♦ Kapitel 12 ♦ - ,,Danke, Liebster. Die Kette ist ein Traum!''

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[FLAHSBACK - ANFANG]

Kichernd rannte ich von meiner Schwester weg. Wir spielten Fangen. Ich hüpfte über einen großen Stein hinweg. Meine Lungen schmerzten von der Anstrengung, doch ich wollte nicht aufgeben. Also riss ich mich zusammen und rannte weiter. Hinter mir hörte ich, wie Ava keuchend nach Luft schnappte.

''Na, bist du schon erledigt?'', rief ich ihr zu.

''Das kannst du vergessen, Jade!'', sagte sie empört.

Ich flitzte um eine Ecke, dann versteckte ich mich direkt dahinter. Ich hielt die Luft an, als Ava vorbei rannte. Verwirrt rannte sie weiter, fragte sich, wo ich so schnell hin konnte. Doch sie blieb nicht stehen um sich umzuschauen. 

Ich holte tief nach Luft, während ich mich an der bröckligen Wad abstützte. Das Gebäude, an dem ich mich anlehnte, war unser zu Hause. Mittlerweile wohnten wir schon fast vier Jahre an diesem trübseligen Ort. Hier her kamen Kinder, die keine Eltern mehr hatten. Wie Ava und ich. Wir teilten uns, zusammen mit sechs anderen Kindern, ein Zimmer. Man hatte uns je nach Alter eingeteilt. In unserem Zimmer lebten Kinder von acht bis zehn Jahren. Ava und ich waren die Ältesten in dem Zimmer. Gegenüber von uns wohnten die Ältesten. Jeder fürchtete sich vor ihnen. Diese Mädchen konnten ganz schön gewalttätig werden. Sie erlaubten sich alles, außerdem terrorisierten sie die jüngeren Kinder.

Es gab einen Mädchen und Jungen Komplex. Wir durften uns nicht mit den Jungen unterhalten. Sie lebten getrennt von uns, zwischen den Komplexen war ein hoher Zaun. 

Genau an diesem Zaun hängten die älteren Mädchen ab, die mit ihren knappen Klamotten anschmachtende Blicke von den Jungen erhielten. Kichernd strichen sie sich die Haare aus dem Gesicht, darauf bedacht ihr Make-Up nicht zu verschmieren. 

Ich rollte genervt mit den Augen. Wie mir diese Mädchen auf den Geist gingen! Letztens hatten sie Ava ihre Kette geklaut. Das einzige Schmuckstück, das uns von unserer Mutter geblieben war. Und genau dieses Schmuckstück trug die Grösste von ihnen um den Hals. Zorn ergriff mich, ließ mich nicht mehr los. Wütend starrte ich sie an, verkrampfte meine kleinen Hände zu Fäusten. Doch ich war zu ängstlich sie ihnen wieder wegzunehmen. Außerdem war ich schwach. Was sollte so ein zierliches Mädchen, wie ich es war, gegen diese fünf Mädchen ausrichten? Traurig ließ ich meinen Kopf hängen. Dann machte ich mich auf den Weg zurück in mein Zimmer.

Ich wünschte Dad wäre hier, dann hätten wir die Kette noch. Wie enttäuscht Dad bloß wäre.., dachte ich, dabei verkniff ich mir zu heulen.

Ich muss stärker werden!

Auf dem Weg zurück in mein Zimmer traf ich auf Ava, die mir gerade entgegen gejoggt kam. 

''Wo warst du?'', rief sie mir wütend zu, doch als sie dann mein Gesicht sah, glättete sich ihr Gesichtsausdruck und Sorge trat stattdessen in ihren Augen.

''Was ist los, Jade?'', fragte sie mich, während sie mir einen Arm um die Schultern legte.

''Die Kette... ich habe gerade gesehen wie diese Johanna sie getragen hat. Dabei habe ich an Dad gedacht, wie enttäuscht er doch wäre...''

''Jade'', seufzte sie traurig, ''es ist nicht deine Schuld, dass sie die Kette gestohlen haben. Gib dir bitte nicht die Schuld dafür. Und was Dad betrifft, er würde bestimmt einen Weg finden, die Kette zurück zu holen. Und genau dasselbe werden wir jetzt tun!''

Ava öffnete die Tür zu unserem Zimmer. Abgesehen von Maddy und Juliette waren wir alleine. 

Maddy war ein neunjähriges, blondhaariges Mädchen, das schon ihr ganzes Leben lang hier wohnte. Ihre Augen hatten die Farbe vom Himmel. Mit genau diesen leuchtenden Augen starrte sie uns an und lächelte dabei. 

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now