My Little Angel #38

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Youtube: "Emotional Music - Fallen Tears" von BrunuhVille

"Mom, Dad..Sagt schon!" Meine Stimme zitterte vor Angst und die Neugier stieg mir schon glatt über den Kopf. Mein Dad richtete seine Blicke auf meine Mom und legte seinen Arm um sie.
"Katrin, ich denke das die Zeit endlich gekommen ist. Komm, ich bring dich in unser Zimmer. Ich werde mit ihr reden..-"
"Nein, John. Ich werde hier bleiben", gab meine Mom ernst von sich und nahm das Fotoalbum in ihre zitternden Hände. Sie strich langsam über das Foto von dem kleinen Jungen, während ihr Schluchzen dabei immer lauter wurde.
"Aber..-", entgegnete mein Vater, wurde dann jedoch von meiner Mutter wieder unterbrochen.
"John, es ist okay. Mach dir keine Sorgen um mich. Ich will dabei sein."

Das Verhalten von meinen Eltern beunruhigte mich noch mehr. Worüber wollen sie jetzt mit mir reden?

Letztendlich akzeptierte mein Vater die Entscheidung meiner Mutter.
"Also Helena, ich weiß gar nicht, wo ich jetzt anfangen soll, aber ja, Jason ist dein Bruder", begann mein Vater zu erzählen. Beim letzten Teil zitterte dabei seine Stimme und es fiel ihm ihm deutlich schwer darüber zu reden.
"W..Was?", stotterte ich geschockt und schaute meine Eltern mit großen Augen an.
Jason ist mein Bruder?
Ich weiß nicht, was ich gerade fühlen soll. Hass und Enttäuschung, weil meine Befürchtungen wahr sind oder Freude, weil ich nach vielen Jahren erfahre, dass ich einen Bruder habe, von dem ich nichts wusste. Das ist so lächerlich. Am liebsten würde ich einfach nur lachen. Lachen, weil mir sonst keine andere Reaktion einfällt.
"Dad, ist dir gerade bewusst, was du da von dir gibst?! Das ist doch nur ein Witz, oder? Ihr wollt mich bestimmt nur verarschen, stimmt's?"
"Helena, so schwer es mir auch fällt. Nein, es ist die Wahrheit. Jason ist dein Zwillingsbruder", seufzte mein Vater und seine glasigen Augen zeigten mir auch, dass er die Wahrheit sagte.
Soll ich lachen oder weinen?
Selbst das Wetter fühlte gerade mit mir. Es begann draußen extrem zu regnen und ein Gewitter schien auch nicht weit entfernt zu sein. Genau wie meine Gefühlslage gerade.
Bitte, sei nur ein Traum! Ich will einfach aufwachen.

Mein Vater, der meinen schlechten Zustand bemerkte, fuhr mit seiner Erklärung fort. Meine Mutter dagegen starrte immer noch mit ihren leblosen Augen auf das Bild.
"Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, aber du warst kein Einzelkind, Helena. Du hattest einen Zwillingsbruder. Mit einem zehn Minuten Unterschied war Jason der Ältere. Er hatte auch deine blonde Haarfarbe und die eisblauen Augen, aber dennoch seid ihr komplett unterschiedlich gewesen. Er war eher das hyperaktive Kind und du die kleine Brave. Ihr hattet euch wirklich jede Sekunde gestritten, aber im nächsten Moment seid ihr wieder unzertrennlich gewesen. Ihr hattet eine sehr starke Bindung zueinander."

Tränen liefen ihm währenddessen über seine Wangen. Seine Blicke waren auf den Boden gerichtet, aber bei seinen letzten Sätzen umrundete ein schwaches Lächeln seine Lippen. Er schien sich wieder an die schöne Zeit von damals zu erinnern.
Für mich jedoch war jedes Wort, das aus seinem Mund kam, schmerzhaft. Jedes Wort traf mich hart, denn jedes Wort war die Realität und ein Teil meines Lebens, an das ich mich, warum auch immer, nicht mehr erinnern konnte.
Wie konnte ich meinen Bruder vergessen?

"W..Was ist danach passiert? Wo ist er jetzt? Warum kann ich mich nicht mehr an ihn erinnern? Warum habt ihr ihn nie erwähnt?" Ich bombardierte ihn mit meinen Fragen.
Diese Fragen muss er mir aber beantworten.
"Eins nach dem anderen. Kurz nach eurem dritten Geburtstag hattet ihr einen schweren Autounfall. Ich war arbeiten, während eure Mom mit euch in den Freizeitpark gefahren ist. Dann bekam ich nur noch diesen schrecklichen Anruf..", schluchzte er und richtete seine Blicke auf mich.
"Ich bin sofort ins Krankenhaus gefahren und ihr alle hattet schwere Verletzungen. Ich wusste nicht, was ich in dem Moment tun sollte..-"
Meine Mutter, die die ganze Zeit über nichts gesagt hatte, unterbrach ihn diesmal.
"Wir hatten so viel Spaß dort. Es war unser Geschenk zu eurem dritten Geburtstag gewesen und alles war so schön am Anfang. Du und Jason..Ihr habt euch immer um den Beifahrersitz vorne gestritten. Deswegen solltet ihr euch immer abwechseln. An dem Tag war Jason eigentlich dran, aber er hat dich nach vorne gelassen und gemeint das es sein Geburtstagsgeschenk für dich wäre. Er saß hinten und hat uns wie immer zum Lachen gebracht. Hätte ich gewusst das alles so enden würde, wäre ich nie dahin gefahren. Das ist alles meine Schuld", schluchzte sie voller Tränen und starrte immer noch nur auf das Bild von dem lächelnden Jason.

Auch mir liefen Tränen über meine Wangen. Ein erdrückendes Gefühl breitete sich in meiner Brust aus.
"Katrin, das war nicht deine Schuld! Fang nicht schon wieder damit an", seufzte mein Vater und legte wieder seinen Arm um sie.
"Mom, was ist danach passiert?", fragte ich sie mit großen Augen.
"Es gab mal wieder Stau auf der Autobahn. Ich habe gebremst und unser Auto hielt dann auch. Doch ein LKW hat das nicht getan und ist von hinten gegen unser Auto gefahren. Ich war dann einfach weg. Alles war dunkel und dann habe ich meine Augen wieder im Krankenhaus geöffnet."

Das kann doch nicht wahr sein..

"U..Und was ist mit ihm passiert?", fragte ich leise.
Obwohl ich mir die Antwort auch vorstellen konnte, wollte ich es einfach nicht glauben.
"Der hintere Teil des Autos war komplett zerstört und er saß dort. Er ist auf dem Weg ins Krankenhaus gestorben."
Das Schluchzen meiner Mutter wurde immer lauter und mein Vater strich ihr sanft über ihren Rücken.

Nein..

"Er ist wegen mir gestorben. Jason hätte überlebt, wenn er mir seinen Platz nicht gegeben hätte. I..Ich bin Schuld an seinem Tod", stotterte ich monoton vor mich hin, während das Gewitter draußen, wie das Gewitter in mir, immer lauter wurde.

Da ich heute viel Zeit hatte (Ferien haha), lade ich das neue Kapitel einfach heute schon hoch! ^-^

Könnt mir gerne eure Meinungen zu dem Kapitel sagen! :D

My little AngelWhere stories live. Discover now