Kapitel 14 A

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Undurchdringliche Schwärze wie ein tiefes Loch, dessen Boden man nicht sehen kann. Ich kann nicht wirklich denken, alles ist blockiert. Lähmende Dunkelheit. Gefangen. Doch dies ist nicht für immer so. Das ist es nie.
Ich sehe alles. Es ist ein merkwürdiger, neuer Blick. Ein ungewöhnlicher Traum. Es ist einfach falsch, mich auf einer Trage liegen zu sehen in der ungewöhnlichsten Begleitung, die nur möglich ist. Peeta und Gale knien neben mir, Mordlust im Gesicht. Zwei bekannte Personen liegen ebenfalls auf Tragen, dazu viele Unbekannte. Ich versuche die beiden Frauen einzuordnen und es wird mir schlagartig klar: Minea, die Ärztin, und Enobaria, Tribut. Was ist hier nur los? Auch den Mann bei Minea erkenne ich. Ihr Vater. Wie ist es zu dieser Zusammenstellung gekommen? Wurden wir von Peeta und Gale entführt?
Nervös gehe ich entlang, suche nach einem Anhaltspunkt, wo wir uns befinden. Als jemand durch eine Tür hindurch geht, schlüpfe ich schnell hinterher durch und werde erstmal von dem Anblick erschlagen. Ein gewaltiges Fenster befindet sich über eine Steuerapperatur und zeigt mir einen Wald bei Nacht. Von oben. Der Nadelwald befindet sich viele Kilometer unter uns, sodass jedes einzelne Baumwipfelchen winzig klein und wie eine fast schwarze Masse wirkt. In weich aussehenden Sitzen sind rund fünf Personen im Raum verteilt. Beetee und viele Unbekannte. Ein Sitz ist frei und auf den setze ich mich und sehe erstaunt zu, wie die Sonne aufgeht, an Bergen vorbeizieht und der Himmel sich erst heller, dann rot und schließlich hellblau verfärbt. Ich kann mich nicht von diesem beeindruckenden Anblick wenden, bis er verschwindet. Eine gewaltige Kriegslandschaft bricht hinter den Bergen hervor. Bombeneinschläge und Trümmer bedecken alles. Krater mir merkwürdigen Öffnungen lassen sich sehen.
Wir landen in einen merkwürdigen Loch, dass sich aus dem Boden auftut. Über uns schließt es sich plötzlich wieder und hinterlässt eine bloße Schwärze abgesehen von den leuchtenden Knöpfen, durch die alles um Längen schauriger wirkt. Wie auf Kommando stehen alle auf und ich mit ihnen. Durch eine Tür, die ich vorher nicht sah, gehen wir hinaus. Es ist dunkel, doch sind die vielen Maschinen und Waffen erkennbar. Ich folge schnell den anderen und wundere mich immer mehr, wo wir sind. Die Gänge sind grau und recht schmal. Menschen sind kaum unterwegs. Es ist ja auch noch früh am Morgen. Wie es scheint, ein Wintermorgen. Ich konnte den Schnee erkennen, als es heller wurde.
Ich folge ihnen einfach, laufe hinterher. Wo wir wohl hingehen? Eine Tür wird aufgestoßen und wir gehen hindurch. Alles wechselt von grau auf weiß als wäre es eine andere Welt. Menschen wuseln herum, rennen und schreien. Verwirrt renne ich umher und suche. Wonach weiß ich nicht. Bekannte und unbekannte Gesichter vermischen sich. Türen, gläsern und aus Metall, sind überall zu sehen und etwas zieht mich zu einer der metallenen Türen. Ich bleibe davor stehen, warte, dass sie sich öffnet, doch dies passiert nicht. Niemand kommt. Vorsichtig lege ich die Hand gegen die Wand und nichts passiert. Die Wand ist undurchdringlich und fest. Nervös drücke ich den Türgriff... und meine Hand fliegt hindurch. Ungläubig ziehe ich sie zurück und sie taucht durch die Tür würde auf. Ich kann also durch diese Tür hindurch? Durch nichts könnte ich vorher hindurch, nur durch diese Tür. Vorsichtig, zögerlich, gehe ich einen Schritt vor und bin zur Hälfte durch diese Tür.
