♦ Kapitel 2 ♦ - ,,Das würdest du tun?''

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Ich war nun schon seit einer Woche bei den Volturi und ich musste sagen, mir gefiel es hier sehr gut. Der Garten gefiel mir hier am meisten. Es war so friedlich dort. Viele Blumen schmückten die Kieswege, die durch das ganze Gelände verliefen. Ich ging immer dort hin, wenn ich nachdenken musste. Mittlerweile hatte ich mich an den streng geregelten Alltag hier gewöhnt. Mein Platz war in der Nähe der Throne. Damit ich eingreifen konnte, sofern es nötig war. Doch bis jetzt war es noch nicht dazu gekommen. Auch meine Gabe hatte ich ziemlich gut im Griff. Meine Gabe nannten sie Nex, das war das lateinische Wort für Tod. Ich selber aber fand, dass tödliche Augen besser passte. Obwohl ich zuvor noch nie getötet hatte, bereitete mir das Töten von Menschen eigentlich keine Schwierigkeiten. Für uns war es lebensnotwendig, dass wir Blut bekamen, sonst würde unsere Rasse aussterben. Auch wenn unser Weg Blut zu bekommen fragwürdig war – Heidi stellte jeden Tag eine Touristengruppe zusammen und versprach ihnen, dass sie dieses Erlebnis nie vergessen würden, was auch stimmte, da es ihr Tod war – stellte diesen Weg niemand in Frage. Wir würden wohl kaum in ein Krankenhaus einbrechen, um dort die wenigen Blutbeutel zu stellen, die die Menschen dringend brauchen, zumal solches Blut abscheulich schmeckte und uns nicht wirklich nährte.

Jedenfalls lag ich gerade in meinem weichen Bett, wie auch schon die letzten Tage, und dachte über gestern Abend nach. Mittlerweile war es schon früher Morgen, doch da Vampire nie schliefen, hatte ich genügend Zeit um in verschiedenen Erinnerungen zu schwelgen.

[FLASHBACK - ANFANG]

Ich schritt gerade durch den Garten. In meiner Hand hielt ich eine weiße Rose, welche ihren berauschenden Duft ausstrahlte. Fröhlich summend lief ich die Wege entlang. Hinter mir hörte ich plötzlich jemanden. Verwirrt drehte ich mich um, da sonst fast niemand in den Garten kam und erblickte Caius. Er lief langsam auf mich zu. Ein leichtes Lächeln lag auf seinen perfekt geformten Lippen.

''Meister'', sagte ich leise und verbeugte mich, wie es sich gehörte, vor ihm.

''Hallo Jade. Was machst du hier draußen?'', fragte er mich.

''Nachdenken.''

''Über was?'', hackte er nach.

''Über mein altes Leben. Ich bin froh es hinter mir gelassen zu haben.''

''Warum das?''

''Weil ich, bevor ich hier her kam, eine Waise war. Meine Eltern haben uns schon früh verlassen. Meine Mutter starb bei der Geburt von meiner Zwillingsschwester und mir. Mein Vater hatte, als wir sechs Jahre alt waren, einen Unfall in seiner Firma. Was genau passiert ist, ist bis heute unklar. Jedenfalls wuchsen wir in einem Waisenhaus auf. Und mit 16 bin ich dann abgehauen. Nichts hat mich mehr dort gehalten, denn Ava ist plötzlich spurlos verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt. Doch ich wusste, dass Ava mich nie freiwillig verlassen würde, darum habe ich sie gesucht. Doch vor ein paar Wochen habe ich aufgegeben. Es ist einfach hoffnungslos'', seufzte ich, ''es ist fast so, als hätte sie nie existiert.''

Während dem Erzählen hatten wir uns auf eine Bank gesetzt. Eine einzelne Träne löste sich aus meinem Augenwinkel und lief mir die Wange hinab. Sanft strich Caius mir die Träne weg. Seine Hand, die auf meiner Wange lag, verursachte kleine Stromschläge. Er nahm seine Hand wieder runter und schaute mich lange Zeit nur an, doch dann öffnete er den Mund und überraschte mich mit dem, was er sagte.

''Das tut mir leid, aber wenn du willst, kann ich dir helfen, deine Schwester zu suchen. Ich kenne Vampire auf der ganzen Welt. Einer muss sie bestimmt gesehen haben. Bestimmt.''

''Das würdest du tun?'', fragte ich ihn mit offenem Mund.

Warum ist er so lieb zu mir?

''Natürlich!''

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now