Peetas Sicht Kapitel 7: Aussprache oder Beruhigungsversuche?

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Tausend Gedanken rasen durch meinen Kopf, drehen darin herum. Ich kann sie kaum in Worte fassen. Was ist da passiert? Warum war es so? Warum war da dieses Interview? Warum war Katniss dort zu sehen? Warum sah sie so viel besser aus, warum sah sie wir früher aus? Wieso sah sie aus, wie vor so vielen Wochen? Sie sah aus, als wäre es irgendwann zwischen dem ersten Interview, das ich gesehen habe, und dem zweiten Interview aufgenommen wurde. Die Aufnahme müssen mir verschwiegen worden sein. Viele Wochen muss es nur verschwiegen worden sein. Wie viele Wochen? Wann sind diese Aufnahmen entstanden?
Ich führe mir die Veränderung Katniss' im Verlauf der vielen Wochen vor Augen. Immer verwundeter würde sie und neue Wunden kamen in immer kürzeren Abständen dazu. Ihre Lage hat sich rapide verschlechtert. Sie wird es vielleicht nicht mal bis zur Rettungsoperation durchhalten.
„Wieso habt ihr mir das nicht gezeigt?", frage ich, noch immer auf den schwarzen Bildschirm blickend. Da war sie zu sehen, meine kleine Katniss. Sie sah so schlecht und doch so gut aus.
Beetee schien nervös.
„Wir wollten dich nicht noch mehr beunruhigen. Dir ging es die ganze Zeit so schlecht. Du hast sehr lange nicht gegessen oder getrunken, nicht geschlafen und alles. Du warst so besorgt und kaum ansprechbar.", erklärt er leise.
Ich denke an die ersten Tage in Distrikt 13 zurück. Im Hovercraft hatte ich einen Nervenzusammenbruch und war länger im Krankenhaus. Jeden Tag haben sie mich rausgekarrt, nur um ihnen dabei zuzuhören, wie sie mich überzeugen wollten. Ich konnte mich einfach nie darauf konzentrieren, über nichts nachdenken. Es war natürlich keine leichte Zeit, für meinen von uns. Für Katniss und die anderen war es am schwersten, deutlich schwieriger, als bei den anderen.
Doch dass sie mich schonen wollten, kann ich nicht glauben. Sie haben immer eine Schippe drauf gelegt, rasant, ungestoppt, bis es scheinbar nichts mehr gab. Scheinbar. Sie haben mich nie geschont. So viel haben sie mir erzählt, schon am ersten Tag. Und sie haben mir nicht mal Zeit gelassen, das zu verarbeiten. Alles stürmte auf mich ein.
Jetzt ist es, als würde wieder alles auf mich einstürzen. Katniss in Snows Gewalt, keine Möglichkeit, ihr so schnell zu helfen, keine Möglichkeit, sie so schnell zu befreien, war da. Ich musste mich damit abfinden, niemand die Schuld zuschieben zu können, nur um mich besser zu fühlen. Sie haben die nicht rausholen können. So viele wurden befreit, aber Katniss nicht.
Meine Familie ist tot. Meine Heimat würde zerstört. Viele Freunde sind tot. Wie hätte ich in der Zeit normal sein können? Wie hätte ich das ganze begreifen können? Wie hätte ich das alles durchstehen können?
Dann sind da auch noch die vielen Dinge, die erst später dazu kamen. Das erste Interview. Mein Besuch von Distrikt 12. Katniss sich verschlechtender Zustand. Meine Kontaktaufnahme mit Katniss. Zusehen, wie sie gefoltert wird. So viele Erinnerungen.
„Du lügst.", flüstere ich.
„Peeta? Peeta ich lüge nicht, du... du hattest es schwer und wir wollten dir ein wenig Zeit geben, damit du das alles verarbeitest.", erzählt er.
„Und deshalb habt ihr mir all das sofort erzählt? Schon am ersten Tag?", erkundige ich mich.
„Wir haben dir alles erst dann gesagt, wenn es nötig war.", berichtigt Beetee.
„Und warum wurde mir dann alles in den ersten Tagen gesagt? Am ersten Tag habt ihr mir von Katniss erzählt, von Zuhause, von meiner Familie und meinen Freunden, von den ganzen Plänen! Von allem!", schreie ich komplett von meinem Ich losgelöst.
„Wie hätten wir dir das länger verschweigen können? Deine erste Frage galt Katniss! Wie hättest du nicht bemerken können, dass deine Familie nicht zu dir kommt? Wie hätten wir es dir bloß sagen können, ohne irgendetwas zu erklären?", verteidigt sich Beetee. Seine Stimme klingt fast schon genervt.
„Aber ihr habt mich auch sofort versucht, zu überreden, der Spotttölpel zu sein!", erwidere ich.
„Es ging da um mehr als dich! Es ging um ganz Panem! Es ging um Katniss! Es geht nicht alles nur um dich!", brüllt er mich nun sogar an.
Es klingt so alles doch sehr plausibel. Ich bin zwar noch immer wütend, doch kann ich nicht sagen, dass sie nicht gute, verständliche Gründe dafür hatten. Doch wie soll ich sicher sein, dass das alles war? Wie soll ich wissen, dass nicht noch mehr kommt?
„War noch etwas? Gibt es noch mehr?", frage ich ihn deutlich ruhiger. „Habt ihr mir noch mehr verschwiegen?"
„Nein! Nein, natürlich nicht! Du warst zu sehr in sämtliche Planung involviert.", erklärt er mir.

Pausiert gefangener Spotttölpelजहाँ कहानियाँ रहती हैं। अभी खोजें