines Zimmers, mit aufrechtem Körper und sah mich lächelnd an.

„Magst du mir eine Cola und ein Wasser holen?", fragte ich ihn leise. Er nickte und machte sich auf den Weg nach unten. Natürlich hätte ich auch den Zimmerservice anrufen können, aber selbst dafür war ich zu erschöpft. Ich wollte einfach nur noch in mein Bett und schlafen, bis Amélie zu mir kam. 

Während ich an der Tür meines Zimmers auf Mikey wartete, fiel mir auf, dass Tyler durch den Flur schlenderte. Sein Kopf war gesenkt, doch ich erkannte, dass er leicht weinte.

„Ty?", rief ich etwas lauter, sodass er mich bemerkte. Er sah mich an und kam direkt zu mir. Im ersten Moment hatte ich die Befürchtung, dass er und Amélie sich getrennt hatten, doch im nächsten Moment viel mir kein Grund ein, wieso dass der Fall sein könnte. Amélie war ihm komplett verfallen und vermutlich liebte sie ihn genauso sehr, wie sie mich geliebt hatte.

„Scooter hat mich gefeuert", sagte Tyler sofort, als er meinen besorgten Blick bemerkte. „Er hat Amélie und mich zusammen erwischt."

„Was wirst du jetzt tun?", fragte ich ihn leise. Dass Scooter ihn rauswarf hätte ich den Beiden sagen könnten. Es war eindeutig, dass er die Beziehung nicht akzeptierte.

„In mein Zimmer gehen und warten, bis ich Amélie wiedersehen kann. Und ich werde mir einen neuen Job suchen müssen."

„Nein, Tyler. Ich rede mit Scooter, er darf dich wegen so etwas nicht feuern. Du würdest alles tun, um Amélie zu beschützen", murmelte ich leise. Mikey kam in dem Moment mit der Cola und dem Wasser wieder. Dankend nahm ich ihm die Flaschen ab und stellte sie auf die nächstgelegene Kommode. Anschließend wollte ich noch etwas zu Tyler sagen, doch der war schon in seinem Zimmer verschwunden.

„Scooter hat mich zum Festival gerufen, ich muss auf Amélie aufpassen. Kommst du alleine klar?", fragte Mikey mich unsicher. Dass Scooter mir jetzt den Bodyguard wegnahm und Tyler feuerte war wirklich die Höhe. Er hätte Tyler wenigstens das Festival über seinen Job machen lassen können. 

„Ich komme klar. Werde ein bisschen schlafen."

Und genau das tat ich auch, bis Amélie an meiner Zimmertür klopfte.

Amélies Sicht:

„Wir sind ja auch schon seit acht Monaten getrennt", murmelte ich unsicher. Seine Anwesenheit machte mich nervös, ich war völlig hin und hergerissen zwischen meinen Gefühlen, die ich in Tylers Nähe hatte und den Gefühlen, die ich in Justins Nähe hatte. Seine Haut zu berühren, die Tattoos an seiner unteren Bauchpartie nachzufahren und ihm eine Gänsehaut zu verpassen, war viel zu vertraut für mich.

„Das meinte ich damit gar nicht, Amélie. In dem letzten halben Jahr unserer Ehe... wann war das letzte Mal, dass wir uns zärtlich berührt haben?", fragte Justin mit ernster Stimme.

„Ja, das ist wirklich lange her."

„Wir haben ab und zu einen Kuss ausgetauscht, aber wir haben uns überhaupt gar keine Zeit mehr für einige Zärtlichkeiten... geschweige denn Zeit für ‚uns' genommen."

Life is like a book. (LILAD #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt