♦ Kapitel 7 ♦ - ,,Schau mich an, Jade.''

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Der braunhaarige Mann wendete sich wieder Aro zu. Seine blutroten Augen leuchteten auf, ein grimmiger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. 

''Du hast mich erwischt, Aro'', gab Seth zu, ''ich bin hier, um fünf neue Mitglieder in meinem Zirkel zu melden. Drei davon besitzen eine Gabe. Gabe kann das Wetter kontrollieren, Aaron das Metall und Caroline kann dein Blut kochen lassen. Schmerzhafte Erfahrung...''

''Interessant... wo sind sie denn?''

''Sie konnten nicht mitkommen, da es einen Vorfall gab.''

''Was ist passiert?'', wollte Caius wissen.

''Werwölfe haben meinen Zirkel angegriffen. Johanna, Tobias und Arianna sind ermordet worden.''

''Unser herzliches Beileid, Seth. Aber was ist mit diesen Werwölfen? Leben sie noch?'', knurrte mein Liebster.

''Sie sind abgehauen. Ihre Spur konnten wir nicht mehr verfolgen...''

''Wir kümmern uns darum'', versprach Aro.

Ein erleichterter Ausdruck huschte über Seths Gesicht. 

''Vielen Dank. Ich muss jetzt wieder los, mein Zirkel braucht mich.''

''Machs gut, Seth. Brauchst du Wachen, die dich zurück begleiten?''

''Natürlich nicht, Aro'', lachte Seth, ''aber danke für das Angebot. Ach ja, viel Glück euch beiden, Caius und Jade.''

''Danke!'', sagten wir synchron.

Seth warf uns noch ein Lächeln zu, dann drehte er sich um und verschwand.

''Wie viele Vampire gehören seinem Zirkel an?'', fragte ich, als Stille eingekehrt war.

''Lass mich überlegen... Ich glaube jetzt sind es 74.''

''74?!'', staunte ich.

Aro nickte bestätigend.

''Oh.''

''Ach ja, Jade, das nächste Mal handelst du erst, wenn wir es dir befehlen, verstanden?''

Widerwillig nickte ich.

Tut mir schrecklich leid, dass ich euch beschützen wollte!, dachte ich angepisst.

Ich war ein Mensch, der wirklich gar nicht mit Negativem umgehen konnte, so wie mit Komplimenten. Bei Komplimenten wusste man nie so recht, ob sie erst gemeint waren, vor allem bei der eigenen Familie. Da sollte man doch etwas nettes sagen, oder nicht? Mein Vater hat mir immer erzählt, wie wunderschön ich doch sei. Doch davon habe ich nie etwas bemerkt. In der Schule und im Waisenhaus habe ich nie viele Freunde gehabt. Ich habe mich gelegenheitlich mit ihnen getroffen, aber nie meine Geheimnisse preisgegeben. Und Jungs haben sich nie für mich interessiert. Nach dem Verschwinden meiner Zwillingsschwester habe ich mich zurückgezogen und nur das nötigste geredet. Ich bin den meisten aus dem Weg gegangen und wurde immer mehr zum Aussenseiter. 

''Jade?'', riss mich Caius Stimme aus meinen Erinnerungen.

''Hm?''

''Geht es dir gut?''

Als ich zum Sprechen ansetzen wollte, kamen mit einem Schlag meine Kopfschmerzen zurück. Mein Gesicht war schmerzverzerrt. Keuchend schnappte ich nach Luft, mein Atem ging stoßweise. Meine Finger, die zuvor mit Caius Finger verschränkt waren, verkrampften sich und krallten sich in seine weiche, makellose Haut. Meine andere Hand legte sich auf meine Stirn. Ich kniff die Augen zu, in der Hoffnung, dass es besser werden würde. Doch das wurde es nicht, stattdessen wurden die Schmerzen mit jeder Sekunde schlimmer. Mein Gehör schaltete sich einfach ab. Ich nahm meine Umwelt gar nicht mehr wahr, konzentrierte mich nur auf den Schmerz. Aufgeregte Stimmen riefen durcheinander. Caius schüttelte mich. Jemand schrie ihn an, er sollte das lassen. Kalte Hände nahmen sanft meine Hand von der Stirn und legten sich anschließend auf sie. Ich spürte, wie mein Bewusstsein langsam schwand. Doch noch bevor es so weit kommen konnte, sah ich hinter meinen Lidern grünes Licht, das immer heller wurde. Geblendet schlug ich meine Augen auf. Verschwommen nahm ich wahr, dass eine Person vor mir in die Hocke gegangen war. Seine Lippen bewegten sich, er sprach mit mir, doch ich verstand nichts. Die Kopfschmerzen verschwanden genau so schnell, wie sie gekommen waren und hinterließen ein dumpfes Pochen. Eine Stimme drang an mein Ohr, fragte mich, was soeben geschehen war.Doch ich konnte nicht antworten, denn mein Mund war ausgetrocknet. Das Gesicht vor mir nahm immer mehr an Farben und Konturen an. Ich erkannte langsam, dass es Aro war, der da mit mir sprach. Doch wie konnte ich ihm begreiflich machen, dass ich nicht reden konnte/wollte? Stumm sah ich ihn an, sah zu, wie sein Gesichtsausdruck langsam immer zorniger und dennoch besorgter wurde. 

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now