Auf einmal tauchen die Schmerzen wieder auf und Dunkelheit legt sich wieder auf mich. „Wir brauchen dich! Es tut mir leid, aber komm zurück.", höre ich ein leises Flehen. Ich kann nicht ausmachen, woher es kommt. Mühsam versuche ich meine Augen zu öffnen und mich auf Flucht bereit zu machen. Ich werde vom grellen, weißen Licht geblendet. Weißes Licht, wie in meinem Traum vorhin. Weißes Licht, wie in den Räumen der schlimmsten Folter. Ich komme hier nicht raus. Ich kann außer der Angst nichts spüren. Ich versuche wieder meine Augen zu öffnen und starre in das Gesicht eines Jungen mit elfenbeinfarbener Haut, grauen Augen und auch noch glatten, dunklen Haaren. Ich kenne ihn und fürchte mich sehr vor ihm. Ich reiße meine Augen auf. Nein!
„Schh Katniss, alles ist gut. Ganz ruhig." Gale spricht wie zu einem verschrockenen Tier. Ich spüre Druck an meiner Hand und erkenne, dass er sie in seiner hält. Mit Kraft entreiße ich ihm meine Hand und versuche rückwärts zu fliehen, bevor er mir etwas antut. Auf einmal ist nichts mehr unter meinen Händen, ich verliere den Halt und ich falle, pralle hart auf. Schmerz macht sich in mir breit, doch ignoriere ich es. Schritte höre ich zu mir kommen und ich schaue dorthin. Eine zweite Person, Peeta, ist dort und rennt um das Bett herum, von dem ich heruntergefallen zu sein scheine. Peeta verfolgt mich und ich ziehe mich noch weiter zurück. Ich krabbele so schnell es mein Körper erlaubt von ihm weg. Seine blauen Augen leuchten in meine, seine blonden Haare sind durcheinander. Mutationen! Lasst mich! Vor Angst bleibt mir die Luft weg. Er verlangsamt sein Tempo. Wie komme ich hier nur heraus? Wie soll ich fliehen? Sie sind zu zweit und schneller als ich, ich komme nicht weg.
Was soll ich tun? Wie kann ich mich retten? Habe ich nicht schon genug durchgemacht? Ich will um Hilfe rufen, doch weiß ich nicht, ob irgendjemand kommen würde, oder es nur schlimmer machen würde. Doch, ich. Ich brauche dich. Die Worte spuken in meinem Kopf. Ich weiß nicht, was sie bedeuten. Doch, ich. Ich brauche dich. Ich suche nach den Ursprung dieser Worte. Irgendwo müssen diese hergekommen sein. Was ich finde, ist merkwürdig. Nicht richtig. Ich erinnere mich an einen schönen Stand und an den Jungen, Peeta, neben mir sitzend. „Wenn du stirbst und ich überlebe, gibt es für mich zu Hause in Distrikt 12 keinen Grund zum Weiterleben mehr.", sagt er mit trauernden Blick. „Du bist mein ganzes Leben. Ich könnte nie mehr glücklich sein." Nein. Das kann nicht sein. Das muss ein komischer Traum sein. Er hat Annie getötet und mir Schmerzen bereitet. Er hat mehr als einmal versucht, mich zu töten. Das ist nichts als ein komischer Traum gewesen.
Schreie kommen mir in den Sinn. Schmerzerfüllte Schreie. Alles dreht sich in meinem Kopf. Was ist nur los?
Ich sehe die Menschen vor mir. Gale und Peeta. Ihre Hände sind zu Klauen geworden. Ihre Gesichter sind blutrünstig auf die Menschen vor ihnen gerichtet, zu denen ich gehöre. Ich höre die Schreie der Verwundeten, die auf dem Boden kauern und ihre Verletzungen halten. Ein abstruses Bild ist das vor mir. Was soll ich nur sagen und was machen? Wie kann ich fliehen? Und was ist mit den anderen?
„Schhh, Katniss, beruhige dich! Wir sind es, Peeta und Gale. Wir..." Als ob ich nicht wüsste, wen ich ich vor mir habe. Als ob ich keine Ahnung hätte. Monster. Mutationen. Ich versuche weiter zu entkommen, schreie, unterbreche sein sinnloses Gelaber: „Lasst mich in Ruhe! Bitte!" Ich will hier weg. Ich weiche immer weiter zurück, auf der Suche nach einem Fluchtweg. Die Schreie verlassen meinen Kopf nicht. Ich krabbele nach hinten, immer mehr, doch kommt Peeta kontinuierlich weiter auf mich zu. Mein Blick verschmiert, verschwimmt und ich stolpere immer panischer zurück, suche nach einen Ausweg. Ich muss wohl weinen. Und so erkenne ich gerade noch, dass er anscheinend seine Hände hebt, doch ich kann es nicht richtig erkennen. Vielleicht hat er eine Peitsche genommen und holt aus. Ich wappne mich bereits für den Schmerz.
