♦ Kapitel 22 ♦ - ,,Ich verliebe mich jeden Tag etwas mehr in dich.''

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Schreiend schlug ich um mich. Schweiß lief mir die Stirn hinab, tropfte mir vom Kinn. Mein Atem ging schnell und hektisch. Keuchend schnappte ich nach Luft. Ich zitterte am ganzen Körper. Ein wirrer, dunkler Nebel hatte sich um meine Gedanken gelegt. Meine Augen huschten umher, ich sah nur verschwommene Umrisse. Panisch ballte ich die Hände zu Fäusten, dabei hinterließen meine Nägel sichelförmige Spuren auf meinen Handflächen. Hektisch sprang ich auf die Beine. Für einen Moment blieb ich stehen, da mir kurz schwarz vor Augen wurde. Dann biss ich die Zähne zusammen und schwankte orientierungslos durch das Zimmer. Es pochte unangenehm hinter meiner Stirn, es drückte gegen meine Augäpfel.

Ich schaltete das Licht – nach minutenlangen Suchen - an und eilte zum Fenster. Ich riss es – nach mehreren, zittrigen Versuchen - auf und schnappte nach Luft. Kalte Abendluft wehte mir ins Gesicht, ließ meine Gedanken wieder klarer werden. Der Nebel in meinem Gehirn verflüchtigte sich. Die Kopfschmerzen nahmen ab. Langsam konnte ich wieder klar denken, das Zittern ließ nach. Langsam lockerte sich meine verkrampften Hände.

Lange Zeit stand ich nur da, atmete die kühle Abendluft ein und schaute ins Leere.

Der Mond stand hoch am Himmel. Es war Vollmond, was mich zittrig werden ließ. Vollmond bedeutete Werwölfe...

Die Panik von vorhin wollte sich wieder in den Vordergrund drängen. Zittrig stand ich da. Ich fror nicht, nein, ich zitterte vor Angst.

Lange Zeit konzentrierte ich mich auf meine Atmung. Einatmen, ausatmen. Einatmen, ausatmen.

Mit der Zeit hörte das Zittern auf.

Es war alles nur ein blöder Traum gewesen, der nichts zu bedeuten hatte. Kein einziger Werwolf wäre dazu in der Lage Caius umzubringen oder sonst jemanden aus der oberen Garde.

'Ein ganzes Rudel schon.'

Ich ignorierte meine sehr hilfreiche, innere Stimme.

'Ignorier mich nicht, Jade. Du weißt ganz genau, dass ich recht habe. Und trotzdem war es nur ein dummer Albtraum, klar? Hör auf dir Sorgen zu machen, Caius lebt schon seit vielen, vielen Jahren und ihm ist noch nie etwas passiert. Er hat schon mehrere Jahrtausende mit Werwölfen zu tun. Morgen wird er wieder zurück sein, ganz bestimmt...'

Hoffentlich hast du recht, antwortete ich ihr schließlich doch.

'Das habe ich immer.'

Du bist so selbstverliebt, seufzte ich innerlich.

Doch trotzdem musste ich grinsen.

Ich mochte meine innere Stimme – meistens jedenfalls.

Mir wäre es egal, was andere Leute von mir denken würden, wenn sie wissen würden, dass ich öfter innerlich mit mir selbst redete. Das machte jeder, glaubte ich zumindest.

'Du dann auch, weil ich bin du und du bist ich', hörte ich ihre lächelnde Stimme sagen.

Bin ich gar nicht, dachte ich grinsend.

Wir wussten beide, dass ich log. Deshalb verzichtete sie auch mir eine Antwort zu geben.

Gänsehaut legte sich auf meine Arme und breitete sich langsam aus, da ein eisiger Windstoß in das hell erleuchtete Zimmer gefegt war. Bibbernd vor Kälte schloss ich das Fenster und verkroch mich wieder in mein warmes, kuscheliges Bett, das so leer wirkte ohne Caius.

Ach, wo bist du nur, Caius? Ich weiß, es sind nur ein paar Tage, doch trotzdem vermisse ich dich jede Sekunde mehr. Jede Sekunde, in der ich nicht bei dir bin, ist verschwendete Zeit. Denn jede Sekunde zählt. Wer weiß, wann ich wieder ein schwacher Mensch sein werde? Ganz auf mich allein gestellt? Alleine durch die Welt irrend? Auf der Flucht vor meinen Feinden? In der kurzen Zeit, in der ich eine vollwertige Volturi war, habe ich mir sehr viele Feinde gemacht. Mächtige Feinde, die nur darauf warten, mich verletzlich zu wissen. Ob sich die Nachricht über meinen Zustand verbreitet hat? Ich hoffe nicht. Doch ich glaube, ich werde trotzdem nicht lange auf dieser Welt verweilen, vor allem als Mensch. Ist es mein Schicksal, unglücklich, jung und allein zu sterben?

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now