Nik und Leonie verschwinden und ich bleibe allein zurück mit Kol. Er steht direkt hinter mir, traut sich aber nicht wirklich mich anzufassen. "Du bist ganz schön fies zu ihr" Ich seufze und drehe mich um. "Sie stellt sich einfach an. Sie ist der Mittelpunkt von allem was ihr macht. Das ich sie mir auf den Sack geht ist wohl klar...", erkläre ich ihm ruhig.

"Geht es dir wirklich gut?", hakt er erneut skeptisch nach. Kurz schmunzle ich über seine Sorge, nicke jedoch und gehe an ihm vorbei. "Wohin willst du denn?" Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um. "Ich habe einen Geschäftspartner in der Stadt. Also werde ich einfach einige Geschäfte erledigen. Das könnte etwas dauern", sage ich und gehe weiter, komme jedoch nicht sehr weit da Kol sich blitzschnell vor mich stellt. "Ich werde mitkommen"
Ich verziehe das Gesicht. "Sicherlich wirst du das nicht. Meine Geschäfte gehen dich nichts an Kol. Geh zurück nach Mystic Falls und laufe Leonie weiter wie ein räudiger Köter hinterher. Das machst du sonst doch auch..."
Wow, wo kommt denn diese Eifersucht her?

Lange sieht er mich an. "Bist du wirklich so Eifersüchtig auf Leo? Ich will nichts von ihr...Okay, ich bevor ich wusste das du lebst, da wollte ich etwas von ihr, aber ich denke das war einfach mehr aus Rivalität zu Niklaus. Aber du bist da Alex. Und ich will dich. Und ehrlich gesagt habe ich Angst, wenn ich dich durch diese Türe gehen lasse, das du nicht mehr wieder kommst"Leicht presse ich meine Lippen aufeinander. "Du hast nicht einmal Anstalten gemacht mich zu suchen oder dich zu erkundigen ob ich noch lebe oder wo ich bin. Du hast mich vergessen, sobald du diesen Köter kennengelernt hast. Und ich wiederhole das jetzt nur einmal: Halte dich gefälligst aus meinen Geschäften heraus. Ich werde wiederkommen Kol. Aber dann, wenn ich es für richtig halte und ich mein Business erledigt habe", blaffe ich ihn an. Sprachlos sieht er mich an und lässt mich passieren, sodass ich endlich  in Vampirgeschwindigkeit in der dunklen Nacht verschwinden kann. Regen prasselt auf meine Haut und ich schließe für einen Moment genießend die Augen, ehe ich mich dazu entschließe zu Elijah zu gehen.

Als ich das Anwesen erreiche, werde ich überflutet mit Erinnerungen aus unserem vergangenen Leben. Ein leben welches wir vor über zweihundert Jahren hier in New Orleans geführt haben. Wir nannten New Orleans unser "zuhause". Doch schon damals haben sich die Zeiten geändert. Wir waren Jahrhunderte keine richtige Familie. Wir waren nur auf der Flucht. Wir redeten uns das alles nur ein, das wir noch eine Familie wären, dabei sind wir auseinander gebrochen. Unser aller Leben änderte sich drastisch, als Mikael in der Stadt auftauchte und jagt auf uns machte. Elijah und ich verschwanden nach dem großen Brand nach New York City. Klaus und Rebekah flüchteten nach Miami, während Kol erdolcht in einem Sarg lag.
Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen.
Diese Stadt ist einfach schon immer verflucht gewesen. Sie hat mehr schlechte Erinnerungen, mehr Böses in sich, als Gutes und schöne Erinnerungen. Noch nie habe ich verstanden was Rebekah so anziehend an diesem Kaff fand. Schon gar nicht an Niklaus kleinen Bastard Marcel.

Ich atme tief ein und gehe die Treppe hinauf zu der großen Haustür. Bevor ich sie öffnen kann, kommt mir jemand zuvor und ich sehe in die warmen liebevollen Augen von Elijah.