Ich treffe mit dem Rücken an die Wand. Kein Fluchtweg scheint da. Was soll ich tun? Hilfe!
„Wir wollen doch nur beschützen!" Ich konnte es nicht glauben, was sie hier versuchten. Was sie mir nur antun wollen?
„Peeta! Stopp! Lass sie zu sich kommen!" Ungläubig höre ich die Worte Gales. Ich sehe durch die Tränen nicht viel, erkenne aber, dass Gale wohl zu Peeta gegangen ist. Ich blinzele die Tränen weg und schaue sie an. Sie stehen sich gegenüber, sehen sich an. Keiner achtet auf mich. Töten sie sich jetzt gegenseitig? Vielleicht komme ich ja so unauffällig zur Tür? Ich versuche vorsichtig an ihnen vorbei zu kommen, solange sie abgelenkt sind. Ich wage einen Schritt zur Seite, als Peeta sich umdreht und auf mich zu kommt. Die Angst verschlägt mir die Sprache, macht mich regungslos. Es gibt keine Hoffnung auf Rettung. Ich werde für immer in dieser Hölle leben.
„Katniss... ", haucht er. Seine Hände werden nun tatsächlich Klauen mit glitzernden Krallen. Und ich schreie wieder. Ich schreie, hoffe auf Hilfe. „Mutation! Monster! Ungeheuer! Mörder!", schreie ich rau. Mein Hals schmerzt. Seine Klaue hebt sich und auch Gale kommt jetzt mit erhobener Hand auf mich zu. Ich wimmere ganz leise, doch geht das in ihrem gleichzeitigen „Katniss?" unter. Sie kommen näher. Zwischen ihnen und mir liegen gerade einmal vier Schritte. Ich bin gefangen. Ich werde wohl niemals frei kommen.
„Vertrau mir. Alles ist gut. Du bist in Sicherheit." Über diese Lüge würde ich lachen, wenn ich nicht in einer immer größer werdenden Gefahr wäre. Sie reduzieren die Entfernung um einen Schritt. „Snow kann dir nichts mehr tun." Wenn doch nur Snow derjenige wäre, um den ich mir Sorgen machen müsste! Der Platz zwischen uns wird immer kleiner. Ich suche nach einen Ausweg, nach einer Lösung. Ich möchte den Monstern bloß entkommen. „Vertrau uns. Du bist nicht mehr im Kapitol, du bist in 13. Wir beschützen dich." Die Entfernung ist so kurz, dass an Flucht nicht mehr zu denken ist. Ich wünschte, ich könnte durch die Wand verschwinden. Einfach hindurch gehen und weg sein... Sie sind einen Schritt entfernt. Sie können mir alles mögliche antun.
Plötzlich habe ich eine Idee, eine Idee, die mir vielleicht das Leben kosten wird. Doch das ist nach alldem Schmerz gar nicht so schlimm. Ich springe von der Wand weg, hebe die Arme und schließe mit meinem Leben ab. Der Tod als meine letzte Hoffnung. Ich schließe meine Hände von Peetas Hals. Ich drücke zu, hoffe, dass er stirbt. Doch ungläubig muss ich feststellen, dass dieses Monster kein Problem mit dem Sauerstoffentzug hat. Er lebt nicht durch Luft. Meine Angst vor dieser Mutation steigt, als mir klar wird, was dies bedeuten könnte. Er könnte viel mehr überleben, als andere. Ich könnte nicht so leicht fliehen. Er könnte mich durch Wasser verfolgen, im Weltall erreichen und was weiß ich was noch alles. Ich kann diese verzweifelte Angst nicht davon abhalten, überzukochen.
„Katniss? Hör auf, Katniss!" Leise durchbrechen die Worte mich. Die Panik überschwemmt alles. Ich kann mich nicht vor zwei Mutationen schützen.
Seine Hand nimmt meine. Seine weichen, starken Finger sind die eines Freundes. Sie sind gut. Durch diesen Schock muss ich schreien, flüchte von dem Gedanken. Dies kann nicht sein, es ist unmöglich.
