Peetas Sicht Kapitel 8: Angriff

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Es ist komisch, wie schnell alles geht. Kaum, dass der Streit mit Beetee beendet war, da würde mir bereits ein weiteres Interview gezeigt, dass Snow offensichtlich live zeigte. Und nach alledem wurden wir wieder hier versammelt, in der Kommandozentrale, um weiter zu planen. Warum wir den Tag Pause doch nicht bekommen haben, ist niemanden von uns klar. Vielleicht lag es an den Anblick Katniss', die so grauenhaft entstellt aussah, dass es ihnen besser schein, sofort einzugreifen. Mir soll es recht sein, je früher wir sie befreien, desto früher kann ich sie sicher in meinen Armen halten.
„Gut, dass ist der Plan. Es wäre gut, wenn ihr euch in der nächsten Zeit gut ausruht, damit ihr möglichst wachsam dafür seid. Ein wenig Training kann auch nicht schaden, sollte dafür Zeit sein. Die Rettungsaktion ist für Morgen Abend geplant. Noch Fragen?", führt Beetee seine Rede fort. Gemeinsam schütteln wir den Kopf, ich als wahrscheinlich einziger, der damit lügt. Ich habe noch fragen, denn ich habe nicht richtig zugehört. Was ist wieder passiert?
Wie auf dieses Signal hin schaltet sich der Fernseher ein und ungläubig schaue ich erneut in das Gesicht von Katniss. Sie sieht genauso furchtbar aus wie vorhin und sie trägt das gleiche rosa Kleid. Ihr Make-Up scheint allerdings aufgefrischt worden zu sein und ihr stehen Tränen in den Augen. Sie schaut nach vorne, allerdings scheint sie nicht direkt in die Kamera zu schauen, sondern ein winziges bisschen weiter links. Oder bilde ich mir das nur ein?
Ihr Stimme trifft klar an mein Ohr und füllt den ganzen Raum. Ihre Stimme ist rau, aber kräftig und fein.
„Peeta, es reicht. Wir können das Leben aller nicht länger aufs Spiel setzen." Sie macht eine fast unbemerkbare Pause, und redet dann lauter weiter. „Wir können dein Leben nicht länger aufs Spiel setzen. Sie schicken Bomben! Sie wollen euch alle töten! BRINGT EUCH IN SICHERHEIT! Lasst euch nicht töten! Schützt Prim! Sofo-" , zum Schluss bin brüllt sie so laut, dass meine Ohren zu platzen scheinen. Ich sehe die Friedenswächter mit gezückten Peitschen und ich kann den Blick nicht von ihr wenden. Die Friedenswächter greifen nach ihr und stürzen sie vom Stuhl, auf dem Boden landet sie, die Friedenswächter holen aus und ein Schrei, der klar an Gale, Mrs Everdeen, Prim und mich gerichtet ist, rauscht durch den Raum.
„ICH LIEBE EUCH!"
Die Kamera fliegt auf den Boden und nur noch grausame Schmerzensschreie gellen durch alle hindurch, Schmerzensschreie, die mich in meine schlimmsten Träume verfolgen werden.
Der Raum könnte in Flammen gehen und ich würde es kaum bemerken. Blut und Schreie. Ich höre ihre Schreie noch, als der Bildschirm schon längst aus ist und ich sehe das Blut ebenfalls noch vor mir. Wieso musste es zu alldem kommen? Wieso konnte nicht ich dort sein, statt Katniss? Wieso ist das alles bloß passiert?
„Bomben?", fragt einer.
„Hat sie gesagt, sie schicken Bomben?", will ein anderer wissen.
„Sie wollen uns töten, sagte sie. Wir müssen uns bereit machen."
„Eine Bombardierung! Wir sollten schnell alle bereit machen!"
„Stell den Luftschutzalarm der Stufe fünf an und trefft Vorsorgen, dass alle pünktlich unten sind. Und jetzt beeilt euch!"
Es gab mehrere Alarmübungen während ich in 13 war. Während einer Übung auf Stufe eins hatte ich einen Nervenzusammenbruch und für mich wurde die Übung früher beendet, während die anderen noch in der gelb markierten Zone versammelt blieben. Später war eine Übung der Stufe zwei angesagt worden und ich musste in mein Quartier gehen. Leute gingen herum und überprüften die Menschen und die Räumlichkeiten und dann erst wurde der Alarm ausgestellt. Es ging alles sehr ruhig, leise und geordnet vonstatten. Auch jetzt, mit den unglaublich lauten Lärm, der selbst Katniss' Schreie übertönt, und der Panik machenden Lampen, die rot leuchten, ist alles noch sehr geordnet.
Nur ich halte mich nicht an die Regeln. In lauter Panik renne ich die Treppen hinauf, um in das Quartier von Prim und Mrs Everdeen zu kommen. Ich muss alles mitnehmen, dass ihnen gehört, denn sie sind ihr sehr wichtig. Gale hat offensichtlich die gleichen Gedanken, denn er folgt mir wortlos (obwohl seine Worte sowieso nicht verständlich wären) hinauf.
Wie auf Kommando trennen wir uns, ich gehe in mein Zimmer, er in seins und wir greifen das Wichtigste und packen es zusammen. Mit jeweils einer fast vollen Kiste treffen wir uns in Prims Zimmer, wo diese bereits mit einer Tasche und einer Katze zur Tür geht. Schnell überblicke ich nocheinmal alles, packe Prims Hand und zerre sie mit mir.
Die Treppen sind fast leer und wir stürmen hinunter, den anderen hinterher. Ich versuche mich anzutreiben, denke nur Schneller! Schneller! Schneller! Nach den vielen Stockwerken, die ich erst hoch und dann runter rannte, habe ich bereits Seitenstechen und doch scheinen wir nur langsam voranzukommen. Gale läuft hinter uns her. Mit einem Blick über die Schulter alle fünf Schritte kontrolliere ich, ob er da ist. Der grausame Lärm wird immer leiser, je tiefer wir kommen.
Nur noch wenige Schritte sind wir entfernt von der weit geöffneten Tür und ich erkenne den Scanner, der an der Tür hängt. Ein Scanner wie überall. Automatisch halte ich meinen Arm daran und ziehe Prim in den Raum hinein, die mich zurückrufen muss, damit sie sich selbst einscannen kann.
„Peeta! PRIM! GALE!", höre ich die Stimme von Mrs Everdeen. „Da seid ihr ja!"
Sie umarmt Prim schnell und nimmt uns allen etwas ab.
„Kommt mit. Erstmal die Sachen abstellen, dann müssen alle in den Bereichen der Einheiten."
Und dies machen wir.

Pausiert gefangener SpotttölpelWhere stories live. Discover now