Sofort zieht er mich in seine Arme. Ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals. Es tut einfach gut ihn bei mir zu wissen, ihn zu spüren und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu haben. Elijah ist die einzige Person, mit der ich so offen und ehrlich sein kann, das ich ihm wirklich alles anvertraue. Er ist immer für jeden von uns da, besonders für Niklaus und mich. Schon immer habe ich die Befürchtung gehabt, das er sich wegen irgendetwas schuldig fühlt, doch wirklich getraut habe ich mich noch nicht, ihn danach zufragen.
Langsam lösen wir uns von einander und er führt mich ins Wohnzimmer. Erstaunt sehe ich mich um. Er hat wirklich etwas aus dieser Bude gemacht.
"Wieso hast du mir eigentlich nicht gesagt, das dein kleiner Bruder in Mystic Falls ist?", platzt es mir schließlich vorwurfsvoll heraus und ich sehe ihn an. Amüsiert sieht er mich an. Natürlich hält er meine Gründe, wieso ich mich darüber so aufrege und ärgere, für lächerlich. Dennoch würde er mir das niemals so ins Gesicht sagen, außer ich würde ihn provozieren, wie es damals im 14. Jahrhundert war. Innerlich muss ich darüber Grinsen. Es war wirklich amüsant gewesen damals.
"Ich dachte ehrlich gesagt nicht, das Kol noch da sein würde, wenn du dort erscheinst. Ich dachte eigentlich er wäre längst fort...", verteidigt er sich.
Ich seufze. "Na schön. Ist ja jetzt egal. Ich werde mit dem Sturkopf schon fertig...", sage ich leise. Mein Blick bleibt auf Elijah haften, der sich jetzt mit mir auf das Sofa setzt. "Hast du eigentlich eine Ahnung wo ich den letzten Weißeichenpfahl finden soll? Ich habe keinen blassen Schimmer wo Klaus ihn verstecken könnte. Ich suche schon seit Tagen immer wieder nach ihm, doch kann nichts finden"

Elijah überlegt einen Moment. "Versuche in seinem Kopf zu suchen. Du weißt doch, das du da am besten anfängst. Aber unauffällig...", seine Stimme bricht am Ende und ich sehe wie er mich traurig mustert. "Hör auf dir Sorgen zu machen, er wird mich nicht erwischen..." "Du weißt was er mit dir macht, wenn er es doch tut... Er kennt bei Verrat keine Gnade, Alex. Du weißt das besser als jeder andere" Ich schlucke leicht. "Das haben wir gemeinsam", stimme ich zu. Lächelnd nehme ich ihn in den Arm bevor ich mich wieder auf den Weg nach Mystic Falls mache.  Die Nacht ist vorüber und die Sonne erkämpft sich langsam ihren Platz am Himmel, während sie ihn in ein gleißendes orange färbt. Wunderschön.

Am Vormittag komme ich in der Villa an und lege mich erst einmal in die Badewanne. Ich ignoriere die Fragen von Luke und Leo. Denn ich brauche jetzt ein paar Stunden Entspannung und Ruhe. Diese werde ich aber nicht bekommen wenn Leonie mich nicht in Ruhe lässt.

Sauber und nach einigen viel zu wenigen Stunden Schlaf, komme ich in das Wohnzimmer, wo sich anscheinend alle befinden. "Kol, wo ist Leonie?", frage ich ihn sofort und leere dabei meine Blutbeutel, die ich mir aus dem Kühlschrank mitgenommen habe. Ich habe ganz vergessen, welchen Hunger ich hatte.

"Sie ist mit Luke so ein komisches unnötiges Geschwisterding machen", gibt er mir knapp als Antwort und konzentriert sich wieder auf sein Videospiel. Also eines muss man mal gesagt haben: Wenn man unsterblich ist, vergeht die Zeit nur wie im Zeitraffer. Alles ist viel zu langsam.

Alexandria Petrova - The OriginalWhere stories live. Discover now