„Schhh, Katniss, hör auf!" Seine Hand drückt meine hinunter und wird lockerer. Ich löse sie, doch kribbelt sie im merkwürdigen Maße. Ich zucke mir ihr, will es frei von diesem Kribbeln bekommen. Nichts.
Ich schaue ihn an und der Schlag trifft mich erneut. Er ist wunderschön mit dieser glatten, elfenbeinfarbenen Haut. In seinen Augen liegt Schmerz und Mitleid. Es passt nicht zu einer Mutation. Ich sehe eine Mutation, die ein Freund sein könnte. Falsch. Alles falsch. Snow hat sie absichtlich so konstruiert, damit ich schwach werde.
„Du bist hier in Sicherheit, Katniss. Glaub mir." Er flüstert nur. Etwas in mir will ihm glauben, könnte ihm alles glauben. Etwas an mir vertraut diesem lieben Jungen.
Nein! Kein Vertrauen! Er ist ein Monster!
Das Andere nimmt die andere Hand und wieder spüre ich einen Strom des Vertrauens, viel schwächer diesmal. Aber der Rest meines Körpers verkrampft sich. Ich konzentriere mich nur noch auf ihn. Er drückt meine Hand und es erinnert mich an etwas Anderes. Etwas weit entfernt. Mit dem selben Jungen. An eine Bühne, während er mich mit mordlustigen Augen erfasst. Die Berührung hat etwas Warmes, Tröstendes.
Ich entziehe dem Monster meine Hand und er lässt seine fallen. Die Bewegungen sind identisch, langsam landen sie hinunter. Meine Ohren rauschen. Peeta dreht sich um und anschließend gehen sie, den Blick auf mich gerichtet.
Ich sinke zu Boden und schreie wie des Todes nah. Mein Kopf hallt. Ich habe versucht, Peeta zu töten. Ich hätte es getan, hätte ich die Kraft. Ich schluchze, flüchte in den Tränenmeer, suche nach Dunkelheit. Suche nach Freiheit. Doch hier geht es nicht. Die Arme nehmen mich sicher, fest. Meine Kontrolle ist kaum vorhanden, ich spanne mich zur Sicherheit an. „Katniss, was ist passiert?"
Ich kann diesen Jungen nichts antun. Ich darf nicht. „Bitte! Ich kann nicht...! Bitte, tötet mich gleich!", flehe ich, wohl wissend, dass dies nichts bringt. Sie können mich nicht töten. Das bringen sie nicht über sich.
„Wir sind nicht hier, um dich zu töten!", antwortet Peeta sanft, doch abwehrend. Er hat mich nicht verstanden.
Monster! Mutation! Du hörst es doch selber! Nein! Niemals! Sie werden dir wehtun!
„Bi-bitte. Lieber das als Folter!" Nein! Nein! Sei still!
„Katniss, du kennst mich schon so lange. Du weißt, ich würde dir niemals etwas tun!", fleht Gale.
Du weißt, er lügt!
„Lügner! Du bist ein Monster! Mutation!" Meine Kontrolle hällt nicht mehr lange. Sie müssen hier weg, aber sie wollen nicht. Ich weine immer mehr. Dies ist schlimmer, als sie nur schreien zu hören. Jetzt bin ich es, die ihnen das antut.
„Katniss... "
„Lasst mich in Ruhe! Mörder! Mutation! Ungeheuer! Grausame Wesen!"
„Katniss, ich bin es, Peeta! Du bist bei uns in Sicherheit! Du bist frei!", fleht Peeta mit zitternder Stimme. Natürlich macht er sich nur Sorgen um mich. Wie er dich am Schlimmsten töten kann! Ich muss die Beiden hier'raus bekommen. Am Besten, wenn eine verschlossene Tür dazwischen ist.
„Bitte lasst mich in Ruhe! Lasst mich alleine!"
Endlich hören sie auf mich. Nein! NEEIIIIN!

Nur noch ein nicht abgetipptes Kapitel. Und da ich extrem blöd bin habe ich dieses Kapitel ein zweites Mal erstellt, indem es halb abgetippt war (jetzt ganz abgetippt, es ist dieses hier.). Ich habe das vorherige dafür gelöscht, weil ich kein Bock hatte, es zu kopieren und dafür die Stellen suchen zu müssen, die diagonal geschrieben sind.

Pausiert gefangener SpotttölpelWhere stories live. Discover now