Kapitel 1

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Katie's Sicht

Ich öffne die - mir nur allzu bekannte - Tür des Direktorats. Eine - mir ebenfalls sehr bekannte - Stimme schreit auf.

Mister Promps. Unser Direktor.

Während die Blätter um ihn fliegen, da er sich - mal wieder - erschrocken hat, sieht er mich wütend an. Wie immer kann ich ihn nicht ernst nehmen. Dieses Mal liegt es allerdings vor Allem daran, dass seine dünn umrahmte Brille total schief auf seiner Nase liegt.

Mir entweicht ein Kichern.

„Miss Miller! Wie oft soll ich ihnen noch sagen, dass sie anklopfen sollen, bevor sie reinkommen?", schreit er mich an, sobald er seine Brille wieder gerichtet hat. „Suchen sie's sich aus.", sage ich genervt und desinteressiert, verdrehe die Augen und fletsche mich auf den braunen Ledersessel, welcher in einer Ecke vor den ganzen überfüllten Bücherregalen steht.

Dass die Bücher hier nicht raus fallen wie bei einem Hagelgewitter wundert mich jedes Mal aufs Neue.

Eine Weile lang sehe ich Mister Promps einfach beim Aufräumen seines Schreibtisches zu. Als mein Handy klingelt, ziehe ich es aus meiner Hosentasche und tippe auf den grünen Abnehmbutton.

Während Mister Promps mich wütend ansieht, erkläre ich Caitlin - welche heute schwänzt - dass wir uns um 22:00 Uhr mit den anderen am alten Leuchtturm treffen.

Als ich auflege, spüre ich schon, wie Mister Promps mir das Handy aus der Hand reißt. Jedoch halte ich es so sehr fest, dass er höchstens unnötigerweise Kraft verschwendet.

Irgendwann lässt er es bleiben und sieht mich noch wütender an als zuvor: „Sie wissen, dass Handys im Schulgebäude nicht erlaubt sind!", mault er mich an.

„Ja genau, und sie wissen, dass Regeln mich einen Dreck interessieren.", erkläre ich ihm gelassen.

Immer noch desinteressiert, sehe ich dabei zu, wie sein Kopf immer ein dunkleres Rot annimmt.

Ich verkneife mir ein Lachen, jedoch kann ich ein leichtes Prusten nicht verhindern.

„Na ja, jedenfalls soll ich ihnen von Miss Limber ausrichten, dass ich mal wieder zu spät gekommen bin. Aber ganz im Ernst, die alte Schrulle soll sich mal freuen, dass ich überhaupt komme, schließlich war ich ja nur zu spät, weil ich überlegt habe, ob ich nicht einfach schwänzen soll. Aber ich will ja nicht so sein und nicht mal ein einziges Mal in der Woche kommen...", erkläre ich - weiterhin gelassen -, während Mister Promps versucht seine Wut in Zaum zu halten.

„Wie wäre es wenn sie mal täglich kommen würden? Und auch pünktlich?! Denn selbst wenn Sie mal da sind, sind Sie ja - wie man merkt - nicht pünktlich!", er versucht nicht total zu schreien, was ihm nur halbwegs gelingt.

„Äh, ja...Nein. Also, jetzt mal ganz im Ernst, wozu brauche ich diese Scheiße von Lernstoff denn? Ich bin nur noch manchmal hier, damit mein Vater nicht ausrastet.", sage ich, während ich interessiert meine Fingernägel betrachte.

Ich sollte sie dringend mal wieder neu machen lassen.

„Ach? Also ist das Madämmchen nur noch hier, um ihre Eltern zu beruhigen?", fragt Mister Promps in einer verstellten Stimme - ohne es als Frage zu meinen.

„Meinen Vater - ja. Problem?", frage ich und sehe ihn von dem Sessel - der übrigens echt gemüich ist - aus abwartend an. „Sie sind nicht nur respektlos, Sie haben auch noch keinen Anstand! Verlassen sie sofort das Schulgebäude!", schreit er und zeigt auf die Tür. Ich erhebe mich und sehe ihn gespielt empört an: „Sie wollen mich doch nicht etwa raus werfen? Schon wieder?"

The girl at the boys'schoolWhere stories live. Discover now