♦ Kapitel 5 ♦ - ,,Es ist immun gegen meine Gabe!''

1.7K 72 2
                                    

Als wir endlich in Zürich ankamen, war es bereits mitten in der Nacht. Langsam schlichen wir durch die stillen Wälder, die um diese Uhrzeit unheimlich wirkten. Die hohen Bäume warfen lange Schatten auf den trockenen Boden, der durch die Sonne schon ganz dürr geworden war. Der Mond spendete das einzige Licht, das den Weg ein wenig erhellte. Unsere Schritte waren lautlos, das einzige, was die Stille störte, waren unsere flatternden Umhänge. Die Tiere verkrochen sich verängstigt im Unterholz, als sie unsere flatternden Umhänge gehört hatten. Eine mitternächtliche Brise wehte uns den Geruch von Abgasen daher. Ganz in der Nähe war das Rauschen eines Baches zu hören.

Dann unterbrach Caius die angenehme Stille.

''Jane, du schnappst ihren Geruch auf und suchst ihren Unterschlupf, während Jade und ich noch schnell ein Abendmahl zu uns nehmen werden. Du kannst unterwegs jagen gehen. Wir treffen uns dann einfach wieder hier.''

''Natürlich, Meister.''

Nach einer schnellen Verbeugung rauschte sie davon. Alles was von ihr zurück blieb, war ihr süßlicher Geruch, der von der Luft weggetragen wurde.

''Komm mit'', sagte Caius nach einer Weile, als er angestrengt in die Dunkelheit gelauscht hatte, ''nicht weit weg von hier feiern ein paar Jugendliche eine Party. Suchen wir uns geeignete Opfer, den ich habe langsam wirklich hunger.''

''Alles klar'', entgegnete ich, packte seine Hand und zog ihn mit mir mit.

Zusammen schlichen wir zu der kleinen Party. Drei Autos waren in der Nähe geparkt, versteckt zwischen den Bäumen, damit man sie nicht sah. Auf einem Auto knutschte ein Paar gerade wie wild rum. Unter sich hatten sie eine Decke ausgebreitet. Sechs weitere Jugendliche, davon vier Jungs und zwei Mädchen, sassen auf zwei Baumstämmen um ein kleines Lagerfeuer. In ihren Händen hielten sie einen Becher gefüllt mit Alkohol. Wahrscheinlich irgendetwas Gemischtes. Ein weiteres Pärchen erhob sich von einer Decke ganz in der Nähe und schlenderte Hand in Hand in den dunklen, gefährlichen Wald. Wir warfen uns gegenseitig einen Blick zu, der heißen sollte, dass unsere Opfer feststanden. Leichtfüssig tapsten wir ihnen nach. Nach etwa hundert Metern stoppten sie und setzten sich dicht aneinander gedrängt auf einen kleinen Felsen. Ihre Hände waren immer noch verschränkt. Der Mondschein erhellte die Gesichter der durchschnittlichen Menschen. Beide hatten langweilige, braune, ausdruckslose Augen. Das schwarze Haar des Jungen war in einem Undercut geschnitten worden. Die braunen Haare des Mädchen fielen ihr glatt und strohig über die Schultern. 

Wir sprangen den Felsen hinauf. Leise landeten wir hinter ihnen. Ich riss das Mädchen zu mir und brach ihr blitzschnell das Genick, sodass ihr keine Zeit zum Schreien blieb. Voller Vorfreude rammte ich ihr meine inzwischen verlängerten Zähne in den Hals und saugte ihr ihr Blut mit ein paar großen Schlücke aus. Caius tat dasselbe. 

Nachdem ich Caius fragend angestarrt hatte, gab er mir mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass wir die Leichen dort unten in die Schlucht rein werfen würden. Genau dies taten wir also dann. 

Als die Leichen entsorgt waren, schlichen wir zurück zu der Party. Fragend sah ich Caius an und deutete auf die noch volle Vodkaflasche ganz in der Nähe. Lächelnd nickte er mir zu. Ich schnappte sie mir blitzschnell und eilte mit ihm zurück zu unserem Treffpunkt.

Dort angekommen, sahen wir Jane an einem Baum lehnen. Blut tropfte aus ihren Mundwinkeln. Ich lächelte sie beide an, während ich den Deckel aufdrehte. Dann setzte ich die Flasche an meine Lippen und nahm einen großzügigen Schluck von dem himmlischen Gesöff. Das vertraute Brennen lief mir den Hals bis zum Magen hinab. Freudig schloss ich die Augen und dachte nach, wann ich das letzte Mal etwas getrunken hatte. Dann reichte ich die Flasche an Caius und Jane weiter. 

Als die Flasche endlich leer war - und wir natürlich nicht betrunken waren, Alkohol machte uns Vampiren nichts aus, da wir erstens nicht mehr lebendig waren und es deshalb nicht in unsere Blutbahn weiter gereicht werden konnte - schoss Caius die Flasche in den Wald. Mit einem lauten Klirren zersprang sie in ihre Einzelteile. Wir schauten uns lachend an, denn wir wussten, im nächsten Moment würden die anderen Jugendlichen hier sein und schauen, was die Geräuschequelle gewesen war. Natürlich würden sie nichts außer den Splittern finden und deshalb wieder zurück gehen, als wäre nichts gewesen. Also machten wir uns in Vampirgeschwindigkeit davon und rannten Jane hinter her, die sich zielorientiert den Weg durch den Wald bahnte. 

Lethal Eyes #Wattys2016Where stories live. Discover now