♦ Kapitel 25 ♦ - ,,Du bist so verdammt stur!''

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Schreiend rannte ich um die Ecke, Caius war mir dicht auf den Fersen. Ich sprang über einen großen Steinbrocken und landete leichtfüssig ein paar Meter weiter hinten. Dann drehte ich mich um, um zu sehen, wo Caius war. Er war nur ein paar Meter hinter mir, bald würde er mich eingeholt haben. Ich suchte nach einer Lösung. Da! Ein paar Meter von mir entfernt, rauschte ein kleiner Bach. Das Wasser im Bach glitzerte. Lächelnd rannte ich darauf zu, dann warf ich mich nach oben, streckte einen Arm nach vorne - mit dem anderen schützte ich meinen Kopf - und rollte mich geschickt ab. Das Gras kitzelte an meinen nackten Fußsohlen, als ich mich wieder aufrichtete und weiter rannte. Dabei hörte ich Caius unterdrückt fluchen.

''He!'', ertönte es auf einmal überrascht von ihm.

Kichernd rannte ich danach direkt auf die große Steinmauer zu, die uns von der Aussenwelt trennte und die Bewohner Volterras einen Blick auf uns verwehrte. 

Die Bewohner Volterras dachten, wir wären eine Sekte, deshalb hielten sie sich von uns fern. Verübeln konnte ich es ihnen nicht. Unsere makellose weiße Haut, diese schwarzen Umhänge... Außerdem sah man uns so gut wie nie. 

Auf der Mauer sah ich Wachen, die patrouillierten und uns komische Blicke zu warfen. Ich grinste sie bloß an und rannte weiter.

Mir war es egal, was sie von uns dachten. Ich jedenfalls hatte meinen Spaß.

''Ha! Du sitzt in der Falle'', hörte ich Caius jubeln, als ich nur noch ein paar Meter von der Mauer entfernt war. 

Links und rechts von mir wuchsen hohe Kirschbäume, deren Blüten einen blumigen Duft verteilten.

''Da liegst du falsch, mein Süßer!'', sagte ich, während ich hoch sprang, mich mit den Füssen an der Wand abstieß und einen Rückwärtssalto machte.

Dieser kapitulierte mich direkt hinter Caius, der ungläubig an die Wand starrte und verwirrt zu sein schien. Ich nutzte seine Starre aus. Blitzschnell war ich bei ihm angelangt und packte seinen Kopf in einem schraubstockartigen Griff, welcher er mir einmal beigebracht hatte.

''Gewonnen, Liebster. Ich habe es dir ja gesagt.''

''Wo hast du das gelernt?'', wollte er neugierig geworden wissen.

''In der Schule'', lachte ich, ''wir hatten zwei Wochen lang Parcour geübt. Unser Lehrer war der Meinung, wir bräuchten das einmal. Er hatte recht.''

''Beeindruckend.''

Ich ließ ihn los. Sofort drehte er sich um und warf mir einen anerkennenden Blick zu. Seine roten Augen leuchteten voller Lebensfreude. Sie erinnerten mich an Avas Augen. Sie hatten auch immer einen Glanz bekommen, wenn sie glücklich war.

Ich seufzte.

''Geht es dir gut?'', fragte Caius, als ich die Augen zusammen kniff, da mich ein plötzlicher Schwindel erfasste.

Sterne tanzten vor meinen Augen.

'Sieht sie etwa so aus?', fragte meine innere Stimme, die Augen verdrehend - okay, wenn sie welche hätte, hätte sie es getan.

Sofort war er zur Stelle und legte mir einen Arm um die Taille, damit ich nicht fiel.

,,Nein, ich bin müde. Ich glaube, ich sollte mich nicht so viel anstrengen. Es tut mir nicht gut'', gab ich niedergeschlagen zu.

'Das war jetzt so ein Moment, in dem man sich fragt, ob das jetzt wirklich ernst gemeint war. Ein Beispiel: Du fällst um und liegst am Boden. Dann fragt dich jemand, ob es dir gut geht. Du bejahst. Er fragt dich aber dann, wieso du Tränen in den Augen hast und du antwortest, weil es halt ein sehr emotionaler Moment ist.'

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now