♦ Kapitel 23 ♦ - ,,Caius!''

317 12 4
                                    

Stunden später entschloss ich mich aufzustehen und meinem Job nachzukommen. In letzter Zeit hatte ich diesen sehr vernachlässigt, da sich meine Gedanken nur noch um Caius gedreht haben.

Gemächlich schlenderte ich in den Thronsaal. Meine Schritte hallten leise in der großen Halle.

Draußen stürmte es. Es war dunkel, nur einzelne Blitze erhellten den tristen Raum. Der Himmel war grau, nur einzelne Wolken waren zu sehen. Der Nebel behinderte meine Sicht erheblich, sodass ich kaum zwei Meter weit sehen konnte. Äste schlugen im Sekundentakt gegen die Fenster. Ich zuckte bei jedem Donnerschlag kurz zusammen.

Ich hatte eigentlich keine Angst vor Gewittern, doch in meinem Kopf spielte sich der Traum immer wieder erneut ab. Ich war eine Gefangene in meinem Kopf. Auch wenn ich die Augen offen hatte, so sah ich immer wieder, wie Caius in meinen Armen starb. Seine leeren Augen, die gen Himmel gerichtet waren. Sein Mund, aus dem Blut floss. Seine Hand, die sich langsam aus der meinen löste. Das viele Blut, das meine Klamotten wie ein Schwamm aufsog.

Ausdruckslos lief ich auf Caius Thron zu. Verwunderte Blicke folgten mir, als ich mich auf seinen Thron setzte und die Beine übereinander schlug. Ich ließ meinen Blick umherschweifen und entdecke sechs Wachen, die wohl den Thronsaal bewachen sollten.

''Gibt es irgendwelche Neuigkeiten?'', wollte ich wissen ohne eine Miene zu ziehen.

Ich richtete die Frage an niemand besonderem, doch trotzdem erwartete ich eine Antwort. Ich wollte endlich in Erfahrung bringen, wie es Caius und den anderen mir wichtigen Personen ging. Ich hielt es nicht mehr aus, im Ungewissen zu leben.

''Es tut mir Leid, doch leider haben wir keine Neuigkeiten für Euch.''

Seufzend zog ich einen Mundwinkel nach oben.

''Dankeschön'', erwiderte ich ausgelaugt.

Ich war nicht körperlich müde. Ich war müde vom Leben.

''Wir werden Euch benachrichtigen, sobald sich etwas tut'', schob eine zierliche Frau nach, als sie meinen unglücklichen Gesichtsausdruck bemerkte.

''Ist gut'', sagte ich leise.

Meine Laune war im Keller. Ich hatte gehofft, wenigstens eine Nachricht erhalten zu haben, um endlich beruhigt schlafen zu können. Doch dem war nicht so und meine Sorgen drängten sich wieder in den Vordergrund.

''Ich möchte, dass ihr zwei Leute entsendet, die nach den Rechten sehen und mir dann Bericht erstatten'', beschloss ich nach ein paar Minuten Stille.

''Das müsst Ihr nicht'', hörte ich einen Mann sagen, der den Thronsaal betreten hatte.

''Ach ja? Wer bist du und was meinst du damit?'', fragte ich denjenigen, der gesprochen hatte.

Es war ein Mann mittleren Alters. Er hatte hellbraunes, krauses Haar, das ihm in die Stirn fiel, große, blutrote Augen und schmale Lippen, auf welchen er nervös herumkaute.

''Tut mir leid, ich wollte nicht unhöflich sein. Mein Name ist Castiel. Meine Gabe ist es, zu spüren, wenn gewisse Personen in der Nähe sind. Zu ihnen gehört meine Gefährtin Nasuada, die mit den Meistern und der oberen Garde unterwegs ist. Sie sind in etwa einer Stunde hier.''

Erleichtert stieß ich einen kleinen Freudenschrei aus. Dabei war es mir egal, wie mich die anderen musterten oder was sie von mir dachten. Das einzige wichtige war, dass ich Caius in etwa einer Stunde endlich wieder in die Arme schließen konnte.

''Vielen Dank, Castiel!''

''Kein Problem'', lachte er leise.

Ganz hibbelig geworden, konnte ich einfach nicht mehr stillsitzen. Ich musste mich auspowern. Deswegen verließ ich den Thronsaal und stand fünf Minuten später in voller Trainingsmontur im Trainingsaal. Zur Aufwärmung ging ich die verschiedenen Techniken durch, die Caius mir beigebracht hatte. Dann stellte ich mich vor eine Puppe hin und begann auf diese einzudreschen. Als mir mit der Zeit langweilig wurde, beschloss ich Tricks, die ich schon vorher kannte, aufzufrischen. Ich rannte auf die Wand zu, stieß mich von dieser ab und machte einen Rückwartssalto. Sicher landete ich auf den Beinen. Lächelnd wiederholte ich diese Übung ein paar Mal. Dann übte ich das Abrollen. Den rechten Arm mit der flachen Hand voraus strecken, den linken Arm beugen und auf Kopfhöhe halten. Dann nahm ich Anlauf und rollte mich geschickt ab. Ich schaffte es auch nach dem Anlauf in die Luft zu springen und mich erst dann abzurollen.

Lethal Eyes #Wattys2016Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt