My little Angel

My Little Angel #4

"Ihr hattet wieder Streit, oder?", fragte Lene mich im Auto, während sie sich auf die Straße konzentrierte.
"Ja, so sind meine Eltern halt. Du kennst sie doch", antwortete ich und der Gedanke, dass ich ohne ihre Erlaubnis aus dem Haus gegangen war, bedrückte mich schon wieder.
"Hm..", seufzte Lene und wechselte sofort das Thema, um mich aufzumuntern. "..Du siehst echt wunderschön aus, Schatz. Dein Kleid ist extrem bezaubernd."
Mein Kleid gefiel mir auch echt gut. Es war ein dunkelrotes, trägerloses Minikleid. Meine blonden langen Haare hatte ich dazu auch noch geglättet.
"Danke. Du aber auch", sagte ich und sie lächelte.

Nach einer Weile parkte sie das Auto vor einer großen Villa.
"Wir sind da. Komm", rief sie erfreut und sprang aus dem Wagen. Ich folgte ihr und schon standen wir in einem riesigen Raum voller Menschen. Die Musik war laut und auf der Tanzfläche in der Mitte tanzten viele Paare eng aneinander geschlungen. Alle anderen waren im Raum verteilt. Sie tranken Alkohol, unterhielten sich und viele waren wild am rummachen.
Genau so habe ich mir diese Partys immer vorgestellt. Nichts besonderes, sondern nur Besoffene in jeder Ecke.

Lene nahm meine Hand und wir quetschten uns durch die ganze Menschenmenge, an einen freien Stehtisch.
"Wow! Hier ist ja sehr viel los", schrie ich Lene zu, da die Musik es nicht ermöglichte, normal reden zu können.
"Ja. Hier ist es immer so. Ah und Helena? Lass dich nicht von komischen Typen hier verführen! Man weiß nie, was solche besoffene Idioten machen können. Also bleib an meiner Seite, okay?"
Ich nickte und genoss die Musik.
Sturzbesoffen liefen hin und wieder Paare nach oben. Wer weiß, was da oben so abgeht. Wenn ich ehrlich sein soll, will ich es gar nicht erst wissen.

Plötzlich gesellte sich Mike, der Besitzer der Villa und somit der Partygeber, zu uns beiden. Mike gehörte auch zu den 'obercoolen' Jungs der Schule.
"Hey Lene und oh? Hey Helena", begrüßte er uns und schaute mich überrascht an.

Jetzt fängt das "oh-du-bist-ja-auch-gekommen"-Drama an. Ich hasse es.

"Hey", antwortete ich und gab ihm ein gespieltes Lächeln.
"Oh, hat mich gewundert dich hier zu sehen. Normalerweise kommst du ja nicht auf Partys und so", sagte er und lächelte zurück.

Ach echt? Was für ein Brain er doch ist!

"Ja, ne kleine Veränderung halt", log ich und versuchte es glaubhaft rüberzubringen und wow er hatte es mir, zu meinem Wunder, sogar abgekauft.

"Sau cool!" Er sah etwas angetrunken aus um ehrlich zu sein.

"Äh..Mike? Ähm..nun ja..wie geht es dir denn so? Die Party ist echt der Hammer", stotterte Lene und schaute ihn verlegen an.
Warte mal eine Sekunde!
Hat Lene Interesse an Mike?
Sie hat noch nie bei einem Gespräch mit einem Jungen so verlegen und schüchtern geguckt.
Sie unterhielten sich eine ganze Weile und Lene schaute ihn immer mit einem strahlenden Lächeln und funkelnden Augen an.
Okay, Lene hat es ernsthaft erwischt!
Die Dame wird etwas erleben, wenn wir im Auto sitzen. Sowas muss sie mir doch sagen.

Schließlich wollte Mike mit Lene tanzen. Es lief ein romantischer slow Song. Lene schaute mich mit ihren unschuldigen Augen fragend an, weil sie mich eigentlich nicht alleine lassen wollte. Doch sie ist mein Engel und das ist ihr Moment.
Ich nickte ihr aufmunternd zu.
"Na, geh schon. Viel Spaß", sagte ich und zwinkerte.
"Sicher?", fragte sie vorsichtig.
"Ja, Logo. Nun geh", antwortete ich und sie nickte.
"Danke! Du bist die Beste", rief sie mir noch zu und ging dann mit Mike auf die Tanzfläche.
Sie tanzten eng aneinander geschlungen und sahen aus wie ein total verliebtes Paar. Zu süß um wahr zu sein!

Nun stand ich schon eine ganze Weile alleine hier und nahm ab und zu einen Schluck von Lenes Bierglas. Aus den 'Schlückchen' hätte man jedoch  irgendwann schon ein paar große Gläser zusammen gekriegt. Ich wollte einfach die quälenden Gedanken, die mich plagten, und das Geschehen mit meinen Eltern vergessen. Lene tanzte immer noch mit Mike auf der Tanzfläche und sie sahen sehr glücklich aus.
Ich freute mich so für sie.

Während ich mit voller Begeisterung und Freude den beiden zusah, gesellte sich plötzlich jemand zu mir an den Tisch.
"Helena?", fragte die bekannte Stimme und mein Herz machte einen kleinen Sprung.
Ich schaute hoch und sah Ryan neben mir lächelnd stehen.
"H..Hey..", stotterte ich und bemerkte, wie die Nervosität wieder in mir stieg. Jedesmal wenn der Junge vor mir steht, übernimmt mein Herz die komplette Kontrolle über meinen Körper. Unglaublich!
"Äh..du weißt doch sicherlich, wer ich noch bin, oder?", fragte er und strich sich verlegen durch seine Haare.
Als ob ich ihn jemals vergessen könnte!
"Ja Ryan, ich weiß wer du bist."
Ein Lächeln breitete sich auf seinen Lippen aus und seine Augen strahlten.
"Und was machst du hier so alleine?", fragte er mich und trank aus seinem Bierglas.
"Nun ja, eigentlich war ich nicht alleine, aber meine Freundin ist gerade tanzen und im siebten Himmel, also muss ich warten bis sie da wieder runter kommt", erklärte ich ihm kichernd und er musste lachen.
Sein Lachen ist so umwerfend!
Aber die Frage ist doch, was denn nicht so umwerfend an ihm ist? Nichts. Er ist einfach perfekt.