Kapitel 2

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Justins Sicht:

„Jayden, wo bist du?", fragte ich lachend, weil ich mit meinem Sohn Verstecken spielte. Wir verbrachten gerade Zeit in einer großen Konzerthalle, weil dort in wenigen Minuten die New Yorker Fashion Week losgehen würde und ich eine Freundin unterstützte. Hailey Baldwin um genau zu sein. Das Mädchen, das mit mir zusammen in der Entzugsklinik war. Sie hatte vor einem Jahr Kontakt zu mir aufgenommen und seitdem verbrachten wir viel Zeit miteinander und waren zu richtig guten Freunden geworden. Seit zwei Jahren lief sie über den Modelsteg, verarbeitete mit diesem Job ihre Zeit in der Klinik. Es tat gut mit einem Menschen zusammen zu sein, mit dem man eine ähnliche Vergangenheit hatte.

Hailey und ich unterhielten uns öfter über die Zeit in der Entzugsklinik und wir erinnerten uns immer wieder daran, wieso wir nicht rückfällig werden sollten. Die Zeit in der ich Ecstasy abhängig war, war die schlimmste Zeit meines Lebens. Ich hatte so viele Fehler begangen, hatte Amélie immer wieder verletzt - obwohl ich es gar nicht wollte. Aber meine Fehler hatten auch etwas positives, denn durch einen Fehler war Jayden entstanden und ich bereute keine einzige Sekunde. Jayden bedeutete mir die Welt. Genauso wie meine kleine Joy, die jeden Tag noch viel hübscher wurde. Sie ähnelte immer mehr ihrer Mutter.

„Du findest mich nicht, Daddy", hörte ich Jayden sagen. Natürlich erkannte ich daran erst Recht, wo er sich versteckte und ich sah auch schon seine Beine, weil er sich hinter einer Kiste gekrümmt hatte und die Kiste ihn nicht ganz verdeckte.

Ich tat ein bisschen orientierungslos und erschreckte ihn dann hinter der Kiste. Mein Sohn lachte und streckte seine Arme nach mir aus.

„Hier wird nicht gespielt!", ermahnte Hailey und grinsend. Ich verdrehte die Augen und streckte ihr spielerisch die Zunge aus. Hailey legte mir ihre Hand auf die Schulter, sah mir tief in die Augen und ging mit einem Lächeln in ihre Umkleide. Dann hob ich Jayden auf meinen Arm und strich ihm durch seine Haare. Jayden hatte ein paar Züge von Jamie, doch die Augen hatte er eindeutig von mir. Er hatte genau das gleiche strahlende haselnussbraun in den Augen, wie ich.

„Will nach Hause!", stöhnte mein Sohn genervt. „Langweilig!"

Er ließ den Kopf nach hinten fallen und tatschte mit seinen Fingern in mein Gesicht. Ich lachte und drehte ihn einmal im Kreis, bevor wir ebenfalls die Umkleide von Hailey betraten. Er sprach schon relativ gut für seine vier Jahre, was ihm aber auch so im Kindergarten beigebracht wurde. Dort wurde darauf geachtet, dass die Kinder die Worte auch richtig aussprachen und sich nicht irgendwelche Fantasiewörter zusammen reimten.

„Wir fahren in ein paar Stunden zurück zu Hailey, Schatz", hauchte ich leise, um ihn zu beruhigen, aber er schüttelte den Kopf und hielt sich an meinen Schultern fest. Hailey beobachtete mich, während sie sich noch ein bisschen Mascara auf die Wimpern machte. Manchmal war mein Sohn wirklich eine kleine Nervensäge, aber das hatte er wohl von mir.

„Will zu Mama nach Hause!", sagte er schließlich. Er wusste, dass Amélie nicht seine leibliche Mutter war, aber verstehen tat er es mit seinen vier Jahren noch nicht so ganz. Vermutlich würde er Amélie aber trotzdem weiterhin ‚Mama' nennen, einfach weil er Jamie nie kennenlernen konnte.

„In zwei Tagen fliegen wir zurück zu Amélie und deiner Schwester."

Ich stellte ihn auf den Boden und sofort rannte er wie ein Wirbelwind durch Hailey Umkleide. Er versteckte sich zwischen den Kleidern, die von den Stangen teilweise bis zum Boden reichten.

„Jay!", schrie ich aufgebracht. Wieso mussten Kinder manchmal so nervig sein?

„Lass ihn, Justin. Die Sachen, die ich gleich auf dem Laufsteg trage, sind schon direkt hinter der Bühne", sagte sie lächelnd. Ich nickte und beobachtete meinen Sohn trotzdem weiter, wie er zwischen den Kleidern umher lief.

Life is like a book. (LILAD #2)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt